Im Licht des Blutmondes
war noch schwach, aber wenn Zach sagte, dass die Dinge keinen Aufschub duldeten, dann war das auch so, also nickte sie.
„Können wir das hier machen?“, fragte sie leise, ohne ihre Augen dabei zu öffnen oder ihren Kopf von seiner Schulter zu heben. „Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, noch viel länger sitzen zu bleiben.“
„Natürlich“, antwortete Zach und gleich darauf löste er sich von ihr und half ihr dabei, sich wieder hinzulegen. Joleen lächelte ihn unsicher an, drehte sich sogleich auf die Seite und bewegte sich vorsichtig, bis sie eine Position fand, in der der Schmerz erträglich war. Zach strich ihr erneut über das Haar.
„Ich werde die anderen rufen. Ich bin gleich wieder da“, erklärte er und Joleen nickte erneut.
Sobald Zach sich von ihr löste und den Raum verließ, tauchten die Bilder wieder vor ihr auf. Andersons Gesicht erschien vor ihren Augen. Sie riss sie auf und hob ihren Kopf. Sie hatte begonnen zu zittern und wollte nichts lieber, als sich zu duschen. Sie versuchte ihre Gedanken bewusst zu steuern.
Sie erinnerte sich nur noch dunkel daran, wie man sie gefunden hatte, doch sie wusste, dass Zach dort gewesen war. Er hatte sie von den Ketten losgemacht, daran erinnerte sie sich. Auch an die Erleichterung, die sie in dem Augenblick empfand, als sie in seine Augen geblickte hatte.
Und da war noch etwas, an das sie sich erinnerte. Zachs Lippen, die sanft auf ihren lagen und für einen kurzen Moment all die Schmerzen verschwinden ließen.
War das wirklich passiert? Oder hatte sie es vielleicht nur geträumt? Sie wusste es nicht mehr. Langsam hob sie ihre Hand, um ihre Lippen mit den Fingern zu berühren, als ob sie ihr das Geheimnis um diesen Kuss verraten könnten.
Als die Tür sich das nächste Mal öffnete, richtete sich Joleen mühsam ein Stück auf und sah, wie Zach, gefolgt von Cirrus, Nikolas, Fayn und Agenta, in den Raum trat. Zach kam gleich wieder zu ihr und setzte sich neben sie auf das Bett.
Sie war ein wenig nervös, weil sie nicht wusste, was nun auf sie zukam. Sie hoffte nur, dass sie nicht erzählen musste, was passiert war. Denn dann, das wusste sie, würden die Bilder wiederkommen und sie würde die Tränen nicht länger zurückhalten können. Fayn lächelte ihr beruhigend zu und sie entspannte sich ein wenig.
„Du brauchst keine Angst haben“, erklärte Cirrus Er blickte sie freundlich an.
„Ich habe keine Angst vor euch“, erklärte Joleen wahrheitsgemäß.
„Das ist gut. Aber ich meinte eigentlich, dass du keine Angst davor haben musst, dass wir von dir hören wollen, was passiert ist. Wir haben deine Erinnerungen gesehen, und das ist vollkommen ausreichend“, erwiderte Cirrus. Joleens Körper spannte sich an, als sie daran dachte, von welchen Erinnerungen er sprach. Zach legte seinen Arm um sie und Joleen gelang es, sich ein wenig zu entspannen.
„Wir sind hier, weil wir wollen, dass du dabei bist, wenn wir entscheiden, wie wir mit Anderson und Leon verfahren. Außerdem ist inzwischen klar, dass wir dich nicht zurück auf das Schülerstockwerk schicken können. Also müssen wir auch hier überlegen, was zu tun ist“, erklärte Cirrus. Joleens Herz setzte einen Schlag aus. Sie durfte nicht zurück? Wieso nicht? Wollten sie sie vielleicht fortschicken? Ihr Atem beschleunigte sich und sie zitterte, während die Tränen, die sie die ganze Zeit so mühevoll zurückgehalten hatte, sich ihren Weg in ihre Augen erkämpften.
„Schickt ihr mich weg?“, fragte sie flüsternd und sah ängstlich erst Agenta, dann Fayn und Nikolas und schließlich wieder Cirrus an.
„Niemand wird dich fortschicken Joleen“, flüsterte Zach leise und drückte sie sanft an sich. Sie ignorierte den Schmerz, der durch seine liebevoll gemeinte Geste entstand, und sah ihn mit großen Augen an.
„Wirklich nicht?“, fragte sie flüsternd.
„Wirklich nicht“, antwortete er. „Das habe ich dir doch versprochen, schon vergessen?“ Joleen schüttelte ihren Kopf und atmete auf. Sie wollten sie nicht fortschicken und das war alles, was in diesem Augenblick zählte.
„Dennoch müssen wir uns überlegen, was wir nun mit dir machen“, erklärte Cirrus und musterte sie eindringlich. Zach räusperte sich.
„Müssen wir nicht!“, sagte er plötzlich entschlossen. „Sie wird dieses Zimmer hier behalten.“ Fayn sah ihn überrascht an.
„Aber diese Zimmer dürfen lediglich von Blutsklavinnen bewohnt werden“, erwiderte sie langsam. Ein wissender Ausdruck trat in ihre
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