Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
würde sie ernst nehmen, wenn sie sich selbst nicht ernst nähme.
Als sie ihre Ordner schloss und sich umblickte, war sie erstaunt, wieso ihr nicht die Idee gekommen war, sich einen Kaffee zu kochen.
Sie drehte sich um, als es an ihrer Tür klopfte. Ihr erster Gedanke, als sie Zack sah, war: nicht jetzt. Sie hatte sich noch nicht wieder so weit im Griff.
Aber er öffnete schon die Tür, betrachtete sie bereits prüfend über die kurze Distanz von der Vordertür bis zur Küche, wo sie stand. »Ist mit dir alles in Ordnung, Nell?«
»Ja.«
»Das sieht aber gar nicht danach aus.«
Sie konnte sich vorstellen, wie sie aussah. »Ich habe mich
vorhin nicht wohl gefühlt.« Verlegen fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. »Ich hatte Kopfschmerzen und habe mich ein bisschen ausgeruht. Mir geht es jetzt wieder gut.«
Tiefe Ringe unter den Augen und blass, jedenfalls weit entfernt von ›gut‹ in Zacks Augen. Er könnte sie ebenso wenig allein lassen und verschwinden, wie er einen ausgesetzten Hund einfach übersehen würde.
Diego brach das Eis, indem er aus einer Ecke angezischt kam und einen Angriff auf seine Schuhe startete. Zack hob den Kater grienend auf und streichelte sein Fell, als er auf Nell zutrat. »Hast du etwas eingenommen?«
»Ja.«
»Irgendwas gegessen?«
»Nein. Ich brauche keine Krankenschwester, Zack. Es waren nur Kopfschmerzen.«
Aber schlichte Kopfschmerzen führen nicht dazu, dass eine Frau einen Besuch abbrach, indem sie aus dem Haus stürzte, als ob der Teufel hinter ihr her wäre. Und genau das waren Gladys Worte. »Du siehst reichlich kaputt aus, meine Süße, deswegen werde ich dir den traditionellen Aufmunterer der Todd-Familie verabreichen.«
»Das ist nett von dir, aber ich wollte eigentlich arbeiten.«
»Lass dich nicht abhalten.« Er drückte ihr den Kater in die Arme und trat hinter ihr an den Kühlschrank. »Ich bin nicht viel wert in der Küche, aber dies hier kann ich gut – genau wie meine Mutter, wenn einer von uns sich nicht wohl gefühlt hat. Hast du irgendwelche Marmelade?«
Sie stand direkt vor ihm, dachte sie verblüfft. Wieso erblindeten Männer regelmäßig, sobald sie auch nur die Kühlschranktür öffneten? »Zweites Regal.«
»Ich kann es nicht – oh, da ist sie ja. Wir haben immer Weintrauben genommen, aber Erdbeere tut es auch. Arbeite du nur. Kümmere dich nicht um mich.«
Nell setzte Diego an seinem Futternapf ab. »Was wird das?«
»Rühreier und Marmeladen-Sandwiches.«
»Marmeladen-Sandwiches.« Zu müde, um etwas dagegen einzuwenden, setzte sie sich. »Das klingt perfekt. Mrs. Macey hat dich angerufen, nicht wahr?«
»Nein. Ich bin ihr über den Weg gelaufen. Dabei erwähnte sie, dass du dich über irgendwas aufgeregt hast.«
»Ich habe mich nicht aufgeregt. Ich hatte Kopfschmerzen. Die Bratpfanne steht im unteren Schrank, links.«
»Ich finde schon, was ich brauche. Es ist hier nicht groß genug, um viel verstecken zu können.«
»Machst du Rühreier und Marmeladen-Sandwiches für jeden Inselbewohner, der Kopfschmerzen hat?«
»Das kommt darauf an. Ich mache es für dich, weil du mich aus dem Gleichgewicht bringst. Hast du vom ersten Moment an. Und wenn ich hierher komme und feststellen muss, dass du aussiehst, als wärest du von einer Dampfwalze überrollt worden, mache ich mir Sorgen.«
Sie sagte nichts, als er die Eier aufschlug, Milch hinzugab – und zu viel Salz. Er war ein guter Mann, dachte sie. Ein freundlicher und rundum anständiger Mann. Sie hatte kein Recht dazu, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
»Zack, ich kann dir nicht das geben, was du von mir möchtest, was du suchst. Ich weiß, dass ich gestern – du musstest annehmen, dass ich es könnte, dass ich es wollte. Ich hätte dir nichts vormachen dürfen.«
»Woher willst du wissen, was ich suche und mir wünsche?« Er verquirlte die Eier in einer Schüssel. »Und was auch immer das ist, es ist mein Problem, oder?«
»Es ist nicht fair von mir, den Eindruck bei dir zu erwecken, dass etwas zwischen uns sein könnte.«
»Ich bin erwachsen.« Sie zuckte zusammen angesichts der Menge von Butter, die er in die Pfanne tat. »Ich erwarte nicht, dass es fair zugeht auf der Welt. Und Tatsache ist, dass bereits etwas zwischen uns ist. Es zu leugnen ändert nichts, aber
auch gar nichts daran.« Er drehte sich um, als die Butter zu schmelzen anfing. »Die Tatsache, dass wir noch nicht miteinander geschlafen haben, ändert auch nichts daran. Wir hätten es gestern getan, wenn
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