Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
heraufbeschworen hatte?
Sie hatten sich hier geliebt, so ineinander versunken, dass die Welt unbemerkt von ihnen hätte untergehen können oder es sie gestört hätte. Sie hatten sich körperlich verbunden, mit dem Herzen und durch Magie.
Er konnte sie vor sich sehen, über ihm, ihr Haar wie ein Buschfeuer, ihre Haut golden und ihre Arme erhoben. Dann waren sie in eine andere Welt geglitten.
Er konnte sie sehen, im Schlaf an ihn geschmiegt, ihre Lippen mit dem Ausdruck tiefster Zufriedenheit.
Er konnte sie sehen, dicht bei ihm, während sie miteinander sprachen, ihr Gesicht strahlend vor Aufregung, so voller Pläne. So jung.
War es sein Schicksal, sie zu verlieren, bevor er sie wiedergefunden hatte?
Dieser Gedanke durchfuhr ihn, ließ ihn erzittern, als er sich wieder aufrichtete. Unfähig, die Last der Erinnerungen länger zu ertragen, verdrängte er sie und ging aus der Höhle.
Ins Sonnenlicht, in einen Feuerblitz, wo sie stand, ihren Rücken der See zugewandt.
5
Im ersten Moment war er zu nichts anderem fähig, als sie einfach nur anzusehen, überschwemmt von alten Erinnerungen und altem Verlangen, verwoben mit neuem. Die Zeit hatte auch für sie nicht stillgestanden. Sie war nicht mehr länger das wilde junge Mädchen, das ohne zu überlegen kopfüber ins Wasser sprang. Die Frau maß ihn mit kühlem, abschätzendem Blick und war umgeben von einem Glanz und einer Raffinesse, die dem Mädchen noch gefehlt hatten.
Die Brise bauschte ihr Haar auf, feurige Locken. Das jedenfalls hatte sich nicht geändert.
Sie wartete mit dem Ausdruck äußerster Gelassenheit und Ruhe, während er sich ihr näherte, aber weder fühlte noch sah er das kleinste Willkommen.
»Ich habe mich gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis du hierherkommen würdest.« Ihre Stimme war leise und gemessen, wie ihr Blick. »Ich war nicht sicher, ob du die Stirn haben würdest.«
Es fiel ihm schrecklich schwer, sachlich zu bleiben angesichts der Gefühle und Bilder aus der Höhle, die ihn aufgewühlt hatten. »Kommst du oft hierher?«
Nun hob sie nahezu amüsiert ihre Augenbraue. Die Brise, die übers Wasser wehte, trug ihren Duft zu ihm. Umhüllte ihn.
»Warum sollte ich? Wenn ich den Ozean sehen möchte,
habe ich meine Klippen. Wenn ich an den Strand möchte, liegt er direkt vor meiner Buchhandlung. Hier gibt es nichts, was die Mühe lohnen würde.«
»Aber du bist jetzt hier.«
»Neugier.« Sie warf einen Blick zur Seite, und die dunkelblauen Steine ihrer Ohrringe glitzerten. »Und konntest du deine befriedigen?«
»Ich habe dich da drinnen gefühlt. Habe uns gefühlt.«
Zu seiner Überraschung wölbten sich ihre Lippen beinahe genussvoll. »Sex produziert sehr viel Energie, wenn man es richtig macht. In der Beziehung hatten wir nie Probleme. Und was mich angeht, nun, eine Frau hat sentimentale Vorstellungen bezüglich des allerersten Mals. Ich kann mich deutlich an dieses besondere Ereignis erinnern, auch wenn ich die Wahl meines Partners bedaure.«
»Ich wollte dich niemals …« Er unterbrach sich, fluchte.
»Verletzen?«, beendete sie seinen Satz. »Lügner.«
»Du hast recht. Absolut.« Was auch kommen mochte, wenn ihm wirklich vorherbestimmt war, sie zu verlieren, dann konnte und wollte er wenigstens in diesem einen Punkt ehrlich sein. »Ich wollte dich verletzen. Und ich würde sagen, das ist mir sehr gut gelungen.«
»Du überraschst mich tatsächlich.« Sie wendete sich ab, weil es ihr wehtat, ihn dort zu sehen, mit dem Rücken vor der dunklen Höhle, die ihre gewesen war.
Die Echos der grenzenlosen, verschlingenden Liebe zu spüren, die sie damals für ihn gefühlt hatte.
»Die schlichte Wahrheit nach all diesen Jahren.«
»Es bedeutet nicht, dass ich etwas, was ich mit zwanzig getan habe, heute nicht bedauern würde.«
»Ich lege keinen Wert auf dein Bedauern.«
»Was zur Hölle willst du dann, Mia?«
Sie sah, wie das Wasser den Strand in einer endlosen liebevollen Geste umschmeichelte. Sie hörte die Schärfe in seiner Stimme, identifizierte sie als ein Zeichen seines wachsenden, gefährlichen Zorns. Und es gefiel ihr. Je unsicherer er war, desto sicherer würde sie sich fühlen.
»Eine Wahrheit für eine Wahrheit«, sagte sie. »Ich möchte, dass du zur Strafe leidest, dass du zurückgehst nach New York oder zur Hölle oder wo auch immer es dich hinzieht, solange du nicht hierbleibst.«
Sie sah ihn an, und ihr Lächeln war frostig. »Es scheint ein ausgesprochen bescheidener Wunsch zu sein.«
»Ich
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