Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Wenn du mit einem äußerst wohlhabenden Mann verheiratet wärst, Liz, würdest du dann Geld auf einem eigenen Konto ansparen?«
»Höchstens zur Sicherheit. Falls der reiche Ehemann eines Tages beschließt, mich sitzen zu lassen, oder umgekehrt.«
»Und wenn es Eheprobleme gab?«
»Eine Freundin wird das wissen. Aber ich habe noch einen anderen Verdacht. Dieser Ehemann ist ein eiskalter Typ, der alles und jeden kontrollieren muss, darauf wette ich mit dir! Also musst du heimlich Geld auf ein privates Konto schaffen. Dieser Ehemann ist oft auf Reisen, während du Blumen arrangierst und dich mit anderen Ladys zum Mittagessen verabredest.«
»Eine Affäre.«
»Wir sind als Angestellte des öffentlichen Dienstes nicht nur attraktiv, sondern auch zynisch.«
»Hmmmm.« Phoebe ging in Gedanken noch mal alles durch, während sie mit dem Lift nach unten fuhren. »Ich glaube nicht, dass die Tote die Liebe seines Lebens war. Ich glaube eher, dass er sie abgehakt hat, wie man eine Besprechung abhakt. Aber wenn sie einen Liebhaber hatte … vielleicht einen, mit dem sie auf und davon wollte … Deswegen wollte sie auch an ihr Sparkonto.«
»Zur falschen Zeit und am falschen Ort. Ihr Mörder und seine Kumpanen bekamen lebenslänglich, aber einem Liebhaber mit gebrochenem Herzen reicht das vielleicht nicht. Er muss irgendjemandem die Schuld dafür geben.«
»Alle sind lebend da rausgekommen, nur sie nicht. Ich habe es nicht geschafft, Sanitäter zu ihr zu schicken, nicht rechzeitig.«
»Wie denn auch! Ich habe die Akte gelesen, Phoebe.«
»Wenn jemand in sie verliebt war, wenn jemand von Schuldgefühlen zerfressen wird, weil sie seinetwegen zur Bank gegangen ist, spielt das alles keine Rolle. Lass uns Angela Brentines Freundinnen aufspüren, ihre Friseurin, ihren personal trainer . Menschen, denen sich eine unglückliche Frau anvertraut.«
»Die beste Freundin mach ich schon ausfindig.« Liz griff nach ihrem Handy, während sie durch die Lobby gingen und hinaus auf den Bürgersteig traten. »Ich habe einen Freund bei der Zeitung. Ich werde ihn bitten, mir den Artikel über die Hochzeit zu besorgen. Die beste Freundin war bestimmt Brautjungfer. Zumindest gehörte sie zu den Hochzeitsgästen.«
»Ist es nicht toll, dich dabeizuhaben?«
»Der Typ, mit dem ich zusammengewohnt habe, fand das auch. Bis ich ihn vor die Tür gesetzt habe.«
Glynis Colby war eine blonde Bohnenstange in Jeans und Leinenbluse. Ihr Fotostudio befand sich im dritten Stock eines renovierten Altbaus unweit des Greene Square. Es gab verschiedene Requisiten, darunter auch eine riesige Teetasse, und in den Wandregalen befanden sich Heerscharen von Stofftieren.
Sie rief nach ihrem Assistenten Dub – ein kleiner Typ mit Pferdeschwanz und einem Engelslächeln – und bat ihn, allen etwas Kaltes zu trinken zu bringen.
»Sie fehlt mir immer noch. Das Ganze ist inzwischen mehr als drei Jahre her, doch wenn ich etwas Besonderes sehe, denke ich immer noch, das muss ich unbedingt Angie erzählen. Aber sie ist nicht mehr da.«
Hier zeigte jemand genau die Gefühle, die Joshua Brentine vermissen ließ. »Waren Sie schon lange befreundet?«, fragte Phoebe.
»Seit wir vierzehn waren. Glyn, Angie und Dub – wir drei waren einfach unzertrennlich. Wir wollten gemeinsam berühmt werden.«
»Ich kenne Ihre Arbeit«, warf Liz ein. »Sie haben Schwangerschaftsfotos von einer Kusine von mir gemacht. Sie waren fantastisch. Dann ist sie mit ihrem kleinen Sohn wieder zu Ihnen gekommen. Sie haben verdientermaßen einen guten Ruf.«
»Wir können nicht klagen, stimmt’s, Dub?«
Er stellte die Gläser ab und drückte ihre Hand. »Angie? Sie hatte ein Herz aus Gold.«
»Wir hatten ein Konzept«, fuhr Glynis fort. »Angie hatte sich auf Hochzeitsfotos spezialisiert und ich mich auf Schwangerschaft und Kinder. Keine schlechte Idee, um Kunden zum Wiederkommen zu motivieren. Außerdem liebte sie es, Hochzeiten zu fotografieren. Sie hatte einfach den Blick dafür. Und Dub …«
»Ich wollte mich um das Geschäftliche kümmern.«
»Ich dachte, Angela hätte zum Zeitpunkt ihres Todes nicht gearbeitet?«
»Nein. Joshua hatte was dagegen. Er hatte was gegen uns.« Glynis blickte Dub an und hob die Brauen. »Schlechter Einfluss.«
»Vor allem mich hat er gehasst«, ergänzte Dub. »Ein echter Schwulenhasser.«
Glynis versetzte ihm einen Stups. »Du musst dich wohl überall vordrängeln? Er hat mich mindestens ganz genauso gehasst. Ich war die Schlampe.«
»Und ich die
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