Im Licht des Blutmondes
Augen und holte zitternd Luft.
„Weil ich dann auch vergesse, wie sehr sie mich hasst“, flüsterte sie schließlich leise. Ihm wurde bewusst, dass sie mit dem „sie“ Martina meinte.
***
C IRRUS
Die beiden Jungen saßen zusammen auf einem Sofa im Salon und starrten ihn aus angstgeweiteten Augen an. Ihnen schien erst jetzt bewusst zu werden, dass diese paar Stunden “Spaß“, den sie mit Joleen gehabt hatten, sie das Leben kosten konnten. Und Cirrus war bewusst, dass sie, hätte er seinen Bruder nicht zurückgehalten, bereits tot wären.
Die Tür zum Salon öffnete sich und Agenta und Fayn traten mit ernsten Gesichtern in den Raum. Die Bluthure hatten sie nicht bei sich, doch um sie ging es hier auch nicht. Sie hatte nichts falsch gemacht und alles, was in ihren Kräften stand, getan, um Joleen schnellstmöglich zu finden.
„Joleen konnte uns zeigen, was dort unten wirklich passiert ist“, erklärte Agenta ernst. Sie kam zu ihm herüber und griff nach seiner Hand. Ehe er sich darauf einstellen konnte, durchflossen ihn Joleens Erinnerungen.
Er war erschrocken, über den Sadismus der Jungs, und zugleich auch sehr beeindruckt von Joleens Widerstand. Er wusste, wenn sie diese Sache erst einmal begann zu verarbeiten, würde die Tatsache, dass sie sich gewehrt und ihnen widerstanden hatte, ihr dabei helfen. Die letzten Bilder verebbten, und es wurde plötzlich schwarz in seinem Kopf. Er wusste, dass Joleen irgendwann im Laufe des Tages ihr Bewusstsein verloren haben musste.
„Euch ist klar, dass ihr in verdammt großen Schwierigkeiten steckt?“, fragte er gefasst, nachdem er seine Augen wieder geöffnet hatte. Die Jungs wurden blass, doch in den Augen des dunkelhaarigen Anderson blitzte Trotz auf.
„Die kleine Hure hat es doch nicht anders verdient“, spuckte er aus und verschränkte die Arme vor der Brust. Cirrus' Hand zuckte unter dem Verlangen ihn einfach zu schlagen, doch er beherrschte sich. Nikolas trat vor und baute sich bedrohlich vor den beiden Jugendlichen auf.
„An deiner Stelle würde ich aufpassen, was du sagst“, knurrte er und ließ seine Fingerknöchel knacken. „Sonst könnte ich auf die Idee kommen, euch jeden Zahn einzeln zu ziehen.“ Er blickte sie grimmig an. „Und das wäre natürlich nur der Anfang.“
Cirrus sah mit Genugtuung, dass die Jungen blass wurden und trat neben Nikolas.
„Wir sollten sie Zacharias überlassen“, sagte er und klopfte Nikolas locker auf die Schulter. Nikolas nickte und trat wieder einen Schritt zurück.
„Bring sie zurück in die Zelle“, entschied Cirrus rein instinktiv. „Wir werden später beraten, ob wir sie töten oder aber anders mit ihnen verfahren.“ Nikolas trat erneut vor, um die beiden Jungen zu packen und aus dem Raum zu führen.
„Wieso hast du das gemacht“, fragte Fayn und wirkte bestürzt. „Wir hätten sie gleich dort unten töten sollen!“ Ihre Aussage verwunderte Cirrus, weil Fayn ansonsten von ihnen allen die Sanftmütigste war.
„Weil ich die Entscheidung Zacharias überlassen will“, erklärte Cirrus. „Wir alle wissen um die Verbindung, die zwischen ihm und Joleen besteht. Deswegen liegt die Entscheidung bei ihm“, fügte er hinzu.
„Da hast du wohl recht“, stimmte Fayn zu und seufzte dann schwer. „Es war schrecklich sie so zu sehen. Ich bin immer wieder erschrocken darüber, zu welchen Grausamkeiten die Menschen fähig sind.“ Agenta stimmte ihr zu und richtete dann ihren Blick auf Cirrus.
„Was ist mit Martina? Eine Ahnung, wo sie abgeblieben ist?“, fragte Agenta und presste ihre Lippen aufeinander.
„Sie wird geflohen sein. Ihr muss bewusst gewesen sein, dass wir sie für das, was passiert ist, zur Verantwortung ziehen würden“, vermutete Cirrus. „Die Frage ist nur, wohin?“
„Angus“, vermutete Fayn und Cirrus nickte.
„Das ist wahrscheinlich“, bestätigte er.
„Können wir verlangen, dass sie sie uns übergeben?“, fragte Fayn zögernd. Cirrus dachte kurz darüber nach und schüttelte dann seinen Kopf.
„Das werden sie nicht tun. Sie scheint etwas mit Angus vereinbart zu haben, von dem wir nicht wissen, was es ist. Und die Beziehung zwischen seinem Clan und unserem war immer schon angespannt. Wenn wir auf ihre Herausgabe bestehen, könnte das zu einem ungewollten Konflikt führen und einen Krieg auslösen“, erklärte Cirrus und sprach dabei sehr deutlich.
„Kann es sein, dass sie die Jungs bewusst beeinflusst hat?“, fragte Fayn nun zögernd. Cirrus lehnte dies
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