Im Licht des Blutmondes
meinst du?“, hakte er nach und runzelte die Stirn.
„Wie du weißt, habe auch ich in der letzten Woche häufiger mit ihr gesprochen“, erklärte Joleen, immer noch seelenruhig. Cirrus nickte. Lucia und Joleen hatten sich häufiger gemeinsam zurückgezogen, und Cirrus war nicht dagegen vorgegangen. Schließlich war Joleen es gewesen, die seiner Blutsklavin das Leben rettete. Deswegen war er sich sicher, dass sie sie beschützen konnte und würde. „Sie hat mir erzählt, dass sich in der letzten Zeit einiges zwischen euch verändert hat.“
„Was genau meinst du?“ Cirrus wurde nervös. Joleen hob, anstatt zu Antworten lediglich eine Augenbraue. Natürlich wusste er, was sie meinte, doch er war immer noch nicht dazu bereit, zuzugeben, dass sich seine Gefühle für Lucia intensiviert hatten.
„Cirrus, du weißt, wie viel Lucia mir bedeutet. Und du gehörst zu meiner Familie. Ich sehe euch beiden an, dass eure Beziehung zueinander der ähnelt, die ich damals zu Zach hatte. Ich will weder dich noch Lucia verlieren, darüber habe ich auch mit ihr gesprochen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass du dir Gedanken darüber machst, sie ganz bewusst zu verwandeln“, erzählte Joleen schnell und presste dann ihre Lippen aufeinander. Ihr Blick war nun unsicher, und ihn überkam nun die Gewissheit, dass sie sich nun fragte, ob sie nicht zu viel gesagt hatte.
„Du weißt schon, dass du gerade davon sprichst, sie zu töten?“, zischte er und seine Muskeln spannten sich an.
„Das bin ich Cirrus“, erwiderte sie, immer noch vollkommen ruhig. „Und Lucia ebenso. Sie will dich. Für immer. Und ich weiß, dass du sie ebenfalls an deiner Seite haben willst. Du liebst sie inzwischen, und ich möchte weder sie verlieren, noch möchte ich, dass du stirbst, wenn sie es irgendwann tut.“ Joleen sprach leise, beinahe flüsternd, doch ihr Blick war immer noch fest auf seine Augen gerichtet. „Deswegen denke ich, du solltest dich mit ihr unterhalten.“
„Und du glaubst wirklich, dass ich sie einfach so töten würde?“, fragte er. Das Joleen so ausgleichen wirkte, half ihm dabei, ruhig zu bleiben.
„Es wäre nicht einfach so“, erwiderte Joleen lächelnd. „Frag sie, was sie möchte. Wenn du willst, dass sie verwandelt wird, es aber alleine nicht schaffst, werde ich dir dabei zur Seite stehen Cirrus. Ich will, dass ihr glücklich werdet. Ich will, dass ihr beide die Möglichkeit bekommt, so glücklich zu werden, wie ich es mit Zach bin.“
Cirrus fühlte sich zum ersten Mal, seit er sein Leben als Vampir begonnen hatte, überfordert. Und er nahm ein Gefühl an sich wahr, das ihm gar nicht behagte. Unsicherheit.
„Ich könnte ihr niemals wehtun“, gestand er schließlich.
„Das musst du auch nicht“, erwiderte Joleen sanft. „Ich habe mir bereits Gedanken mit ihr darüber gemacht, wie wir den Sterbeprozess möglichst behutsam einleiten können. Wir werden ihr Medikamente geben, sodass sie einfach einschlafen wird.“ Cirrus schluckte. Das wäre sicherlich eine Möglichkeit, doch er hatte noch nie jemanden zu einem Vampir gemacht, ohne dass die Person im Sterben gelegen hätte.
„Was, wenn es nicht funktioniert?“ Es gefiel ihm nicht, dass er vor Joleen Schwäche und Angst zeigte, doch sie schien es nicht zu stören.
„Wieso sollte es nicht?“, konterte Joleen. „Cirrus, wenn wir es nicht wenigstens versuchen, dann wird Lucia irgendwann ohnehin sterben. Sie hat ein Alter erreicht, in dem sie sich wohlfühlt, wieso sollten wir also noch einmal zehn Jahre warten. Oder vielleicht zwanzig?“ Ein frecher Zug legte sich auf Joleens Lippen. „Willst du die Ewigkeit mit einer alten Frau verbringen?“
Joleens Frage überraschte ihn total. So sehr, dass er laut auflachen musste, und dass, obwohl ihm überhaupt nicht danach zumute war.
„Nein Joleen“, sagte er schließlich. „Das will ich bestimmt nicht.“ Joleen nickte, doch ihr Gesicht war wieder ernst.
„Und deswegen sollten wir es jetzt tun“, bedrängte sie ihn. „Ich weiß, sie ist deine Blutsklavin, und mir steht das alles eigentlich gar nicht zu. Aber ich weiß, dass Zach mich auch niemals gefragt hätte, wenn nicht all diese Dinge passiert wären. Er wäre mit mir in den Tod gegangen. Und ich hätte mich niemals gewagt, ihn zu fragen ob er mich verwandeln würde. Ich hätte meine letzten Jahre wahrscheinlich voller Schuldgefühle verbracht, weil ich gewusst hätte, dass er mit mir sterben würde. Ich will euch das einfach ersparen, weil ich euch
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