Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
hereinschlenderte.
»Einiges los hier.«
»Es ist toll, nicht wahr?«
»Ja, ganz schön aufgemotzt.«
»Du siehst selber ganz schön aufgemotzt aus.«
Ripley sah an ihrem kleinen Schwarzen für alle Gelegenheiten herunter. Es war ein kurzes, eng anliegendes Kleid mit dem Vorteil, dass sie es entweder zu einer Party oder zusammen mit einem Jackett zu offiziellen Anlässen tragen konnte.
»Ich habe dieses Teil in Schwarz und in Weiß. Damit bin
ich kleidermäßig auf alles vorbereitet.« Sie blickte sich um, sah absolute Ordnung, hörte das Brummen des Geschirrspülers, nahm verschiedene Gerüche war. »Wie schaffst du es bloß, das alles hier zu organisieren?«
»Ich bin brillant.«
»Scheint so.« Ripley stibitzte sich ein Eischnittchen und ließ es in ihrem Mund verschwinden. »Das Essen ist fantastisch«, mümmelte sie mit vollem Mund. »Ich habe dir noch gar nicht erzählt, dass das Picknick, das du für mich vorbereitet hast, wirklich toll war.«
»O schön. Wie lief es?«
»Ganz prima, danke.«
Ihr zufriedenes Lächeln verwandelte sich in eine Grimasse, als Mia eintrat.
»Ich wollte dir gratulieren.« Sie sah die Eischnittchen. »Ah, ein neuer Gang.« Sie nahm eins und biss hinein. »Köstlich. Hallo Ripley, ich habe dich fast nicht erkannt in deinem Kleid. Wie hast du es geschafft, dich zwischen deinem weißen und deinem schwarzen zu entscheiden?«
»Rate mal.«
»Fangt nicht wieder an. Ich habe keine Zeit, den Schiedsrichter zu spielen.«
»Keine Angst.« Ripley mopste sich ein zweites Eischnittchen. »Ich werde meine Energien nicht mit ihr vergeuden. Gladys’ Neffe aus Cambridge ist hier und sieht toll aus. Ihn werde ich mir mal vorknöpfen.«
»Es ist so beruhigend, dass einige Dinge sich niemals ändern.«
Nell seufzte nur. »Rührt ja nichts an«, befahl sie den beiden und eilte aus der Küche mit ihrem Tablett.
»Also …« Weil sie es vorzog, dem Gedränge aus dem Weg zu gehen, gleichzeitig aber großen Appetit hatte, lüpfte Ripley vorsichtig den Zipfel eines abgedeckten Tabletts. »Nell scheint gut drauf zu sein.«
»Warum sollte sie nicht?«
»Spiel nicht die Dumme, Mia, das passt nicht zu dir.« Ripley probierte ein paar von den glasierten, herzförmigen Keksen. »Ich brauche keinen sprechenden Spiegel, um zu wissen, dass sie harte Zeiten hinter sich hat. Eine Frau wie sie kommt nicht auf die Insel mit einem Rucksack und einem alten Buick, wenn sie nicht auf der Flucht ist. Zack nimmt an, dass irgendein Kerl sie missbraucht hat.«
Als Mia schwieg, lehnte sich Ripley an die Küchentheke, knabberte an ihrem Keks. »Sieh mal, ich mag sie, und mein Bruder ist in sie verschossen. Ich will ihr keinen Ärger machen, sondern ihr im Gegenteil helfen, wenn ich kann.«
»Privat oder offiziell?«
»Beides wenn nötig. Mir scheint, dass sie hier Anker werfen will, indem sie nicht nur für dich arbeitet, sondern auch noch dieses Catering-Geschäft anfängt. Sie beginnt ein neues Leben auf den Drei Schwestern. Das macht sie zu einer Bundesgenossin.«
»Gib mir einen davon.« Mia streckte ihre Hand aus, wartete, bis Ripley ihr einen der Herzkekse gab. »Was genau willst du von mir wissen, Ripley?«
»Wenn Zack Recht hat, dann würde das bedeuten, dass jemand hinter ihr her ist.«
»Was immer Nell mir im Vertrauen gesagt hat, muss ich respektieren.«
Loyalitätsmangel konnte man Mia wahrhaftig nicht vorwerfen, musste Ripley zu ihrem Bedauern zugeben. Loyalität war ihr heilig. »Ich habe dich nicht um einen Vertrauensbruch gebeten.«
Mia biss in ihren Keks und lächelte leicht. »Du kannst es einfach nicht über die Lippen bringen, nicht wahr?«
»Oh, zur Hölle mit dir.« Ripley schlug den Zipfel vom Kekstablett wieder ordentlich zurück und wollte ärgerlich aus der Küche stürmen. Aber etwas an der Art, in der Nell in
dieser wunderbar durchorganisierten Küche agiert hatte, mit erhitztem Gesicht, aber glücklich, hielt sie zurück.
Sie drehte sich noch einmal um. »Sag mir, was du gesehen hast. Ich möchte ihr helfen.«
»Ja, ich weiß.« Mia aß ihren Keks auf, wischte sich die Krümel von den Fingern. »Es gibt da einen Mann. Er jagt sie, er verfolgt sie. Er ist die Inkarnation aller ihrer Ängste, Zweifel, Sorgen. Wenn er hierher kommt, wenn er sie findet, wird sie uns beide brauchen. Und sie wird all ihren Mut brauchen, um ihre eigene Macht einzusetzen.«
»Wie heißt er?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Das wurde mir nicht offenbart.«
»Aber du weißt ihn.«
»Was sie
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