Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Viertel, nicht weit vom Universitätsgelände, gleich beim Savannah College of Art and Design.«
»Was Sie nicht sagen.« Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, was es außerhalb dieses Hauses alles gab. Die Straßen, Gebäude und Plätze waren nichts weiter als ein undurchdringliches Labyrinth in ihrem Kopf.
»Was denn für ein Anwesen?«
»Es ist sehr heruntergekommen, aber die Eleganz des Gebäudes ist noch deutlich zu ahnen.« Er griff nach einem Keks und biss hinein. Daraufhin vergaß er alles andere, so gut schmeckte er.
»O Gott. Heiraten Sie mich!«
Diesmal lachte sie nicht, sie kicherte. »Wenn Sie schon für einen Keks zu haben sind, wundere ich mich sehr, dass die Bäckereien im Staate Georgia nicht Überstunden machen.« Sie streckte die Hand aus und nahm sich auch einen. Ihre Augen funkelten. »Aber die hier sind wirklich gut.«
»Wenn ich Sie ganz lieb darum bitte – darf ich dann ein paar mit nach Hause nehmen? Wie kann ich danach jemals wieder Chips Ahoy essen?«
»Ich denke schon, dass wir ein paar für Sie erübrigen können.«
Sie ging zum Ofen, um ein Blech herauszunehmen und ein bereits vorbereitetes hineinzuschieben.
»Jetzt habe ich wegen dieser himmlischen Kekse vollkommen den Faden verloren. Also, es geht um dieses traurige Haus in der Nähe der Universität.«
»Hm-hm. Sie überlegen, es zu kaufen und zu renovieren.«
»Das hängt sozusagen von Ihnen ab.«
Verwirrt hob sie die Brauen und wandte sich vom Ofen ab. »Von mir?«
»Ich überlege in der Tat, es zu kaufen und zu renovieren. Ich dachte da an einen Laden. Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagte er und fuchtelte mit dem letzen Bissen seines ersten Kekses in der Luft herum, bevor er ihn in den Mund steckte.
»Wohl kaum, da ich im Moment gar nicht weiß, was ich denken soll.«
»Na gut. Die meisten würden denken, ach komm, in Savannah gibt es bereits Millionen von Läden. Und das stimmt bestimmt auch. Aber die Leute lieben es, einzukaufen – hab ich recht?«
»Ich … ich denke schon. Ich liebe es, online zu shoppen.«
»Eben.« Er nahm sich noch einen Keks. »Und weil der Laden ganz in der Nähe der Kunst-und-Design-Fakultät liegt, könnte man dort doch Kunsthandwerk verkaufen. Ich weiß«, sagte er, noch bevor sie etwas einwenden konnte. »Es gibt hier schon viele solcher Läden und Galerien. Aber die verkaufen nur Kitsch.«
»Wenn Sie das so sagen.«
»Und der Stil, den ich da im Auge habe und der definitiv hochpreisig ist, ist auch nicht wirklich neu. Ich dachte da eher an eine Art Boutique – verstehen Sie?«
»So in etwa.« Sie schüttelte den Kopf und lachte erneut. »Duncan, wenn Sie sich von mir einen Rat in dieser Sache erhoffen, fühle ich mich sehr geschmeichelt. Aber ich habe keine Ahnung von den Immobilien, Standorten und Boutiquen da draußen. Ich bin da nie.«
»Aber Sie kennen sich doch mit Kunsthandwerk aus. Na gut.« Er nahm noch einen dritten Keks, auch auf die Gefahr hin, dass ihm schlecht davon würde. »Zumindest wissen Sie, wie man welches herstellt und verkauft.«
»Sie meinen meine Häkelarbeiten.« Sie winkte ab. »Das ist nur ein Hobby, auf das ich rein zufällig gekommen bin.«
»Von mir aus. Aber wie wär’s, wenn Sie rein zufällig für mich arbeiten würden? Ich hab da so eine Idee. Lassen Sie sich nicht auch gern von Ideen begeistern? Ich hatte schon immer gute Ideen, aber die meisten konnte ich nicht umsetzen. Aber jetzt schon. Es ist wie ein Rausch.«
»Das scheint mir auch so.«
»Die Idee ist ein Laden mit Kunsthandwerk von Leuten direkt aus Savannah, und zwar ausschließlich. Waren von Einheimischen, die in einem prächtigen zweistöckigen Holzhaus ausgestellt und verkauft werden – der Inbegriff von Savannah. Es wird diese Riesenveranda haben. Ich kenne da einen Schreiner, der fantastische Möbel macht. Und dann noch diese Frau, diese großartige Kunstschmiedin. Wir könnten also …, aber ich sehe, meine Gedanken überschlagen sich«, sagte er, als er sah, wie sie ihn anstarrte.
»Sie wollen meine Häkelarbeiten in Ihrem Laden verkaufen?«
»Essie, ich möchte am liebsten ganze Waschkörbe voll, ja Wagenladungen davon mitnehmen. Ich will, dass sie überall im Laden ausgestellt werden. Wie heißen die Dinger gleich wieder? Zierdeckchen, Platzdeckchen, Sofaüberwürfe. Sagten Sie nicht, dass Sie auch Tagesdecken machen? Und was ist mit Tischdecken und so Zeug? Und Kleidung. Pullis, Schals.«
»Na ja, aber …«
»Wir könnten die Zimmer einrichten wie in einem
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