Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
sagte, in Ordnung, ich denk mir drei Wünsche aus. Als Erstes wünschte sie sich, dass ich das Geld nicht aus dem Fenster werfe wie ein Vollidiot, anstatt meinen Verstand zu gebrauchen. Als Zweites wünschte sie sich, dass ich diese Chance, dieses Geschenk nutze, um etwas aus mir zu machen. Ich muss ausgesehen haben wie ein Luftballon, aus dem die ganze Luft entwichen ist, denn sie hat sich halb totgelacht und mir einen Klaps auf den Arm gegeben. Wenn ich ihr wirklich etwas schenken wolle, sagte sie, wenn ich das bräuchte für meinen Seelenfrieden, hätte sie gern ein paar rote Open-toe-Pumps, Schuhgröße 40. Da würden die Leute bestimmt staunen, wenn sie am Sonntag mit diesen roten Schuhen in die Kirche ginge.«
»Du musst sie unglaublich lieben.«
»Ja, das tu ich auch. Und ich habe mich auch größtenteils bemüht, Wort zu halten und alle ihre Wünsche zu erfüllen. Das mit den roten Schuhen war einfach. Aber kein Vollidiot zu sein ist schon wesentlich schwieriger. Die Leute stürzen sich auf dich wie die Fliegen, das ist nun mal so. Und wenn man Geld zu verteilen hat, fühlt man sich wichtig. Bis man merkt, wie dumm man eigentlich ist, wie damals beim Boxen.«
»Aber du bist nicht dumm.«
»Ich hab Fehler gemacht.« Er legte erst ihr ein Stück Pizza auf den Teller und dann sich selbst. »Ich habe dieses Stück Land für meine Mutter gekauft und dann dieses Haus bauen lassen. Ich weiß noch, wie sie immer gesagt hat, sie wolle nur aus dieser verdammten Stadt raus. Ich dachte, ich könnte das ändern und würde dadurch bestimmt sehr in ihrer Achtung steigen. Bis alles fertig war, gab ich ihr natürlich auch Geld. Ich holte sie aus dieser Wohnung und mietete ihr ein kleines Haus.« Er aß Pizza, trank Wein.
»Als das Haus so gut wie fertig war und man absehen konnte, wie es einmal aussehen würde, habe ich meine Mutter hier rausgebracht. Ich sagte ihr, es sei für sie. Ich würde es ganz nach ihrem Geschmack einrichten. Sie würde nie mehr arbeiten müssen. Sie ging durch die leeren Räume. Sie fragte mich, wie ich bloß darauf käme, dass sie je hier wohnen würde, in einem Haus, das größer sei als jede Scheune. Ich sagte, sie könne sich nur noch nicht vorstellen, wie es einmal aussehen würde. Ich würde ihr eine Haushälterin besorgen, einen Koch, alles, was sie wolle. Sie drehte sich um und sah mich einfach nur an. ›Willst du mir etwas schenken, was ich mir wirklich wünsche? Dann kauf mir ein Haus in Las Vegas, und gib mir fünfzigtausend Dollar Spielgeld. Das wünsch ich mir.‹ Aber das tat ich nicht, noch nicht. Ich dachte, sie würde ihre Meinung bestimmt noch ändern, wenn sie erst einmal das fertige Haus sah. Als alles so weit war, fuhr ich sie wieder hier raus, ja schleifte sie geradezu hierher. Die Gärten waren angelegt, und ich hatte ein paar der Zimmer möbliert, damit sie ein Gefühl dafür bekam.«
Phoebe berührte sanft seine Hände. »Aber es war nicht das, was sie wollte.«
»Nein. Sie wollte ein Haus in Las Vegas und fünfzigtausend. Ich hab versucht, mit ihr zu handeln. Zieh für ein halbes Jahr hier ein. Wenn du deine Meinung dann immer noch nicht änderst, kauf ich dir ein Haus, wo du willst, und geb dir hunderttausend. Sie ging darauf ein, und ein halbes Jahr später ließ sie mich herkommen. Sie hatte bereits alles gepackt. Sie besaß die Nummer eines Maklers, für den sie mal gearbeitet hatte, das Haus war bereits ausgesucht. Ich könnte mich um den Kauf kümmern und ihr in der Zwischenzeit einen Scheck schicken. Ich beschloss, dass es an der Zeit war, keine Prügel dieser Art mehr zu beziehen, und ließ Phin eine Vereinbarung aufsetzen, dass sie nicht noch ein zweites Mal etwas einfordern könnte. Dann fuhr ich nach Las Vegas, machte den Deal perfekt, gab ihr die Papiere, die sie unterschrieb, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie nahm den Scheck, und das war’s.«
»Wie lang ist das jetzt her?«
»Etwa fünf Jahre. Sie hat als Kellnerin gejobbt und es geschafft, irgendein hohes Tier für sich zu begeistern. Er hat dafür bezahlt, meinen Vater ausfindig zu machen und die Scheidung einzureichen. Vor zwei Jahren haben sie geheiratet.«
»Und du lebst hier.«
»Ich fand es eine Schande, diesen Ort so zu verschwenden. Ich wollte ihn ursprünglich verkaufen, aber er ist mir irgendwie ans Herz gewachsen. Das Ganze hat mich auch etwas gelehrt, nämlich, dass man nicht immer bekommt, was man will, ob das nun gerecht ist oder nicht. Also muss man sich umorientieren.«
Phoebe
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