Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
schwule Schlampe. Was deutlich schlimmer ist. Er hat sie auf einer Hochzeit kennengelernt, für die man sie gebucht hatte«, fuhr Dub fort. »Ein großes Society-Event und ein Riesencoup für uns.«
»Das Studio gab es damals gerade erst acht Monate.«
»Sie war schön, richtig schön, und hatte wirklich ein Herz aus Gold.«
»Und sie besaß unglaublichen Charme. Joshua hat sie nach allen Regeln der Kunst erobert.«
Glynis holte mit beiden Händen weit aus. »Körbeweise Blumen – vor allem rosa Rosen, ihre Lieblingsblumen. Abendessen bei Kerzenlicht, romantische Wochenendtrips. Sechs Wochen später war sie verlobt. Drei Monate später war sie Mrs. Joshua Brentine.«
»Und dann hat es angefangen.« Dubs Mund wurde schmal wie ein Strich, als er begann, weiterzuerzählen. »Er hat sie dazu gedrängt, ihren Job aufzugeben. Wie konnte sie nur auf Hochzeiten Bilder knipsen, wie er es nannte, bei denen sie, falls sie wichtig genug waren, auf der Gästeliste stand?«
»Sie hatte schließlich Verpflichtungen … bla, bla, bla«, sagte Glynis achselzuckend. »Sie hat alles für ihn aufgegeben. Sie hat ihn vergöttert. Er mochte nicht, dass sie mit uns verkehrte, also hat er versucht, sie zu manipulieren. Wir trafen uns hin und wieder heimlich zum Mittagessen oder wenn er gerade auf Geschäftsreise war.«
»Eine gefährliche Liebschaft«, fügte Dub hinzu.
»Wann begann ihre Affäre?«
Glynis riss die Augen auf, als Phoebe das fragte. »Woher wissen Sie das?«
»Erzählen Sie uns davon.«
»Das war nichts Unmoralisches. So war es nicht, sie war nicht so. Alles musste stets nach Joshuas Kopf gehen. Er ließ sie nicht sein, wie sie war, und sie wurde immer unglücklicher. Er erwartete, dass sie ihm rund um die Uhr zur Verfügung stand, aber er durfte tun und lassen, was er wollte.«
»Und zwar in jeder Beziehung«, sagte Dub und strich Glynis über die Schulter.
»Na gut.« Glynis atmete tief durch. »Es ging ihr schlecht, und er kam ihr kein bisschen entgegen. Er wollte keine Eheberatung aufsuchen und war auch gegen eine Therapie, als sie Depressionen bekam. Damals hatte sie noch kein eigenes Geld. Sämtliche Konten liefen auf seinen Namen. Als sie merkte, dass alles auf eine Scheidung hinauslief, kam sie ein paarmal die Woche her, wenn es ging, sogar noch öfter. Sie half bei der Deko, entwickelte Fotos in der Dunkelkammer, kümmerte sich um die digitale Bildbearbeitung, was eben gerade so anfiel. Wir bezahlten sie in bar.«
»Sie lernte jemanden kennen. Wie, wo und wen, wollte sie uns nicht verraten. Aber sie war glücklich.« Dub zog ein blaues Taschentuch heraus und gab es Glynis, damit sie sich damit über die Augen wischen konnte. »Sie begann wieder zu strahlen.«
»Wann begann sie wieder zu strahlen?«
»Ungefähr ein halbes Jahr bevor sie starb. Sie nannte ihn Lancelot, das war sein Kosename.«
»Wie haben sie kommuniziert?«
»Sie hat sich ein Kartenhandy gekauft. Das war seine Idee, stimmt’s, Dub?«
»Ja. Sie hat gesagt, dass er weiß, wie man so was macht. Hören Sie, die Kerle, die ihr das angetan haben, sitzen im Gefängnis. Warum müssen wir das ausgerechnet jetzt wieder aufwärmen?«
»Es hilft uns bei Ermittlungen in einem anderen Fall. Alles, was Sie uns über den Mann sagen können, mit dem sie eine Affäre hatte, kann uns weiterbringen.«
»Nun, ich glaube, er hatte eine Wohnung auf der Westside, in der sie sich trafen.« Glynis sah zu Dub, der bestätigend nickte. »Am Tag bevor es passiert ist, hab ich sie noch getroffen. Sie schwebte wie auf Wolken. Sie sagte, sie hätte beschlossen, auszuziehen und sich scheiden zu lassen. Danach wollten sie und Lancelot heiraten. Sie wollte das Geld abheben, das sie besaß, und nach Reno ziehen, um die für die Scheidung erforderliche Trennungsphase einzuleiten. Sie wollte die Sache so schnell wie möglich über die Bühne bringen. Sie war schon immer sehr entschlussfreudig.«
»Gibt es sonst noch irgendwas, das Sie über ihn wissen? Hat sie noch irgendwas über ihn erzählt? Jedes unbedeutende Detail ist wichtig.«
»Ich glaube, er hat trainiert. Sie hat erzählt, wie gut er gebaut wäre und wie hart er an seiner Figur arbeite. Er gab ihr Tipps, um körperlich kräftiger zu werden.«
»Er hatte blaue Augen«, fiel Dub ein. »Sie hat ihm einmal ein Hemd gekauft und bemerkt, das würde gut zu seiner Augenfarbe passen. Ein blaues Rugbyhemd. Hübsch. Und er konnte kochen.«
»Stimmt, genau. Sie sagte, wie sexy es sei, ihm zuzusehen, wenn er das
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