Im Licht des Blutmondes
Hauswand hing. Er richtete seinen Blick auf das bunte Papier und unterdrückte ein Schmunzeln.
„Können wir auch einmal in den Zirkus gehen?“, fragte Joleen, beinahe andächtig flüsternd. Er konnte sehen, wie schwer es dem Mädchen fiel, seinen Blick von dem Plakat zu lösen. Ihre grünen Augen wirkten wie zwei tiefe Seen, als sie sich bittend auf ihn richteten.
„Vielleicht, irgendwann einmal“, antwortete er ausweichend.
„Ich würde wirklich gerne mal einen Elefanten in echt sehen“, erklärte Joleen, als sie weitergingen.
„Wieso ausgerechnet einen Elefanten?“, fragte Zacharias amüsiert. Joleen zuckte mit den Schultern.
„Sie sind so groß und ganz stark. Eigentlich kann ihnen niemand wirklich wehtun. Aber trotzdem steht in jedem Buch, dass sie sehr vorsichtig sind und auch sanft“, erklärte sie und senkte dann ihren Blick. Er fragte sich, was wohl in ihr vorging.
Dies könnte die Möglichkeit sein, seinen Plan, die Kinder einen Abend lang zu beobachten, umzusetzen. Vielleicht sollten er und seine Familie sich die Kinder schnappen und einen Abend mit ihnen bei einem Zirkusbesuch verbringen.
„Ich werde es mit den anderen besprechen“, versprach Zacharias. Dankbar und glücklich sah Joleen zu ihm auf.
***
F AYN
Es war kurz vor Sonnenaufgang, und Fayn fühlte sich angenehm ermattet, nachdem sie die letzten Stunden mit einer der Bluthuren verbracht hatte. Jordan war nun schon seit mehr als zwölf Jahren als Bluthure bei ihnen, und sie nährte sich immer noch gerne von ihm. Sein Blut schmeckte immer noch so süß, wie beim ersten Mal, als sie ihn zu sich geholt hatte.
Nun saß sie mit ihrer Familie und Martina, der Gefährtin ihres Bruders, in dem kleinen Salon und wartete. Zacharias hatte sie um einen kurzen Moment Zeit gebeten. Fayn war gewillt, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Sie wechselte einen langen Blick mit Agenta, ihrer Cousine. Sie lächelten sich zu. Zacharias bat nur selten um eine Besprechung. Wenn er es in den letzten Jahren getan hatte, war es stets um die Kinder gegangen, die nun bei ihnen lebten.
„Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt“, sagte Zacharias und nahm daraufhin einen Schluck Blut aus dem Kelch in seiner Hand zu sich.
„Wie war dein Ausflug mit Joleen?“, fragte Cirrus und sah ihn mit belustigt funkelnden Augen an.
„Es war sehr angenehm“, erklärte Zacharias knapp. „Und er hat mich auf eine Idee gebracht. Was auch einer von zwei Gründen ist, wieso ich euch um diese Besprechung gebeten habe.“
„Fahre fort“, sagte Agenta, als Zacharias kurz stockte. Martina betrachtete ihn mit vollkommen ausdrucksloser Miene und Nikolas‘ Blick war auf Martina gerichtet. Fayn gefiel nicht, wie sehr sich ihr Bruder an seine Gefährtin band. Sie wusste nicht, ob es nur der Beschützerinstinkt der großen Schwester war oder ob mehr dahintersteckte. Sie sah wieder zu Zacharias und schob ihr Unbehagen beiseite.
„Derzeit gastiert ein Zirkus in der Stadt“, erklärte Zacharias langsam. „Joleen war unglaublich fasziniert von dem Plakat und da habe ich mir die Frage gestellt, ob wir die Gelegenheit nicht nutzen sollten, um einen Ausflug mit allen Kindern zu machen.“ Fayn sah ihn angenehm überrascht an.
„Ich finde, das ist eine hervorragende Idee Zacharias“, gestand sie. „Ich trage mich ohnehin schon länger mit der Überlegung, ob wir solche Ausflüge nicht regelmäßig machen sollten. So können wir die Entwicklung der Kinder besser beobachten.“
„Und Christin und Tony hätten zwischendurch mal eine freie Nacht“, stimmte nun auch Agenta zu. „Sie sind stets so bemüht um die Kinder. Wir haben ihnen zwar die Freiheiten einer Blutsklavin gewährt, aber die Betreuung der Kinder nimmt so viel Zeit in Anspruch. Sie haben keine Gelegenheit dazu, sie auch zu nutzen.“
„Das sehe ich ähnlich“, bestätigte Fayn sofort. Sie wusste, dass Agenta eine Vorliebe für die beiden Frauen entwickelt hatte, und sich bevorzugt von ihnen nährte, doch in all den vielen Jahrhunderten, in denen sie nun schon ihr Dasein als Vampir verbrachte, hatte Agenta sich niemals eine Blutsklavin genommen.
„Das würde auch in etwa dem zweiten Punkt entsprechen, den ich anzumerken habe, aber erst einmal würde ich gerne wissen, ob jemand Einwände dagegen hat, dass wir von nun an, in regelmäßigen Abständen, mit den Kindern etwas unternehmen“, fügte Zacharias hinzu. Da niemand Einwände erhob, nickte er zufrieden und fuhr fort. „Mich plagt schon länger das
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