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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kleinen Spaziergang machen, vielleicht runter zum Bootssteg?«
    »Ja, gern.«
    Die Sonne ging gerade unter und tauchte die Sumpflandschaft in ein glitzerndes Licht. Vom Bootssteg aus konnte sie andere Häuser sehen, andere Gärten und eine Gestalt, die sie für einen kleinen Jungen hielt, der am Ende eines Stegs saß und angelte.
    »Machst du das auch manchmal? Hier angeln?«
    »Ich bin kein guter Angler. Ich sitze lieber einfach nur mit einem Bier in der Hand da und lass andere die Würmer auswerfen.«
    Sie drehte sich um und bemerkte, wie weit sie gegangen waren. »Das Grundstück ist größer, als ich dachte.« In diesem Moment sah sie plötzlich die glitzernde Wasseroberfläche eines Swimmingpools. »Das alles in Schuss zu halten macht viel Arbeit. Trotzdem fällt es mir immer noch schwer, dich als Landedelmann zu sehen. Wie wär’s, wenn du mir die lange Geschichte erzählst, wie du hier gelandet bist?«
    »So interessant ist das nun auch wieder nicht.«
    »Für dich oder für mich?«
    »Wahrscheinlich weder noch.«
    »Jetzt hast du mich natürlich neugierig gemacht und meine Fantasie angeregt. Hast du das Ganze vielleicht für eine Frau gebaut – für eine unerwiderte Liebe, die dir das Herz gebrochen und dich für einen anderen verlassen hat?«
    »So ähnlich.«
    Sie wurde sofort wieder nüchtern. »Tut mir leid, das war wirklich eine dumme Bemerkung. Wir sollten zum Haus zurückgehen, findest du nicht? Es wäre doch schade, wenn wir den Pizzaboten verpassen. Ich liebe es, auf der Veranda oder im Garten zu essen«, fuhr sie fort, während sie den Steg betraten. »Wäre es nicht …«
    »Ich hab es für meine Mutter gebaut.«
    »Oh.« Sie hörte die tiefe Traurigkeit in seiner Stimme, sagte aber nichts dazu.
    »Aber ich fürchte, das ist nicht der Anfang der Geschichte. Meine Mutter war siebzehn, als sie mich bekam. Ich war also eher ein Missgeschick. Mein Vater war auch kaum älter. Aber aus irgendeinem Grund beschloss sie, das Kind auszutragen und zu heiraten. Ich bin ihr natürlich dankbar dafür, zumindest, was den ersten Teil ihrer Entscheidung anbelangt. Aber das mit dem Heiraten war von beiden nicht besonders klug. Solange sie zusammen waren, haben sie sich die ganze Zeit gestritten. Er war faul und sie eine blöde Zicke, er hat zu viel getrunken, und sie hat ihm nicht ordentlich den Haushalt geführt. Es ging hoch her bei den Swifts.«
    »Es ist schwer für ein Kind, in solchen Verhältnissen aufzuwachsen.«
    »Ja, das Dumme ist nur, dass beide recht hatten. Er war faul und trank zu viel. Und sie war eine Zicke und führte einen chaotischen Haushalt. Ich war zehn, als er abhaute. Er war schon ein paarmal abgehauen – genau wie sie. Aber diesmal kam er nicht mehr zurück.«
    »Heißt das etwa, du hast ihn nie wieder gesehen?«
    »Nein, aber jahrelang nicht. Mann, war sie sauer. Sie hat es ihm heimgezahlt, indem sie ständig ausging und zur Abwechslung tat, was sie wollte. Ich habe mich die meiste Zeit über gefragt, ob sie überhaupt wusste, dass es mich auch noch gab. Um mich wieder in Erinnerung zu bringen, machte ich so viel Ärger wie möglich. Ich wurde ständig in Raufereien verwickelt. Die nächsten fünf Jahre war ich der Schrecken der Nachbarschaft.«
    Wortlos hob sie die Hand und strich über die Narbe quer durch seine rechte Augenbraue.
    »Ja, eine Kampfwunde. Keine große Sache.«
    »Sie hat mich neugierig gemacht, als ich dich das erste Mal sah. Diese Narbe hier und das Grübchen.« Sie tippte auf seinen Mundwinkel. »Ganz schön widersprüchlich. Auch du hast etwas Widersprüchliches an dir, Duncan. Und was ist im sechsten Jahr passiert? Wie bist du deinen schlechten Ruf wieder losgeworden?«
    »Du bist wirklich klug. Ich nahm es mit diesem Jungen auf, der wesentlich tougher war, als er aussah.«
    »Und dann wurdet ihr die besten Freunde«, riet Phoebe. »Ist das nicht ein typisches Männerklischee?«
    »Ich hasse es, vorhersehbar zu sein, aber du liegst gar nicht so daneben. Während wir uns bis aufs Blut prügelten und ich mir schon Sorgen machte, dass mir mein Ruf streitig gemacht wird, erwischte uns der Vater des Jungen. Ein Riesenkerl, der uns sofort getrennt hat. Wir dürften gerne kämpfen, aber dann mit Boxhandschuhen, wie richtige Männer. Der Vater des Jungen verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Boxen. Kein Wunder, dass mich Jake beinahe vermöbelt hätte.«
    »Und wer gewann den Titel am Ende?«
    »Keiner von uns beiden. Es kam gar nicht mehr dazu. Jakes Vater schleifte

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