Im Licht des Blutmondes
beide so lieb habe.“
Für den Bruchteil einer Sekunde, sah Joleen wieder so aus, wie das kleine, eingeschüchterte Mädchen, dass sie bei sich aufgenommen hatten. Nicht wie die stolze Vampirin, zu der sie inzwischen geworden war.
„Nein Joleen, in diesem Fall hast du jedes Recht“, gab Cirrus widerwillig zu. „Du hast einfach einen ganz anderen Blick auf die Dinge, als wir. Es ist schon zu lange her, dass wir Menschen waren, und wir waren niemals vorher Blutsklaven. Du hingegen hast sämtliche Stadien dieser Entwicklung durchlaufen, und betrachtest die Situationen auch aus verschiedenen Blickwinkeln.“ Er fühlte, wie Erleichterung ihn durchflutete. „Ich will sie verwandeln, und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir dabei helfen würdest.“
Joleen schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, und dann plötzlich, schoss sie nach vorne, und schloss ihn in ihre Arme.
„Ich danke dir Cirrus“, flüsterte sie und drückte ihre Lippen an seine Wange. „Du hast die richtige Entscheidung getroffen.“ Auch wenn diese Umarmung rein gar nichts Sexuelles hatte, weder sie noch ihn erregte, hoffte Cirrus, dass nicht genau in diesem Augenblick sein Bruder in den Salon kommen würde.
***
J OLEEN
Sie strich sanft über Lucias dunkles Haar, als ihre Freundin sich zurücklehnte und ihr in die Augen sah. Joleen lächelte, versuchte, nach außen hin ruhig zu wirken, in ihrem Inneren jedoch, war jeder ihrer Nerven zum Zerreißen gespannt. Sie würde ihrer Freundin nun beim Sterben zusehen.
Alles in ihr schrie danach, Lucia zu packen und sie dazu zu bringen, die Tabletten wieder auszuspucken. Doch Joleens wusste, dass sie sie wirken lassen musste. Cirrus lag neben Lucia und hielt ihr sein Handgelenk an die Lippen, in das er sich kurz zuvor selbst hineingebissen hatte.
„Trink“, murmelte er. Lucias Lippen öffneten sich bereitwillig, um sein Blut in ihren Mund laufen zu lassen.
„Wie fühlst du dich?“, erkundigte Joleen sich leise, als sich ihre Lippen von Cirrus Handgelenk lösten.
„Müde“, nuschelte Lucia. Dann fielen ihr ihre Augen zu und sie kuschelte sich näher an Cirrus' starke Brust. Seine Arme umschlangen sie und er betrachtete mit besorgtem Gesicht, wie ihre Atemzüge langsamer wurden, bis sich ihre Brust schließlich gar nicht mehr hob.
„Sie wird bald wieder aufwachen“, versprach Joleen ihm und strich Lucia erneut über das Haar. Cirrus nickte angespannt, doch in seinen Augen erkannte sie Zweifel.
„Soll ich ebenfalls hier bleiben?“, fragte Joleen. „Es wird sicher nicht lange dauern. Sie hat keine Verletzungen, die von deinem Blut kuriert werden müssten. Ich bin sicher, sie wird noch vor Morgengrauen erwachen.“
„Sie wird Blut brauchen“, gab Cirrus leise zurück. Es kam Joleen so vor, als würde er flüstern, aus Angst, die tote Lucia zu wecken. Und wenn sie ihre Freundin so betrachtete, musste sie zugeben, dass Lucia wirklich so aussah, als ob sie nur schlief. Allein ihr fehlender Herzschlag und ihre regungslose Brust bewiesen das Gegenteil.
„Ich werde euch eine der Bluthuren schicken“, erklärte Joleen und beschloss, die beiden Liebenden für eine Weile alleine zu lassen. „Wenn du mich brauchen solltest, dann melde dich einfach.“ Cirrus schenkte ihr ein dankbares Nicken und Joleen verließ das Zimmer.
Gleich vor der Tür wartete der Rest ihrer Familie und empfing sie mit fragenden Blicken. Joleen lächelte und schmiegte sich sogleich an Zach, der seine Arme fest um sie legte.
„Wie ist es gegangen?“, fragte er leise. Joleen seufzte.
„Gut, denke ich“, flüsterte sie zurück. „Ich werde eine Bluthure zu ihnen schicken. Wenn Lucia wach wird, hat sie sicherlich hunger.“
„Soll ich dich begleiten?“, wollte Zach leise wissen. Joleen lächelte dankbar.
„Das wäre schön. Ich weiß leider überhaupt nicht, ob sie lieber eine männliche oder eine weibliche Bluthure hätte“, gestand Joleen. „Darüber haben wir uns überhaupt nicht unterhalten.“ Sie spürte, wie Zachs Körper unter seinem lautlosen Lachen erzitterte.
„Dann werden wir einfach zwei auswählen, und sie zu ihnen schicken. So kann Lucia sich spontan entscheiden“, hauchte er liebevoll und nahm dann ihre Hand. Joleen sah ihn dankbar an und ging dann mit ihm zusammen in den Flügel der Bluthuren.
Joleen behielt recht. Lucia erwachte nur wenige Stunden nach ihrem Tod. Hungrig und glücklich, dass ihr nun die gesamte Ewigkeit mit Cirrus zur Verfügung stand. Joleen war niemals in
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