Im Licht des Blutmondes
Gefühl, dass es falsch ist, die Kinder bei den Bluthuren unterzubringen“, gestand er und ließ seinen Blick durch die Runde schweifen. Fayn entging nicht, dass er es vermied, Martina ebenfalls anzusehen. „Ich habe mir deshalb gedacht, dass wir vielleicht das Stockwerk über dem für die Bluthuren umbauen sollten. Dort könnten wir dann die Kinder unterbringen und auch entsprechende Räume für den Unterricht einrichten. Außerdem würden Tony und Christin angemessenere Räumlichkeiten für sich selbst erhalten.“
„Das erscheint mir sinnvoll“, bestätigte Cirrus. „Wir sind uns, denke ich, alle darüber einig, dass wir noch mehr Kinder zu uns holen wollen. Das heißt, über kurz oder lang brauchen wir ohnehin mehr Platz für sie.“
Auch zu diesem Punkt hatte niemand etwas einzuwenden. Zacharias bedankte sich bei ihnen für ihre Zeit und dann wünschten sie sich alle gegenseitig eine angenehme Tagesruhe. Fayn spürte bereits, dass der nahende Sonnenaufgang ihre Glieder schwer werden ließ, als sie aufstand und den Raum verließ.
Auf dem Weg in ihre Gemächer flitzte plötzlich etwas an ihr vorbei und stoppte dann. Am Geruch erkannte Fayn Joleen, die zu ihr herumfuhr und sie aus großen Augen ansah. Es überraschte sie immer wieder, wie unbedarft das Mädchen ihnen in die Augen sah.
„Joleen? Was machst du hier? Du solltest doch schon längst in deinem Bett liegen“, sagte Fayn und betrachtete das Mädchen genau. Ihre Haare waren kürzer, davon war sie ausgegangen. Was ihr wirklich Sorgen bereitete, war der verschreckte und gehetzte Blick des Mädchens. „Was ist passiert?“
„In meinem Zimmer ist eine Schlange“, erklärte Joleen zitternd und Fayn wurde bewusst, dass sie lediglich ein dünnes Nachthemd trug. „Ich konnte Tony und …“ Das Mädchen hielt inne und schluckte, während sie an ihrem ganzen Körper zitterte. „… und Christin nicht finden, deswegen habe ich euch gesucht.“ Sie senkte ihren Blick und schluchzte leise, ehe sie tief durchatmete und Fayn erneut flehend ansah. „Kannst du mir helfen, Lady Fayn? Bitte, ich weiß nicht, ob die Schlange vielleicht giftig ist.“ Fayn lächelte und nickte dem Mädchen dann zu. Joleens kleiner Körper entspannte sich ein wenig und sie ergriff bereitwillig Fayns Hand, während sie zurück zu Joleens Schafzimmer gingen.
„Wie kommt eine Schlange in dein Zimmer?“, fragte Fayn und Joleen zuckte zusammen.
„Ich weiß es nicht, Lady Fayn“, erklärte sie leise. „Ich wollte schlafen, da habe ich etwas Komisches gehört. Ich habe erst gedacht, dass ich es mir einbilde, aber das Geräusch kam immer wieder. Dann habe ich das Licht angemacht und alles abgesucht. Als ich die Schlange unter meinem Bett gefunden habe, bin ich gleich aus meinem Zimmer gelaufen.“
Fayn runzelte ihre Stirn. Sie glaubte dem Mädchen jedes Wort. Man brauchte sie nur anzusehen, ihre blasse Hautfarbe, ihre vor Schreck geweiteten Augen, um zu wissen, dass sie sich beinahe zu Tode erschrocken hatte.
„Ich bin sicher, ich werde sie entfernen können“, versprach Fayn dem Mädchen und drückte leicht seine Hand. Joleens Körper entspannte sich ein wenig und sie rückte näher an Fayn heran.
„Ich habe mich wirklich erschrocken“, gestand das Mädchen und verharrte dann stumm, als sie vor Joleens Zimmer stehen blieben. „Ich mag keine Schlangen.“
„Wir werden sie entfernen“, versprach Fayn erneut und öffnete die Zimmertür.
Der kleine Raum wurde nur von dem Licht, das vom Nachttisch herkam, erleuchtet. Fayn trat ein, doch Joleen blieb unsicher an der Tür stehen. Sogleich ging sie auf das Bett zu und schob es beiseite.
Die Schlange zischte erschrocken und wand sich um ihr Handgelenk, als Fayn nach ihrem Kopf griff und sie anhob. Joleen begann wieder zu zittern und starrte Fayn mit schreckensgeweiteten Augen an.
„Vorsicht … Lady Fayn, … vielleicht … beißt sie“, stotterte das Mädchen unbeholfen.
„Sie wird mir nichts tun“, erklärte Fayn. „Und sie ist nicht giftig.“
„Nicht?“, fragte Joleen sichtlich erleichtert, doch sie war sorgsam darauf bedacht, Abstand von Fayn und der Schlange zu halten.
„Nein, ist sie nicht“, wiederholte Fayn.
„Da bin ich aber froh“, erklärte Joleen. „Dankeschön, dass du mir geholfen hast, Lady Fayn.“
„Jederzeit“, erwiderte Fayn und nahm Joleens Mülleimer, um die Schlange dort hineinzulegen. Sie nahm die Schreibtischunterlage als Deckel, damit die Schlange keine Möglichkeit hatte, dort
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