Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
war kein Kunde dieser Bank. Aber ich verstehe nicht, was das mit irgendwelchen laufenden Ermittlungen zu tun haben soll, Lieutenant.«
»Wir überprüfen nur ein paar Details, und ich möchte mich jetzt schon dafür entschuldigen, dass wir wieder auf diesen tragischen Vorfall zu sprechen kommen müssen, der Ihnen solche Trauer bereitet hat.«
Das Ganze scheint dich allerdings nicht besonders zu berühren, dachte Phoebe. Nicht so wie den armen Mr. Falk, der den Tod von Brenda noch einmal durchlebt hatte.
»Laut Zeugenaussagen hatte Mrs. Brentine ein Konto bei dieser Bank. Die sie an jenem Tag aufsuchte, um ihr gesamtes Guthaben abzuheben und das Konto zu schließen. Vielleicht können Sie uns dazu etwas sagen, Mr. Brentine, da das schon über drei Jahre her ist. Wir hatten bislang noch keinen Zugang zu den betreffenden Bankunterlagen.«
»Stellen Sie sich vor«, er ließ die Schultern kreisen, »Angela hatte ein eigenes kleines Konto. Peanuts. Ein paar tausend Dollar. Das Schicksal wollte es, dass sie ausgerechnet an jenem Tag zur Bank ging, als diese überfallen wurde.«
»Sie wussten nichts von diesem Konto?«
»Ich habe nie gesagt, dass ich nichts davon wusste. Ich habe nur gesagt, dass es sozusagen ihr kleines privates Sparkonto war.«
»Entschuldigen Sie bitte, aber ich frage mich, wozu die Frau eines Mannes in Ihrer beneidenswerten finanziellen Lage ein kleines privates Sparkonto braucht.«
»Ich nehme an, sie genoss das Gefühl der damit verbundenen Unabhängigkeit.«
»Aber laut unseren Akten war sie während Ihrer Ehe nicht berufstätig.«
»Nein, sie war nicht berufstätig.« Er hob eine Hand von der Sessellehne. Die Handfläche zeigte nach oben, was sie als Zeichen von Ungeduld wertete. »Sie war voll und ganz damit beschäftigt, sich um unser Zuhause zu kümmern, Feste zu geben, Wohltätigkeitsveranstaltungen zu organisieren. Ich fürchte, ich kann Ihnen in dieser Angelegenheit nicht weiterhelfen. Wenn Sie mich jetzt also bitte entschuldigen …«
»Aber dass sie alles auf einmal abgehoben hat«, beharrte Phoebe, »kam mir doch komisch vor, als ich mir die Akte im Zusammenhang mit unseren laufenden Ermittlungen noch mal vornahm. Das ist schon auffällig.«
»Bedauerlicherweise können weder Sie noch ich sie heute dazu befragen.«
»Das ist in der Tat bedauerlich. Ich nehme an, sie wollte Ihnen ein Geschenk machen oder sich irgendwas Nettes gönnen. Ich kaufe mir immer irgendwas Nettes, wenn ich genügend Geld dafür habe. Ich wette, sie hatte mehrere enge Freundinnen. Wir Frauen haben Freundinnen und erzählen ihnen Dinge, die wir unseren Männern nicht erzählen.«
»Ich verstehe nicht, was diese Dinge mit irgendwelchen Ermittlungen zu tun haben sollen.«
»Da haben Sie wahrscheinlich auch wieder recht. Ich schweife ein wenig vom Thema ab. Die Sache macht mich einfach neugierig. Ich hasse es, wenn ich nicht jedes Detail eines Falls klären kann. Aber wenn Sie uns sagen könnten, wo Sie letzte Nacht waren, wäre das sehr hilfreich. Anschließend lassen wir Sie auch sofort wieder in Ruhe. So nach dreiundzwanzig Uhr?«
Eisige zehn Sekunden lang sagte er kein Wort. »Ich mag die damit einhergehende Unterstellung nicht.«
»Oh, wir unterstellen Ihnen gar nichts. Es tut uns leid, falls wir diesen Eindruck erweckt haben sollten. Es wäre allerdings hilfreich, wenn Sie uns Ihren Aufenthaltsort nennen könnten. Ansonsten …« Phoebe sah zu Liz hinüber.
»Das macht uns nämlich beide neugierig«, sagte Liz mit einem strahlenden Lächeln. »Dann müssen wir auch nicht mehr Ihre kostbare Zeit verschwenden.«
»Ich war bis kurz nach elf mit einer Freundin im Theater, danach sind wir noch was trinken gegangen. Ich bin gegen ein Uhr nachts nach Hause gekommen. Wenn ich Ihnen sonst noch irgendwie …«
»Eine Frage noch: der Name Ihrer Freundin. Nur, damit wir Bescheid wissen und Sie nicht noch mal stören müssen.«
»Catherine Nordic.« Er erhob sich. »Ich muss Sie jetzt bitten, zu gehen. Wenn Sie noch weitere Fragen haben, werde ich meinen Anwalt anrufen.«
»Das ist nicht nötig. Bitte entschuldigen Sie nochmals, dass wir diese furchtbare Sache erneut ansprechen mussten. Vielen Dank für Ihre Zeit.«
Während sie zurück zur Rezeption gingen, warf Liz Phoebe einen kurzen Blick zu. »Ich mag ihn nicht.«
»Ich auch nicht! Was für ein eingebildeter Lackaffe. Fandest du es nicht auch interessant, dass er uns nichts über die Freundinnen seiner toten Frau oder dieses Bankkonto sagen wollte?
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