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Im Licht des Blutmondes

Im Licht des Blutmondes

Titel: Im Licht des Blutmondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Peters
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und Joleens Schluchzen brach ab. Sie nickte, ohne ihr Gesicht aus ihren Händen zu heben. Er legte seine Finger sanft auf ihre Schläfen und in wenigen Sekunden durchlief er die stundenlange Tortur, der Joleen ausgesetzt gewesen war.
    Brodelnder Hass stieg in ihm auf, doch er drängte ihn zurück. Joleen brauchte ihn jetzt. Er schüttelte seufzend den Kopf, als er sah, wie einer der Jungen seine Lippen auf ihre presste, und ihr Bedauern spürte, so banal es auch war, dass dies ihr erster Kuss gewesen sein sollte. Dieses Bedauern war mit so viel Schmerz und Scham bedeckt, dass Joleen selbst es gar nicht wahrgenommen hatte, bis zu diesem Augenblick.
    Zacharias löste seine Finger von ihren Schläfen und betrachtete den zusammengekauerten Körper. Sie sah ihn aus großen Augen an, angsterfüllt und immer noch gezeichnet von dem Grauen, das sie den letzten Tag erlebt hatte. Zacharias konnte in diesem Augenblick nicht viel für sie tun, das Einzige, was ihm einfiel, war …
    Er senkte seinen Kopf ihrem entgegen, bis seine Lippen sanft über ihre streiften. Joleen holte erschrocken und überrascht Luft, wandte sich jedoch nicht von ihm ab.
    Der Kuss dauerte nur wenige Sekunden, doch als er sich wieder zurückzog, öffnete sie die Augen und sah ihn fragend und verwirrt an. Er lächelte sanft.
    „Von nun an sollst du das als deinen ersten Kuss in Erinnerung behalten“, flüsterte er und strich ihr erneut über das blonde Haar. Joleen nickte, wirkte jedoch immer noch verwirrt.
    Es klopfte und Joleen zuckte erschrocken zusammen.
    „Shht, ich bleibe bei dir. Niemand wird dir etwas tun“, flüsterte er und ließ die Tür dann mit einem mentalen Befehl aufgehen. Er spürte, wie Joleen sich ein wenig entspannte, und wie sie plötzlich mit zitternden Fingern nach seiner Hand griff.
    Fayn trat in das Zimmer, gemeinsam mit Tony und Agenta. Tony stürzte sofort auf das Bett zu, in dem Joleen lag, und ging daneben in die Knie. Tränen benetzten ihre Wangen, als sie ihr sanft über das Haar streichelte.
    „Oh Joleen, es tut mir so wahnsinnig leid. Ich hätte besser aufpassen müssen“, schluchzte Tony. Joleen hob ihren Kopf ein wenig an und öffnete die Augen.
    „Nicht deine Schuld“, flüsterte Joleen heiser und versuchte zu lächeln. Als Tony ihren Kopf schüttelte und ihren Mund öffnete, um ihr zu widersprechen, hob Zacharias seine freie Hand, um sie davon abzuhalten.
    „Joleen hat recht“, erklärte er ruhig, während sein Daumen sanft über Joleens Handrücken strich. „Du hättest nichts machen können. Martina steckt dahinter.“ Er sprach den Namen von Joleens Mutter wie ein Schimpfwort aus und spürte, wie Joleen bei deren Erwähnung heftig zusammenzuckte. Nun traten auch Fayn und Agenta an das Bett und sahen Joleen zärtlich und mit Schmerz in ihren Augen an.
    „Wie geht es ihr?“, fragte Fayn leise und sah dann zu Zacharias.
    „Ich denke, sie wird wieder, doch im Augenblick braucht sie den Arzt und vor allem viel Ruhe“, antwortete er, stark darum bemüht, sich nicht über diese Frage zu ärgern. Er wusste, dass Fayn es nur gut meinte.
    „Hat sie dir sagen können, was passiert ist?“, fragte Agenta und versuchte, wie immer, Herrin der Lage zu sein.
    „Nein, aber sie hat es mir gezeigt“, erwiderte Zacharias und griff mit seiner freien Hand nach der seiner Schwester, um Joleens Erlebnisse auch mit ihr zu teilen. Agenta holte erschrocken Luft, als sie es sah. Danach sah sie mitfühlend zu Joleen.
    „Es ist wirklich bewundernswert, wie viel Kraft dieses Mädchen hat“, murmelte Agenta leise und wirkte beeindruckt. Dann sah sie Zacharias an und versuchte ihn aufzumuntern. „Ich bin sicher, dass sie wieder wird.“
    „Wir sollten gehen“, erklärte Fayn und Tony strich Joleen ein letztes Mal schluchzend übers Haar, ehe sie aufstand und gemeinsam mit Fayn und Agenta das Zimmer verließ. Zacharias blieb allein mit Joleen zurück und betrachtete sie. Ihre Augen waren geschlossen, doch ihr Körper zuckte immer wieder zusammen, wenn sie eine unbedachte Bewegung machte.
    „Joleen?“, flüsterte er und sie öffnete sofort ihre Augen und suchte seinen Blick. „Willst du, dass ich dich vergessen lasse, was dir dort unten passiert ist?“ Er konnte ihre Erinnerungen löschen, doch er würde das nicht ohne ihre Zustimmung tun. Er wunderte sich, als Joleen ihm traurig in die Augen sah und langsam ihren Kopf schüttelte. Er runzelte verwirrt seine Stirn.
    „Wieso nicht?“, fragte er weiter. Joleen schloss ihre

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