Im Licht des Blutmondes
entschieden ab.
„Nein, etwas Derartiges hat sich, wenn man Tony glauben darf, schon länger abgezeichnet“, erklärte Agenta. „Die Jungs hatten einen sadistischen Zug. Allerdings muss man sagen, dass es den Anschein hat, dass Martina sie von Anfang an in ihrem Tun unterstützt hat.“
„Also bleibt nur die Option, dass wir die Jungs bestrafen?“, stellte Fayn fest. „Vielleicht sollten wir Joleen in die Entscheidung mit einbeziehen.“ Cirrus sah sie an und runzelte seine Stirn.
„Das wäre ein sehr ungewöhnliches Vorgehen“, bemerkte er.
„Joleen ist ja auch sein sehr ungewöhnliches Mädchen und die Situation nicht weniger.“
„Auch das sollten wir mit Zacharias besprechen“, beschloss er. „Wie gesagt, sie ist an ihn gebunden. Auch wenn ich mir nicht erklären kann, wie das passiert ist.“
„Vor allem, weil sie beide davon noch nichts zu wissen scheinen“, fügte Agenta hinzu und schmunzelte leicht.
„Also gut, wir werden das mit Zacharias besprechen und dann weitersehen“, beschloss Cirrus. In diesem Augenblick ertönte die Türklingel und kündigte das Kommen des Arztes an.
***
J OLEEN
In den letzten Tagen war Joleen in einer Welt aus farbigen Wolken gefangen gewesen. Die roten Wolken kamen, wenn der Schmerz ihren Körper peinigte und in harten und unaufhaltsamen Wellen über ihn hinwegfegte. Die grauen Wolken kamen, wenn die Schmerzmittel den Schmerz zurücktrieben, aber ihr Bewusstsein in diesem dichten grauen Nebel gefangen hielt.
Als sie an diesem Abend ihre Augen aufschlug, war es das erste Mal, dass die Wolken so durchlässig waren, dass sie ihre Umgebung wahrnehmen konnte. Zach saß an ihrem Bett und hielt ihre Hand, während sich Sorgen auf seinem Gesicht spiegelten.
„Wie fühlst du dich? Hast du Schmerzen?“, fragte er. Sie schüttelte ihren Kopf. Beim Durchatmen bemerkte sie ein Stechen im Brustkorb. Sie verzog ihr Gesicht. Zach wurde ernst.
„Das solltest du vorerst vermeiden, du hast zwei gebrochene Rippen, die werden dir noch länger Schwierigkeiten bereiten.“ Joleen schluckte mehrfach, ehe sie mit ihrer Zunge ihre spröden Lippen befeuchtete, um sprechen zu können.
„Kannst du mir helfen? Ich möchte mich gerne hinsetzen“, bat sie ihn. Zach nickte sofort und seine Hände umfassten sie ungewöhnlich sanft, richteten ihren Körper so auf, dass sie schließlich auf der Bettkante saß. Sie bemerkte ein scharfes Brennen und Ziehen, als sich ihr Gewicht auf ihr Gesäß verlagerte, doch sie biss ihre Zähne zusammen und wartete, bis sie sich an den Schmerz gewöhnt hatte.
„Danke“, murmelte sie und räusperte sich, als sie merkte, wie sehr ihr Hals kratzte.
„Willst du etwas trinken?“, fragte er und legte seinen Arm umsichtig um ihre Schultern, ohne sie wirklich zu berühren. Sie nickte dankbar und Zach griff nach einem Glas, das auf dem Nachttisch stand, und führte es an ihre Lippen. Als das kalte Wasser ihre Lippen benetzte und sie den ersten Schluck nahm, seufzte sie erleichtert. Viel zu schnell nahm Zach das Glas wieder weg und sie sah ihn bittend an.
„Anweisung von dem Doktor“, erklärte er schmunzelnd. „Du sollst erst einmal in kleinen Schlucken trinken.“ Joleen nickte verstehend und schloss dann ihre Augen. Es war ungewohnt anstrengend zu sitzen. Und es war kalt. Sie zitterte und konnte nicht verhindern, dass ihre Zähne leicht klapperten. Zach griff hinter sich und legte ihr prompt eine Decke um ihre Schultern.
Als der schwere Stoff an ihren Rücken kam, durchfuhr sie ein neuer Stich des Schmerzes und sie konnte nicht verhindern, dass sie aufstöhnte. Zach musterte sie besorgt und sie zwang sich zu einem Lächeln.
„Mir geht es gut“, flüsterte sie, und wollte ihn eigentlich damit beruhigen, aber sein Blick bekam einen strengen Zug.
„Du sollst mich nicht belügen“, erwiderte er tadelnd. Joleen nickte entschuldigend, weil sie nicht noch einmal die Kraft fand, zu sprechen.
Sie schloss ihre Augen und lehnte ihren Kopf vorsichtig gegen seine Schulter. Seine Nähe tat ihr gut, gab ihr Sicherheit und vertrieb die Bilder, die sich immer wieder in ihrem Kopf formen wollten.
„Hör zu Joleen“, begann Zach schließlich und strich sanft über ihr Haar. „Es gibt Einiges, was wir besprechen müssen. Die anderen wollen mit dir reden. Fühlst du dich jetzt schon dafür bereit? Die Dinge lassen sich leider nicht mehr lange aufschieben.“
Joleen wusste, dass er mit den anderen seine Familie meinte und horchte in sich hinein. Sie
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