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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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denkst, das wird nicht mehr lange dauern. Mit Letzterem hast du sogar recht. Ich habe nicht mehr lange zu leben.«
    »Das tut mir leid.« Trotz allem spürte Phoebe einen Stich. »Ich weiß, dass du Schmerzen hast. Kann ich irgendetwas für dich tun?«
    »Du hast immer noch diese Schwäche, aber das wird sich mit der Zeit geben. Du erbst das Haus. Glaub bloß nicht, dass du es an deine Mutter oder deinen Bruder weitervererben kannst. Ich habe dafür gesorgt, dass das nicht geht. Ich habe genügend Geld zur Seite gelegt, dass du es unterhalten kannst. Du kriegst es von den Anwälten. Es steckt in einer Treuhandgesellschaft und ist nur für das Haus gedacht, daran habe ich keinen Zweifel gelassen.«
    »Auch dein Geld will ich nicht.«
    »Schön für dich, denn du wirst rein gar nichts von mir bekommen. Niemand von euch. Alles ist einzig und allein für das Haus bestimt. Wenn du stirbst, kannst du es weitervererben, an wen du willst. Aber nur, wenn du dich an die Regeln hältst. Wenn du willst, dass deine Mutter ein Dach über dem Kopf hat, wirst du hier leben müssen und es als Wohnhaus nutzen.« Niemand hielt ihr eine Waffe an den Kopf oder ein Messer an die Kehle, dachte Phoebe. Das wäre Bess viel zu offensichtlich gewesen. Stattdessen erpresste sie sie mit den Menschen, die sie über alles liebte.
    »Ich brauche weder dein Haus noch dein Geld, noch deinen Segen – begreif das doch endlich. Ich kann und werde für mein Kind sorgen, und zwar so, wie ich es für richtig halte, und nicht, wie du das für mich vorgesehen hast.«
    »Doch, genau das wirst du tun. Oder aber deine Mutter verlässt noch heute dieses Haus. Das Haus, das sie schon seit Jahren nicht mehr zu verlassen wagt. Glaubst du etwa, ich wüsste das nicht? Ich setze sie noch in der nächsten Stunde vor die Tür, egal, wie sehr sie sich dagegen wehrt.
    Wahrscheinlich wird sie eine Weile in eine Gummizelle müssen, oder was meinst du?«
    »Warum solltest du ihr so was antun? Sie hat dir nichts getan, im Gegenteil, sie hat dich die ganze Zeit über aufopfernd gepflegt. Sie hat dich gewaschen und gebadet und deine Bettpfanne geleert, und zwar seit Monaten. Sie hat in ihrem ganzen Leben keiner Fliege etwas zuleide getan.«
    »Vielleicht hätte man sie dann mehr respektiert. Außerdem werde nicht ich ihr das antun, sondern du. Sie kann nur hierbleiben, wenn du auch bleibst. Wenn du hier ausziehst, wird sie hinausgeworfen. Ich habe sie aufgenommen, ich habe euch alle aufgenommen. Und ich kann euch auch wieder vor die Tür setzen.«
    »Woraus du auch nie einen Hehl gemacht hast.«
    »Diesmal«, sagte Bess mit einem Lächeln, »ist es für immer.«
     
    Phoebe fuhr aus dem Schlaf hoch. Hatte sie ein Pfeifen gehört? Hatte sie es gehört oder nur davon geträumt?
    Sie suchte mit dem Feldstecher die Straße und den Park ab, sah aber nichts.
    Sie rieb sich die Augen, rieb sich den Hals.
    Bess. Wie lange hatte sie noch gelebt, nach diesem Besuch am Totenbett? Noch mehrere Wochen. Schlimme Wochen, in denen sie die meiste Zeit über verwirrt gewesen war oder wegen der Medikamente geschlafen hatte. Sie hatte es nicht mehr geschafft, mit der alten Frau noch einmal ein vernünftiges Gespräch zu führen.
    Und jetzt saß sie viele Jahre später hier in diesem Haus und starrte nach draußen. So, wie es aussah, würde das auch immer so bleiben.

17
     
    RazzJohnson musste etwas beweisen. Und zwar noch heute. Die Lords glaubten, sie könnten in sein Revier kommen und seine Jungs aufmischen? Sie hatten sich schon weit vorgewagt. Und jetzt wollten sie auch noch die Westside und ihren Mist vor seine Haustür sprayen?
    Von wegen! Er würde sich schon Respekt verschaffen.
    In diesem Moment lag sein Bruder im Krankenhaus und würde vielleicht sterben. Sie hatten die Kugeln rausoperiert, die ihm diese Scheißkerle reinjagten, als sein Bruder die Gang ins Revier der Lords führte, um es ihnen verdammt noch mal heimzuzahlen.
    Aber T-Bone hatte Razz befohlen, zu Hause zu bleiben, weil er noch nicht so weit war. Er wünschte, er wäre dabei gewesen, denn dann würde sein Bruder jetzt nicht im Krankenhaus liegen und vielleicht sterben. Und selbst wenn er nicht starb, musste er wahrscheinlich für den Rest seines Lebens in einen Beutel scheißen und pissen.
    Razz wusste, was er zu tun hatte. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
    Er fuhr die Hitch Street entlang, feindliches Gebiet. Das Auto hatte er gestohlen, und die blaue Baseballkappe, die Teil seiner Gang-Uniform war, lag auf dem

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