Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
ich diesen Laden hier eröffnet habe, dachten fast alle, dass ich es nicht schaffen würde. Ein kleiner Ort, reines Saisongeschäft.
Bücher und ausgefallene Getränke – das war doch nur was für die Stadt-Schickeria.« Sie hob ihre Hand, betrachte prüfend ihre Nägel. »Sie haben sich getäuscht. Ich wusste, was ich wollte und wozu ich fähig war. Und du weißt das auch.«
»In einem halben Jahr oder einem Jahr vielleicht«, stimmte Nell ihr zu. »Aber im Moment überfordere ich mich damit.«
»Warum warten? Du brauchst Startkapital, aber du kannst es nicht riskieren, bei der Bank einen Jungunternehmer-Kredit zu beantragen. Zu viele bohrende Fragen über Kreditwürdigkeit, beruflichen Hintergrund und so weiter.«
Mia neigte fragend ihren Kopf, als Nell seufzte. Sie liebte es, bereits mit dem ersten Schuss ins Schwarze zu treffen. »So vorsichtig du auch gewesen sein magst, es könnte irgendwo doch noch eine Lücke geben«, fuhr sie fort, »und du bist zu klug, um dieses Risiko einzugehen.«
»Ich habe darüber nachgedacht«, gab Nell zu. »Würde ich so starten, wäre das ein ständiger Druck. Nell Channing hat keine Kreditwürdigkeit, und es wird mich einige Zeit kosten, sie zu erwerben.«
»Das steht dem notwendigen Startkapital tatsächlich im Wege. Natürlich könnte ich dir Kreditwürdigkeit herbeizaubern, aber ich lehne Zauberei in Verbindung mit finanziellem Gewinn ab. Es ist so – unfein.«
»Mir erscheint der Gedanke, ein ausreichendes Budget für meine Basisausrüstung zu haben, nicht sonderlich unfein.«
Mia machte ein bedenkliches Gesicht. »Ich hatte eine Bekannte, die finanziell in der Klemme saß. Sie wendete einen Zauber an, der ihre Geldsorgen beseitigen sollte, und sie gewann in der folgenden Woche fünfzigtausend Dollar in der Lotterie.«
»Wirklich?«
»Wirklich. Sie konnte ihre Schulden zurückzahlen und sich
noch eine Woche Wellness-Urlaub in Miami leisten, in Doral Spa. Märchenhafter Ort, übrigens. Als sie zurückkam, ging erst ihr Wagen kaputt, dann bekam ihr Dach ein Leck und ihr Keller wurde überflutet, und schließlich weigerte sich ihre Versicherung, den Schaden zu bezahlen. Unterm Strich hatte sie die alten Sorgen gegen neue eingetauscht – allerdings dürfen wir die eine Woche Urlaub in Doral Spa nicht vergessen, die nicht unterschätzt werden sollte.«
Nell sah das Lachen in Mias Augen und rang sich ein Lächeln ab. »Ich höre dich noch. Magie ist nicht beliebig einsetzbar.«
»Du lernst schnell, kleine Schwester. Also, lass uns übers Geschäft reden.« Mia streifte sich ihre eleganten, hochhackigen Sandalen ab und legte ihre Beine hoch. »Ich bin an einer Investition interessiert.«
»Mia, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich über dein Angebot freue, aber …«
»Du möchtest es allein schaffen, und blah, blah, blah.« Mit einer nachlässigen Handbewegung wischte Mia Nells Einwand beiseite. »Bitte, benehmen wir uns wie Erwachsene.«
»Willst du mir gerade einen Kredit aus- oder einreden?«
»Ich versuche weder das eine noch das andere, obgleich ich beides gleich gut kann, wie man mir versichert hat. Und ich habe nichts erwähnt von einem Kredit. Über was wir hier reden ist eine Investition.«
Sie stand geschmeidig auf und holte für jeden eine Flasche Mineralwasser aus ihrer Mini-Bar. »Ich könnte dir einen Kredit geben, gewissermaßen als Gründungskapital. Sagen wir zehntausend, rückzahlbar in sechzig Monatsraten mit zwölf Prozent Zinsen.«
»Ich brauche keine zehntausend«, sagte Nell und drehte die Flasche fest zu. »Und zwölf Prozent sind lächerlich.«
»Eine Bank würde weniger Zinsen berechnen, aber ich bin
keine Bank – und ich würde nicht diese bohrenden Fragen stellen.«
Mias Lippen wölbten sich rot und wohlgeformt um den Flaschenhals. »Aber ich ziehe eine Investition vor. Ich bin Geschäftsfrau, und ich rieche ein gutes Geschäft. Du hast eine Begabung, und zwar eine, mit der man Geld verdienen kann, was du inzwischen mehrfach unter Beweis gestellt hast auf dieser Insel. Mit genügend Betriebskapital könntest du ein lebensfähiges Geschäft aufbauen, das meiner Meinung nach meinem eigenen eher nützen als schaden wird. Ich hätte auch einige Ideen dazu, aber lassen wir das fürs Erste beiseite. Ich investiere zehntausend und werde dein stiller Partner mit einer vernünftigen Rendite von, sagen wir acht Prozent des Bruttogewinns.«
»Ich brauche keine zehn.« Es war lange her, dachte Nell, dass sie mit ihren Fingern
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