Im Licht des Blutmondes
Joleen bemühte sich nun, als sie fortfuhr, ihre Stimme nach der Eichhörnchenmutter klingen zu lassen. „Ach du liebe Güte! Los schnell! Geh in dein Baumloch! Das ist nichts für dich!“
Sie sah Zach abwartend an. Es dauerte einen Augenblick, doch dann begann er plötzlich, lauthals zu lachen. Er presste seine Lippen auf ihre Stirn, immer noch grinsend und sah ihr dann wieder in die Augen.
„Du kannst ganz schön seltsam sein, weißt du das?“, erklärte er und zog sie wieder näher an sich, um sein Gesicht in ihrem Haar zu vergraben. „Aber auf eine sehr gute Art“, fügte er murmelnd hinzu.
Joleen war zufrieden und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Sie merkte, wie er tief durchatmete und wie sein Körper sich entspannte, und kaum gelang es ihr, sich ebenfalls zu entspannen, kam ohne Vorwarnung die Sorge wieder zurück. Sie drehte sich um, um erneut die Kinder zu zählen und erstarrte.
„Zach!“, flüsterte sie ängstlich und deutete mit großen Augen auf die Stelle, wo Cecilia, eines ihrer Kinder stand, und sich mit einer hochgewachsenen, blonden Frau unterhielt. Zach entfuhr ein Fauchen, als auch er erkannte, um wen es sich handelte.
„Bleib hier!“, knurrte er und löste sich sofort von Joleen, um auf die blonde Vampirin zuzugehen. Auch der Rest ihrer Familie hatte es inzwischen bemerkt und schloss sich ihm an, während Lucia zu ihr herüber kam und ihre Hand nahm.
„Wer ist das?“, fragte Lucia angespannt. „Cirrus meinte, ich soll mich zu dir stellen. Was ist denn los?“ Joleen war blass, hatte Mühe, Zachs Anweisung zu folgen und nicht einfach auf die Vampirin loszugehen. Lucia packte sie bei den Schultern und drehte Joleen so, dass sie sie ansehen musste. „Joleen, wer ist das?“, fragte sie erneut, dieses Mal mit mehr Nachdruck.
„Meine Mutter“, gab Joleen leise und mit unsicherer Stimme zurück. In dem Augenblick, in dem sie Martina erblickte, fühlte sie sich wieder wie das kleine fünfjährige Mädchen, das von Martina vor einundvierzig Jahren an die Vampire verkauft worden war.
Kurz drang in ihr Bewusstsein, dass es seltsam war, schon so viele Jahre zu leben, und immer noch den Körper einer Einundzwanzigjährigen zu haben. Der Gedanke hielt sich nur so lange, bis sie Martinas anbiederndes Lachen hörte, und Joleen fuhr leise fauchend zu ihr herum.
„Ruhig Joleen“, ermahnte Lucia sie und legte sanft den Arm um Joleens Schultern. Auch die Kinder hatten inzwischen mitbekommen, dass etwas nicht stimmte, und blickten mit großen Augen auf die fremde Vampirin, die immer noch neben Cecilia stand und eine Hand auf der Schulter des Mädchens liegen hatte.
Martina wirkte vollkommen entspannt, und als ein weiter Vampir sich aus der Menschenmenge löste, und zu ihr kam, wusste Joleen auch sofort wieso. Sie war nicht allein. Und sie waren in der Öffentlichkeit, sodass sie weder sie, noch Angus, der sich nun mit einem süffisanten Lächeln neben Martina stellte, angreifen konnten.
„Sie trägt die Schuld an Nikos Tod“, knurrte Joleen leise und machte einen Schritt auf Martina zu. Ihre Sicht war inzwischen von einem roten Schleier überzogen und sie wollte nichts lieber tun, als ihre ausgefahrenen Reißzähne in Martinas Hals zu schlagen, um ihr gleich darauf den Kopf abzureißen.
„Ruhig Joleen“, mahnte Lucia erneut und zog sie zu sich zurück. „Es bringt nichts, wenn du nun die Beherrschung verlierst. Vielleicht ist sogar das ihr Ziel. Ich weiß, es ist schwer, aber du musst besonnen bleiben!“ Joleen blickte wütend in die Augen ihrer Freundin, doch als diese ihren Blick mit vollkommener Ruhe erwiderte, versuchte auch Joleen sich zu beruhigen.
„Ich weiß ja, dass du Recht hast“, gab Joleen mit rauer Stimme zurück. „Aber das heißt nicht, dass es sich richtig für mich anfühlt. Am liebsten würde ich sie auf der Stelle töten!“
„Das ist mir bewusst“, gestand Lucia. „Aber das bringt niemandem von uns etwas. Was glaubst du, würde passieren, wenn du vor all diesen Menschen hier einen Kampf anfängst. Ganz davon abgesehen wissen wir nicht, wie viele weitere Vampire sich noch unter den Menschen befinden.“
Joleen presste ihre Lippen aufeinander und nickte widerwillig. Trotzdem beschloss sie, dass sie alle nach Hause gehen würden, sobald sich die Gelegenheit ergeben würde.
***
Z ACHARIAS
Er stand mit verschränkten Armen vor Martina und Angus, bereit sie jede Sekunde anzuspringen. Er spürte Joleens Wut und auch ihre
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