Im Licht des Blutmondes
Ihnen für die junge Dame eine Broschüre mit Informationen im Umgang mit der Pille da. Wenn die Probleme weiterhin auftreten, müssen wir eine andere Lösung in Betracht ziehen.“
„Natürlich Doktor“, sagte Fayn. „Vielen Dank für Ihre Mühe.“ Der Arzt packte seine Tasche und verschwand dann mit schnellen Schritten in Richtung Ausgang.
„Würdest du bitte bei ihr bleiben, Tony?“, fragte Fayn, denn die Sonne würde bald aufgehen und sie wusste, dass Zacharias wohler zumute sein würde, wenn jemand bei Joleen blieb, während er in seiner Starre verharrte.
„Natürlich, Lady Fayn, es ist mir ohnehin ein Bedürfnis.“
Fayn musterte die Bluthure eingehend. Sie war nun schon so lange bei ihnen, doch sie hatte nie bemerkt, wie alt sie geworden war. Sie gehörte zu den bevorzugten Bluthuren ihrer Cousine. Auch Tony schien diese Verbindung zu genießen. Wieso sie sich nicht zur Blutsklavin machen ließ, blieb Fayn jedoch ein Rätsel. Sie beschloss, dass sie bei der nächsten Besprechung anmerken würde, wie man ihr und auch Christin, die ebenfalls für die Kinder zuständig war, noch danken konnte. Sie besaßen zwar den Status einer Blutsklavin, doch irgendwie erschien es Fayn in diesem Augenblick nicht genug.
***
J OLEEN
Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel, während sie die kleine, orangefarbene Pille in ihrer Hand drehte. Seit zwei Wochen schluckte sie sie nun schon und sie sah mit Grauen dem Ende der ersten Packung entgegen, weil sie Angst hatte, dass mit der nächsten Menstruation auch der Schmerz wiederkam.
„Na hoffentlich hilfst du wirklich“, murmelte sie der kleinen Pille zu, steckte sie in ihren Mund und nahm ihren Zahnputzbecher, der mit Wasser gefüllt war. Sie trank einen großen Schluck, um die Tablette hinunterzuspülen.
Als sie das Badezimmer verließ, lächelte sie. Es war Sonntag, was bedeutete, dass heute kein Unterricht stattfand. Sie nahm sich ihr Buch vom Nachttisch und beschloss, dass sie die warme Sommernacht dazu nutzen wollte, um draußen zu lesen. Sie liebte solche Nächte. Als sie aus dem Fenster blickte, sah sie, dass der Mond voll am Himmel stand und unzähligen Sterne zu sehen waren. Nicht eine Wolke stand am Himmel und kein Wind wehte. Die Sonne würde bald aufgehen, und sie wollte die Zeit noch nutzen, die sie sich draußen aufhalten durfte.
Joleen verließ ihr Zimmer und verschloss die Tür hinter sich. Seitdem sie in das neue Stockwerk gezogen waren, besaß jedes Zimmer, anders als in dem Flügel der Bluthuren, ein Schloss. Seitdem sie sorgsam darauf achtete, dass sie ihre Tür immer verschloss, hatte sie auch keine Schlangen oder anderes Getier mehr in ihrem Zimmer gefunden.
Langsam ging sie den Gang entlang, das Buch fest an ihre Brust gepresst. Leise Hoffnung machte sich in ihr breit, dass sie vielleicht Zach begegnen würde. Sie mochte es, mit ihm über die Bücher zu sprechen, die er ihr schenkte. Es schien ihn wirklich zu interessieren, was sie zu sagen hatte, und wie sie die Dinge, die in den Büchern passierten, interpretierte.
„Ey Vampirliebchen!“, ertönte ein Ruf hinter ihr. Joleen erstarrte und ihre Schultern spannten sich an, als sie die Stimme von Leon erkannte. Schritte von zwei Personen ertönten hinter ihr und sie beschloss, nicht darauf zu warten, bis sie sie erreichten.
Sie schluckte und ging weiter, versuchte den Impuls zu unterdrücken, loszurennen, sondern nahm das gemächliche Tempo von vorher wieder auf. Sie konnte hören, wie die Schritte hinter ihr sich beschleunigten, und ihr Herz begann zu rasen.
Plötzlich packte sie jemand an der Schulter und drehte sie mit einer solchen Wucht herum, dass sie gegen die Wand geschleudert wurde. Joleen presste die Lippen aufeinander und hielt den Blick gesenkt. Sie würde sich nicht die Blöße geben, sich auf die Spiele von Leon und Anderson einzulassen.
„Schau mal einer an, das Vampirliebchen bekommt ja langsam richtig Titten“, murmelte Anderson leise lachend und streckte seine Hand aus, um ihr das Buch aus der Hand zu reißen. Joleen sah sich hilflos zu beiden Seiten um, in der Hoffnung, dass irgendwer auftauchen würde, um ihr zu helfen. Doch niemand schien sich auf dem Flur aufzuhalten.
Sie wählte die zweite Option und holte tief Luft, um zu schreien, doch Leon erriet ihre Absicht und legte seine Hand über ihren Mund.
„Na, na, na“, flüsterte Leon leise und drohend. „Wir wollen doch nicht, dass uns jemand stört.“ Wieder lachte Anderson leise und trat gleich neben
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