Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
Preis auch sein mochte, sie musste es wissen. Sie erinnerte sich daran, wie er schmeckte, wie er sich anfühlte, wie es sich anfühlte, wenn seine Hände ihre Taille umfassten, um sich dann in ihren Haaren festzukrallen. Sie erlebte es jetzt alles wieder, und gleichzeitig erlebte sie es neu.
Er biss auf ihre Unterlippe, ein kurzer schneller Biss, dann fuhr er mit seiner Zunge darüber, verführerisch, besänftigend. Sie veränderte ihre Haltung, ihren Kusswinkel, lockte ihn, ihr zu folgen, mit ihr das gefährliche Gebiet des erwachenden Verlangens zu betreten.
Einer von ihnen zitterte. Sie war sich nicht sicher, wer von ihnen es war, aber es reichte, um ihr vor Augen zu führen, dass eine winzige falsche Bewegung einen Erdrutsch auslösen könnte, einen sehr langen.
Sie zog sich zurück, betrachtete ihn mit seinen wehenden Haaren. Und spürte, wie der Widerhall ihres Kusses ihre Gefühle erschütterte.
Jetzt wusste sie es. Er war immer noch der einzige Mann, der ihre Leidenschaft entfachen konnte.
Seine Stimme klang rau und unsicher, als er sprach. »Das beweist einiges.«
Es half ein bisschen zu bemerken, dass er genauso durcheinander war wie sie selbst. »Beweist was, Sam? Dass in uns immer noch Hitze ist?« Sie schnippte mit ihrer Hand, und zwei blassblaue Flammen tanzten auf ihrer Handfläche. »Feuer ist schnell entfacht.« Sie schloss ihre Hand, öffnete sie wieder, und die Flammen waren verschwunden. »Und schnell gelöscht.«
»Nicht ganz so schnell.« Er nahm ihre Hand, fühlte die
pulsierende Energie. Und wusste, dass sie sie noch fühlte. »Nicht ganz so einfach, Mia.«
»Dich körperlich zu begehren bedeutet so wenig.« Sie entzog ihm ihre Hand, schaute hinüber zur Höhle. »Es macht mich traurig, hier zu sein und daran zu denken, wie viel mehr wir voneinander erwartet haben und von uns selbst, damals.«
»Glaubst du nicht an einen neuen Beginn?« Er berührte ihr Haar. »Wir haben uns beide verändert. Warum nehmen wir uns nicht die Zeit, um uns neu kennenzulernen?«
»Du willst bloß mit mir schlafen.«
»O ja. Selbstverständlich will ich das.«
Sie lachte zu ihrer beider Überraschung. Ein leises, volles Lachen, das zu dem amüsierten Aufblitzen in ihren Augen passte. »Noch mehr Wahrheiten. Wenn das so weitergeht, bin ich bald sprachlos.«
»Ich würde dich gern verführen, aber …«
»Wir wollen nicht übertreiben«, unterbrach sie ihn. »Ich bin keine erwartungsvoll zitternde Jungfrau mehr. Falls ich beschließen sollte, mit dir zu schlafen, dann schlafe ich mit dir.«
Er atmete tief aus. »Nun gut. Falls das passiert, habe ich ein ganzes Hotel zu meiner Verfügung.«
»Falls ist das entscheidende Wort«, sagte sie milde. »Wenn aus dem ›Falls‹ ein ›Jetzt‹ wird, lasse ich es dich wissen.«
»Ich stehe ganz zu deiner Verfügung.« Um sich wieder zu beruhigen, bückte er sich und hob seine Sonnenbrille auf. »Aber ich wollte sagen, obgleich ich dich gern verführen würde, gäbe ich mich einstweilen mit einem freundschaftlichen Essen zufrieden.«
»Ich bin nicht daran interessiert, mich mit dir zu verabreden.
« Sie nahm einen neuen Anlauf in Richtung Kliff, zur Straße, und er ging neben ihr.
»Ein kultiviertes Essen, intelligente Unterhaltung, die Chance, herauszufinden, wer wir sind. Wenn du es nicht Verabredung nennen möchtest, können wir sagen, es ist ein Treffen zwischen zwei der bekanntesten Geschäftsleute der Insel.«
»Die Wortwahl ändert nichts an der Realität.« Sie blieb neben ihrem Wagen stehen. »Ich werde darüber nachdenken.«
»Gut.« Er öffnete die Wagentür für sie, hinderte sie aber daran einzusteigen. »Mia.«
Bleib bei mir, wollte er sagen. Ich habe dich vermisst.
»Was?«
Er schüttelte seinen Kopf, trat beiseite. »Fahr vorsichtig.«
Sie fuhr direkt nach Hause, schaltete jeden weiteren Gedanken an das Geschehene aus, zog sich um und stürzte sich auf ihre Gartenarbeit. Ihre große schwarze Katze Isis rieb sich an ihren Beinen, als sie nach draußen ging. In ihrem Treibhaus versorgte sie ihre Setzlinge, wählte einige Töpfe aus und stellte die Pflänzchen nach draußen in die Sonne, um sie an die frische Luft zu gewöhnen, bevor sie sie später im Monat einpflanzen würde. Sie holte sich ihre Gartengeräte und machte sich daran, den Boden zu präparieren.
Ihre Narzissen blühten schon und tanzten in der Sonne, und die Hyazinthen dufteten. Das warme Wetter lockte ihre Tulpen raus, die schon bald ihre prächtige Parade abhalten
Weitere Kostenlose Bücher