Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Schlange ziemlich schwertun würde. Aber vielleicht täusche ich mich auch. Trotzdem, warum lässt diese verdammte Katze ihre Opfer ausgerechnet auf unserem Grundstück liegen, und zwar ganz in der Nähe des Hauses? Also dachte ich mir …«
»Die fragliche Katze müsste schon einen großen Baseballschläger schwingen können.« Er wackelte mit dem Kopf der Schlange vor Phoebe hin und her. »Die Katze hätte vielleicht ein bisschen an ihr rumgeknabbert, aber sie hätte ihren Kopf nie im Leben platt hauen können wie einen Pfannkuchen.«
»Ja.« Sie atmete hörbar aus. »So was in der Art habe ich mir auch schon gedacht.« Sie versetzte der Schachtel, die sie mit rausgebracht hatte, einen Fußtritt. »Würdest du dieses eklige tote Ding bitte da reinlegen und dann alles in die Mülltonne werfen? Und wage es nicht, mich oder sonst was hier anzufassen, bevor du dir die Hände gewaschen hast.«
Er ließ die Schlange in die Schachtel fallen. »Du sagst, du hast sie auf den Stufen zur Vordertür gefunden?«
»Ja.« Jetzt grinste er nicht mehr, was sie mit noch mehr Befriedigung erfüllte. »Ich bin gestern Abend gegen elf heimgekommen, und da …«
»Woher?«
»Ich hatte eine Verabredung, wenn du es genau wissen willst.«
»Mit dem Lottogewinner.«
»Ja, genau, der Mann heißt übrigens Duncan. Wie dem auch sei, dieses Ding lag auf den Stufen. Jemand hat es also mit Absicht dahin gelegt.«
»Irgendein bescheuertes Kind.«
»Johnnie. Du kennst doch Johnnie Porter, der gleich um die Ecke wohnt? Er ist der Erste auf meiner Liste.«
»Soll ich mit ihm reden?«
»Nein, das mach ich schon selber. Ich konnte mich nur nicht überwinden, zur Mülltonne zu gehen und dieses Ding noch einmal aus der Nähe zu betrachten.«
»Wozu hat man einen Bruder?« Er warf die Schachtel in die Tonne, machte den Deckel zu und lächelte sie dann verschmitzt an. »Arme kleine Phoebe.«
»Wag es bloß nicht, mich mit diesen Schlangenfingern anzufassen. Ich meine es ernst.«
»Ich möchte meiner Schwester nur einen zärtlichen Klaps geben, sie trösten, in ihrer schweren …«
»Wenn du mich auch nur anrührst, tret ich dir in die Eier.« Sie hob drohend die geballten Fäuste. »Du weißt, dass ich es locker mit dir aufnehmen kann.«
»Das hab ich schon eine ganze Weile nicht mehr getestet. Ich habe auch trainiert.«
»Ach, komm rein, und wasch dir die Hände. Ich werde mich dafür erkenntlich zeigen, dass du zu meiner Rettung herbeigeeilt bist, und das um diese Uhrzeit.«
Sie führte ihn ins Haus und lehnte sich gegen die Küchentheke, während er sich an der Spüle die Hände wusch. »Carter, mir geht da noch eine andere Möglichkeit durch den Kopf. Was, wenn es kein blödes Kind war?«
Er sah sie an. »Du denkst irgend so ein Riesenarschloch?«
»Ganz genau. Das sind zwar nur dumme Streiche, nichts Lebensbedrohliches, aber trotzdem … Und dann wäre da noch diese andere unangenehme Sache«, sagte sie und dachte an die Puppe. »Ich werd mit Johnnie reden, aber ich hab das unangenehme Gefühl, dass wir den vergessen können. Deshalb wollte ich dich fragen, ob es dir wohl was ausmacht, hier öfter mal nach der Schule einen Kontrollgang zu machen, nur für eine Weile. Du musst auch nicht reinkommen, denn sonst sitzt du hier gleich mehrere Stunden fest. Aber wenn du ein paarmal vorbeischauen könntest, wenn ich nicht da bin, hätte ich gleich ein besseres Gefühl.«
»Aber natürlich mach ich das. Trotzdem, wenn du dir ernsthaft Sorgen machst …«
»Ich hab nur so ein mulmiges Gefühl«, verbesserte sie ihn. »Richtig Sorgen mach ich mir noch nicht. Ich musste nur wieder daran denken, was …«
»Was Reuben getan hat.« Mit zusammengekniffenen Lippen trocknete Carter sich die Hände ab. »Zum Beispiel die Luft aus den Autoreifen lassen und die Pflanzen vergiften, die Mama im Garten gepflanzt hatte.«
Phoebe strich ihm über den Arm. Die Erinnerung daran machte Carter mehr zu schaffen als ihr. »Ja, lauter kleine Gemeinheiten. Wenn Arnie Meeks hierfür verantwortlich ist, wird er es bestimmt bald leid sein.«
»Oder aber die Sache eskaliert.« Seine Fingerspitzen berührten sie jetzt ganz vorsichtig unter den Augen, wo ihre blauen Flecken gerade erst verblasst waren. »Er könnte dich erneut angreifen, Phoebe.«
»Er ist nicht der Typ für eine offene Konfrontation, und glaub mir, Carter, er wird mich kein zweites Mal überraschen. Ich kann mich wehren. Ich bin nicht so hilflos wie Mama damals.«
»Nein, du hast schließlich
Weitere Kostenlose Bücher