Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
ganz normalen Haus. Schlafzimmer, Esszimmer, Wohnzimmer. Und dort stellen wir dann Ihre Arbeiten aus. Zum Verkauf, natürlich, aber auch, um eine gewisse Atmosphäre zu schaffen. Babysachen im Kinderzimmer, Schals und Pullis für die Schränke. Sie dürfen natürlich trotzdem weiter übers Internet verkaufen. Aber auch das könnten wir für Sie organisieren, im großen Stil.«
»Mir schwirrt schon der Kopf.« Sie legte die Hand an die Schläfe, wie um sich zu beruhigen. »Wie kommen Sie darauf, dass ich das überhaupt alles kann?«
»Sie tun es doch bereits. Sie machen einfach weiter wie bisher – bis auf das Einpacken und Verschicken, je nachdem, wie Sie das organisieren wollen. Bitte kommen Sie doch kurz einen Moment mit.« Er nahm ihre Hand, während er sich vom Tisch erhob, und zog sie ins Esszimmer.
»Wie nennt man das hier?«
Sie sah stirnrunzelnd auf den langen pastellfarbenen Tischläufer herab, den sie für den Esstisch entworfen hatte. »Einen Tischläufer.«
»Einen Tischläufer. Verstehe. Wenn Sie so einen machen und mir verkaufen würden, was würde das kosten?«
»Mal sehen.« Sie musste kurz rechnen. Sie hatte im Lauf der Jahre mal einen ganz ähnlichen für einen Kunden gemacht und ein paar kürzere für andere. Sie überschlug den Preis, so gut es ging ohne Taschenrechner.
Duncan nickte und stellte eigene Berechnungen an. »Ich könnte Ihnen fünfzehn Prozent mehr bieten und immer noch anständig damit verdienen.«
Sie wurde erst blass und bekam dann ganz rosige Wangen. »Fünfzehn Prozent mehr?« Sie griff nach einem Ende des Tischläufers. »Wollen Sie ihn gleich mitnehmen? Ich kann ihn sofort für Sie einpacken.«
Er grinste. »Den behalten Sie und denken sich andere dafür aus. Und was Sie sonst noch alles machen wollen. Es wird noch eine Weile dauern, bis das alles steht. Aber bis zur Vorweihnachtszeit wird alles fertig, das versprech ich Ihnen.« Er streckte ihr die Hand hin. »Wir kommen also ins Geschäft?«
Duncan betrachtete einen Tag als Erfolg, wenn er um sieben mit einer Pizza und einem Bier auf der Veranda sitzen konnte, und zwar ganz egal, was vorher passiert war.
Er hatte Kerzen angezündet, einerseits, um die Mücken zu verjagen, andererseits um für zusätzliche Beleuchtung zu sorgen. Seine nackten Füße ruhten auf dem gepolsterten Weidenhocker.
Für heute hatte er genug geredet. So gesellig er auch war, er genoss es auch, allein zu sein. Das leise Rauschen der Bäume im Wind, das Summen der Insekten, das ständige Gezwitscher der Vögel waren wie Musik in seinen Ohren. Hier auf der Veranda war es herrlich – hier fand er die Ruhe, um neue Ideen auszubrüten.
Er hatte mit dem Gedanken gespielt, in Essies Küche sitzen zu bleiben, bis Phoebe von der Arbeit kam. Aber er hatte schon so oft vorbeigeschaut und wollte sich nicht aufdrängen. Auf das rechte Maß kommt es an, fand er. Außerdem wollte er die Frau, auf die er es abgesehen hatte, noch ein wenig umwerben.
Er aß ein Stück von seiner Pizza. Als er ein Auto hörte, sah er sich um. Er hob die Brauen, weil er merkte, dass der Wagen nicht weiterfuhr, sondern näher kam. Die Frau, die ausstieg, war ihm wohl vertraut.
»Hallo, Phoebe.«
»Duncan.« Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und lief auf die Veranda zu. »Ich war schon auf der Brücke, als mir einfiel, dass du wahrscheinlich gar nicht zu Hause bist. Aber da war es bereits zu spät. Und wie ich sehe, bist du doch zu Hause.«
»Ich bin oft zu Hause. Ich lebe schließlich hier. Möchtest du ein Stück Pizza? Ein Bier?«
»Nein, weder noch, danke.«
Ihr förmlicher Ton ließ ihn erneut die Stirn runzeln. »Wie wär’s mit einem Stuhl?«
»Nein, danke. Ich will wissen, was du mit meiner Mutter vorhast.«
Aha. »Na ja, ich hab sie gebeten, mich zu heiraten, aber sie hat sich geweigert, mir darauf zu antworten. Ich fürchte, sie hat mich nicht ernst genommen, also musste ich mich wohl oder übel mit ihren Keksen zufriedengeben.«
»Ich frage mich, wie ernst du sie wohl nimmst oder dich selbst.«
»Warum sagst du mir nicht gleich, dass du sauer auf mich bist, und wir reden normal weiter?«
»Ich bin nicht sauer. Ich mach mir Sorgen.«
Quatsch, dachte er. Er wusste, wann eine Frau sauer war, vor allem wenn sie auf seiner Veranda stand und ihn mit diesem Blick ansah. »Warum?«
»Meine Mutter ist ganz aus dem Häuschen wegen dieser Geschäftsidee, die du ihr in den Kopf gesetzt hast.«
»Wieso darf sie nicht aus dem Häuschen sein?«
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher