Im Licht des Blutmondes
Steinmauern, durch die kein Ton hindurchdringen konnte, die Ketten, die von den Wänden und der Decke herabhingen, die Eisentür, die keine Flucht ermöglichte, die Peitschen und Stöcke, die an einer Wand hingen.
„Packt sie“, forderte Martina die Jungen auf. Diese lächelten sich gegenseitig an, ehe sie auf Joleen zu traten. Joleen holte erschrocken Luft und wich vor ihnen zurück, während sie ihren Blick flehend auf Martina richtete.
„Bitte Mama, das darfst du sie nicht machen lassen“, wimmerte das Mädchen und Tränen traten in seine Augen.
„Sag mir nicht, was ich tun kann oder nicht“, erwiderte Martina mit eiskalter Stimme und sah seelenruhig dabei zu, wie die beiden Jungen Joleen bei den Armen packten und erwartungsvoll zu Martina sahen.
„Mama bitte!“, schrie Joleen erneut und ihre Stimme war von den Tränen der Angst belegt.
„Ich bin nicht deine Mutter“, erwiderte Martina lächelnd. „Du hast keine Mutter.“ Dann sah sie die Jungs an: „Hängt sie an die Ketten dort!“ Sie deutete auf die Ketten, die von der Decke in der Mitte des Raumes herabhingen.
„Nein!“, schrie Joleen erneut und versuchte sich aus dem Griff der beiden zu befreien. „Nein, nicht! Aufhören!“ Martina lachte leise, als sie sah, wie Anderson und Leon gar nicht auf ihr Flehen eingingen, sondern Joleen stattdessen zu den Ketten zerrten und ihre Handgelenke daran befestigten.
Martina ging auf Joleen zu, die sie immer noch flehend betrachtete und sie musste erneut lächeln, als sie die Angst in ihren Augen sah und die Tränen, die über ihre Wangen liefen. Sie griff nach den Stofffetzen, die um Joleens Hüften hinab hingen, und riss einmal kräftig daran, sodass die kleine Göre nur noch mit ihrer Unterhose bekleidet war, dann drehte sie sich langsam zu Leon und Anderson um, die Joleen mit gierigen Blicken betrachteten.
„Da ihr es wart, die sie angegriffen hat, steht es euch frei, mit ihr zu tun, was ihr wollt. Achtet nur darauf, dass die kleine Hure Jungfrau bleibt und nicht daran verreckt“, erklärte Martina und drehte sich dann zu der Tür um.
„Nein, bitte Mama, bitte, bitte, bitte“, flehte Joleen. Martina achtete nicht weiter auf sie und ging auf die Tür zu. In wenigen Minuten war Sonnenaufgang und Martina spürte ihn bereits in ihren Gliedern.
„Hilfe!“, schrie Joleen, als Martina die Tür öffnete. „Bitte, so helft mir doch!“ Ehe sie die Tür schloss, drehte sie sich noch einmal zu den drei Jugendlichen um und bedachte die Jungs mit einem kleinen Lächeln.
„Hier unten kann niemand euch hören, egal wie laut ihr schreit“, merkte sie in liebenswürdigem Tonfall an. „Ihr könnt den Tag nutzen, nach Sonnenuntergang werde ich euch wieder aufsuchen und dann entscheiden, ob die Maßnahme erfolgreich war oder nicht.“ Damit schloss sie die Tür und machte sich auf den Weg in ihre Gemächer.
***
J OLEEN
Joleen wagte es nicht, sich zu rühren, nachdem die Tür hinter Martina ins Schloss gefallen war. Sie konnte und wollte nicht glauben, was hier gerade geschah. Hoffnung auf Hilfe gab es nicht mehr. Da die Sonne bald aufgehen würde, wusste sie, dass es keine Chance mehr darauf gab, dass jemand sie hören konnte. Keine der Blutgefährtinnen hatte das Recht, den Keller zu betreten, was hieß, dass auch keine von ihnen vielleicht zufällig hier vorbeikommen würde.
Joleen schloss die Augen und zwang sich zur Ruhe. Es musste einen Ausweg geben, etwas, was sie tun oder sagen konnte, damit sie hier herauskam. Leises Lachen drang an ihr Ohr und es jagte ihr Schauder über den Körper. Es war kalt und sie wünschte sich, dass sie wenigstens ihre Hände frei hätte, damit sie sich irgendwie wehren konnte.
„Tja, so kann‘s gehen“, raunte Leon in ihr Ohr, nachdem er hinter sie getreten war. Joleens Körper spannte sich an und sie wagte nicht einmal Luft zu holen. „Nun kann das Vampirliebchen sich nicht mehr wehren.“ Joleen schüttelte heftig ihren Kopf und sah, wie eine Träne zu Boden fiel.
„Bitte, ihr dürft das nicht tun“, flehte sie leise und hoffte, die beiden irgendwie davon überzeugen zu können, sie in Ruhe zu lassen. „Das könnt ihr nicht machen! Die anderen Vampire werden es bestimmt herausfinden.“
Jemand schlug ihr hart ins Gesicht. Ihr Kopf flog beiseite. Als sie ihren Kopf wieder hob, sah sie, dass Anderson direkt vor ihr stand.
„Halt dein Maul, Hure!“, fauchte Anderson und hinter ihr lachte Leon leise.
„Du solltest besser auf ihn hören“,
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