Im Licht des Blutmondes
Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Du rührst dich nicht vom Fleck.“ Joleen nickte, und lächelte matt.
***
F AYN
„Du siehst besser aus, Bruder“, stellte Fayn fest, als sie Nikolas betrachtete. „Hast du dich heute genährt?“
Gedankenverloren nickte Nikolas und sah sie dann an. Seine grauen Augen wirkten verschlossen und Fayn ahnte, über was er nachdachte.
„Ich frage mich auch, was Martina mit Angus zu schaffen hat, aber wir können im Augenblick nichts machen. Wenn wir sie damit konfrontieren, würde sie lügen oder sich eine Ausrede einfallen lassen.“ Sie griff nach Nikolas‘ Hand und drückte sie sanft. „Das Beste, was wir machen können, ist sie weiterhin zu beobachten.“
„Das ist mir bewusst“, antwortete Nikolas und verzog unwillig seinen Mund. „Ich frage mich nur, wie sie sich so schnell meinen Anweisungen widersetzen kann. Sie ist noch sehr jung, normalerweise müsste sie immer noch meinem Wort unterstehen. Nur sehr alte Vampire schaffen es, sich ihrem Erzeuger zu widersetzen.“ Fayn beschäftigte diese Tatsache ebenso.
„Ist es möglich, dass Angus ihr dabei geholfen hat?“, fragt sie leise. Nikolas zuckte mit den Schultern.
„Möglich ist alles“, erwiderte er. „Doch wissen wir nichts mit Bestimmtheit.“
„Wir werden es herausfinden“, versprach Fayn und tätschelte seine Hand, ehe sie aufstand. „Wir werden einen Weg finden.“ Nikolas öffnete seinen Mund, um etwas zu erwidern, doch in diesem Augenblick klopfte es zaghaft an der Tür des Salons.
Fayn seufzte tief und öffnete die Tür mit einem mentalen Befehl.
Tony, eine der Bluthuren, trat mit gesenktem Kopf ein und blieb in einiger Entfernung zu ihnen stehen.
„Lady Fayn, Sir Nikolas. Es tut mir leid, dass ich Sie stören muss. Doch es geht um Joleen“, erklärte die Bluthure leise. Fayn musterte Tony und sah, dass sie ungewöhnlich angespannt war. An den Bisswunden die ihren Hals zierten und ihrer Blässe erkannte Fayn, dass jemand, wahrscheinlich Agenta, sich von ihr genährt hatte.
„Was ist mit ihr?“, fragte Fayn und ging auf die Bluthure zu. „Du darfst den Blick ruhig heben.“ Tony sah auf und blickte ihr zögernd in die Augen.
„Ich bin mir nicht sicher. Sie hat im Unterricht von Lady Martina darüber geklagt, dass sie sich nicht wohlfühlt. Die Lady kam zu mir und beschwerte sich, dass Joleen nicht zurückgekommen sei, nachdem sie ihr gestattet hatte, das Zimmer zu verlassen. Sie wollte ...“, Tony stockte und runzelte ihre Stirn, ehe sie kaum merklich ihren Kopf schüttelte. „Ich habe mich auf die Suche nach Joleen gemacht, weil es so gar nicht zu ihr passt, und sie schließlich in ihrem Badezimmer gefunden. Sie war beinahe bewusstlos und ihr ist es nur mit großer Mühe gelungen, in ihr Bett zu gehen, mit meiner Hilfe. Ich glaube, es wäre ratsam, einen Arzt hinzuzuziehen, wenn ich so frei sein darf, Ihnen das vorzuschlagen.“
„Wo ist Joleen jetzt?“, fragte Fayn und lächelte sanft, um Tony zu signalisieren, dass sie alles richtig gemacht hatte.
„Sie liegt in ihrem Bett. Ich habe sie dorthin gebracht, ehe ich Sie aufgesucht habe.“
Fayn wandte sich um und wechselte einen langen Blick mit ihrem Bruder. Er nickte kaum merklich und stand dann ebenfalls auf.
„Ich werde den Arzt rufen, Fayn. Geh du doch mit Tony, und lass dich zu Joleen bringen“, sagte er.
„Und gib Zacharias doch bitte Bescheid, wenn wir ihm nichts sagen, wird er es uns später übel nehmen“, bat Fayn und verließ den Salon. „Bring mich zu ihr!“, verlangte sie von Tony, die sofort vorauseilte.
Als sie Joleens Zimmer betraten, wusste Fayn sofort, wieso Tony sie gerufen hatte. Das Mädchen lag auf seinem Bett, die Beine eng an den Körper gezogen und zitterte unkontrolliert unter der Decke, die es sich bis zum Hals gezogen hatte. Die blonden Haare klebten, nass von Schweiß, der Joleen auf der Stirn stand, in ihrem Gesicht. Ihre Gesichtszüge waren schmerzverzehrt, und als Fayn den ersten Schritt auf sie zu machte, verkrampfte sich Joleens Körper und sie sog scharf die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen ein.
Fayn ging zu Joleens Bett und setzte sich auf die Bettkante. Als Joleen das spürte, öffnete sie erschöpft ihre Augen und sah sie Hilfe suchend an.
„Es tut so weh“, flüsterte Joleen und Tränen traten ihr in die Augen. „So schlimm war es noch nie.“ Fayn lächelte zärtlich und strich einige von Joleens Haarsträhnen beiseite.
„Nikolas ruft bereits einen Arzt
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