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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wollte nur wissen, ob ich ihn vermisse. Ich hab ihr die Wahrheit gesagt, nämlich, dass ich ihn nicht vermisse, und kann nur hoffen, dass das richtig war.«
    »Ich finde, ja.« In Essies Augen stand Besorgnis. »Wir hatten wirklich ein verdammtes Pech mit den Männern, was, meine Kleine?«
    »Allerdings.« Phoebe lehnte sich zurück und ließ ihren Blick über den prächtigen Stuck an der Zimmerdecke wandern. »Ich überlege, ob ich die morgige Verabredung nicht lieber absagen soll.«
    »Aber warum denn?«
    »Es geht uns doch gut, oder? Carly ist glücklich. Du hast deine Arbeit, die dich ausfüllt, und ich meine. Ava ist zufrieden – obwohl ich mir wünschen würde, dass sie und Dave endlich aufhören, uns was vorzumachen. Jetzt, wo sie beide frei und ungebunden sind … Warum sollte ich irgendetwas daran ändern, indem ich mit einem Mann, den ich kaum kenne, etwas trinken gehe?«
    »Weil du eine hübsche junge Frau bist, die noch ihr ganzes Leben vor sich hat. Du musst dringend mal hier raus aus diesem Hühnerstall. Das mag komisch klingen, wenn ausgerechnet ich das sage – trotzdem.« Essies Hände fuhren mit ihrer Arbeit fort. »Das Letzte, was ich mir für dich wünsche, ist, dass du dich abkapselst und dich in diesem Zuhause, das wir uns geschaffen haben, vergräbst. Du wirst morgen Abend mit diesem gut aussehenden Mann ausgehen. Und das ist ein Befehl!«
    Amüsiert legte Phoebe den Kopf schräg. »Ich soll also tun, was du sagst, statt deinem Beispiel zu folgen?«
    »Ganz genau. Das ist nun mal das Vorrecht der Mütter.«
    »Na, wenn du meinst.« Sie stand auf, ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Mama? Keine Internetbestellungen für Carly dieses Wochenende.«
    »Ach so?« Sie klang enttäuscht.
    »Das ist nun mal das Vorrecht der Mütter«, wiederholte Phoebe und ging dann in ihr Arbeitszimmer.

3
     
    Phoebe nahm vor der versammelten Klasse Platz. Fünfundzwanzig Polizisten ließen sich von ihr ausbilden, eine bunte Mischung aus Uniformen, Zivilkleidung und verschiedenen Rangstufen.
    Und die meisten davon, das wusste sie, wollten eigentlich gar nicht hier sein.
    »Heute werde ich darüber sprechen, welche Taktiken der Verhandler in einer Krisensituation oder bei einer Geiselnahme verfolgen kann. Aber zunächst einmal möchte ich wissen, ob es noch Fragen zum gestrigen Unterricht gibt.«
    Eine Hand wurde gehoben. Phoebe spürte spontan Ärger in sich aufsteigen. Officer Arnold Meeks, Polizist in dritter Generation. Ein streitsüchtiger Sturkopf, der sich gern als Macho aufspielte.
    »Officer Meeks?«
    »Yes, Ma’am.« Sein Lächeln war eher ein Grinsen. »Sie haben neulich am St. Patrick’s Day einen Selbstmordkandidaten von seinem Vorhaben abgebracht?«
    »Das stimmt.«
    »Na ja, da wir bei Ihnen Unterricht haben, hätte ich dazu gern ein paar Details gehört. Vor allem, weil Sie offenbar einige Grundregeln für Verhandler gebrochen haben. Oder gelten für Sie mit Ihrer FBI-Ausbildung andere Regeln?«
    Ihre FBI-Ausbildung sorgte mit schöner Regelmäßigkeit für Irritationen. Damit würde sie wohl oder übel leben müssen. »Welche Regeln habe ich denn gebrochen, Officer Meeks?«
    »Na ja, Ma’am …«
    »Sie dürfen mich mit meinem Dienstgrad ansprechen, so wie ich das auch bei Ihnen tue, Officer.«
    Sie sah eine Spur von Verärgerung in seinem Gesicht. »Die Person war bewaffnet, aber Sie sind ihr allein gegenübergetreten, ohne Deckung.«
    »Das stimmt. Und es stimmt auch, dass es ein Verhandler nach Möglichkeit vermeiden sollte, einem Bewaffneten allein gegenüberzutreten. Aber manchmal gibt es Umstände, die genau das erfordern. Wir werden bei den Rollenspielen im zweiten Teil unserer Ausbildung noch auf solche Krisensituationen zu sprechen kommen.«
    »Warum …«
    »Ich will das gerade erklären. Meiner Meinung nach machte es der Fall am St. Patrick’s Day erforderlich, der Person allein gegenüberzutreten. Man kann sogar sagen, dass die meisten Selbstmordkandidaten positiv darauf reagieren. Die Person war nie als gewalttätig aufgefallen und hatte noch nicht geschossen. Meiner Einschätzung nach überwogen die Vorteile die Nachteile bei Weitem. Da wir die anderen Aspekte dieser sogenannten ›Face-to-face‹-Verhandlungen bereits durchgenommen haben …«
    »Stimmt es auch, dass Sie die Person mit Alkohol versorgt haben?«
    Ich wette, du hast ein Potenzproblem, dachte sie, nickte aber. »Ich habe der Person auf ihren eigenen Wunsch hin ein Bier gebracht, das ist nicht verboten.

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