Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
schön gesagt? Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Der Mann ist nun mal vollkommen oberflächlich. Und es ist ihr egal, Phoebe. Roy bedeutet Carly so gut wie nichts. Also nimm dir die Sache nicht so zu Herzen.«
»Du hast recht. Ich weiß ja, dass du recht hast. Sie hat ihn viel zu selten gesehen, um ihn überhaupt vermissen zu können.«
»Aber du hast ihn vermisst.«
»Zumindest habe ich mir das eingebildet.« Phoebe häufte sich noch mehr Eis auf ihren Löffel, musterte es und aß es. »Aber genau das ist ja das Schlimme. Dabei war er schon immer so. Danke, Mama.«
Roy war es nicht wert, dass sie sich ärgerte, redete Phoebe sich ein, während sie nach oben ging, um zu duschen. Aber der Anruf hatte sie daran erinnert, wie gefährlich es war, verliebt zu sein. Besser, man nahm das Ganze nicht so ernst, dann konnte einem auch niemand wehtun.
Vielleicht war es an der Zeit, ein wenig auf Abstand zu Duncan zu gehen. Sie hatte sich schon wieder mit ihm verabredet, allerdings als der Zauber des heutigen Tages noch gewirkt hatte. Egal, sie würde ihm einfach erklären, dass sie nur mit ihm befreundet sein wollte und seine Gesellschaft sowie ab und an ein wenig Sex zu schätzen wusste.
Welcher Mann konnte dagegen schon etwas einwenden?
19
Aufihren ausdrücklichen Wunsch hin wurde Phoebe verständigt, als Charles Johnsons Leiche freigegeben wurde. Anschließend setzte sie sich mit dem Bestattungsinstitut in Verbindung, um sich zu erkundigen, wann er aufgebahrt würde.
Von den Auseinandersetzungen und der öffentlichen Debatte einmal abgesehen, wollte sie ihm unbedingt die letzte Ehre erweisen. Das bedeutete zwar, dass sie ihre Verabredung mit Duncan absagen musste, aber das war wahrscheinlich ohnehin besser. Eine kleine Auszeit, beschloss sie. Eine kleine Pause, in der sie alles noch einmal gründlich überdenken konnte.
Sie rief ihn an, und obwohl das feige war, spürte sie Erleichterung, als sein Anrufbeantworter dranging.
»Duncan, ich bin’s, Phoebe. Ich muss dir für heute Abend leider absagen. Mir ist etwas dazwischen…« Das war nicht fair, ermahnte sie sich selbst. Er hatte nichts getan, was eine so lahme Ausrede gerechtfertigt hätte. »… also, man kann heute Abend Charles Johnson die letzte Ehre erweisen, und ich will da unbedingt hin. Wir müssen es also verschieben. Wir telefonieren später noch mal, ja? Ich hab jetzt gleich eine Besprechung.«
Wahrscheinlich würde das Department nach einem Sündenbock suchen. Aber Phoebe würde ihr eigenes Vorgehen vehement verteidigen. Sie saß in der Besprechung mit dem Krisenteam, dem Chief und den Vertretern des Büros für interne Angelegenheiten.
Fragen wurden gestellt und beantwortet. Ihr Protokoll wurde verteilt, und der Mitschnitt ihrer Verhandlung wurde abgespielt. Sie hörte ihre Stimme, die von Commander Harrison, Charlie und Opal, sie hörte die Mitteilungen, die zwischen ihr, dem zweiten Verhandler und der Einsatzleitung hin und her gingen und an das Sondereinsatzkommando weitergeleitet wurden.
»Lieutenant MacNamara hat das Team eindeutig informiert, dass sich der Geiselnehmer bereit erklärt hatte, aufzugeben und das Gebäude unbewaffnet zu verlassen.« Der Chief hob die Hand. »Die Funkverbindung war zu keiner Zeit unterbrochen. Der Commander des Sondereinsatzkommandos hat keinen Schießbefehl erteilt, und die Schüsse wurden von keinem Mitglied unseres Departments abgegeben.«
Er schwieg. »Die Schüsse wurden aus einer inzwischen sichergestellten Waffe abgefeuert, die keinem Mitglied des Sondereinsatzkommandos gehörte, und von einer Position aus, wo kein Mitglied unseres Teams postiert war. Die uns bekannten Mitglieder der rivalisierenden Gang wohnen in dem Gebäude, von dem aus die Schüsse abgegeben wurden. Andere bekannte oder vermutliche Mitglieder leben innerhalb der Absperrung, die in diesem Fall vorgenommen wurde. So weit die Fakten. Aber wir haben noch mehr. Die Absperrung wurde durchbrochen. Und das zieht weitere Fragen nach sich. Von wem, wie und wann? Dass die Absperrung durchbrochen wurde, gibt Anlass zu Kritik und Spekulationen, von möglichen Zivilklagen ganz zu schweigen.«
»Wer das gewesen sein könnte, wird gerade untersucht«, hob Commander Harrison an. Er war ein durchsetzungsfähiger Mann mit einer ziemlichen Präsenz und einer tiefen Bassstimme, die wie dazu geschaffen war, Befehle zu erteilen. »Jedes bekannte Gangmitglied der Lords wird derzeit befragt. Aber das wird lange dauern,
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