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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mich mit zu ihnen nach Hause und säuberte uns beide an der Küchenspüle, während seine Frau mich mit einem Eisbeutel und einem Glas Limonade versorgte. Und, langweilst du dich schon? Ich hab dir ja gesagt, es ist eine lange Geschichte.«
    »Ich bin weit davon entfernt, mich zu langweilen.«
    »Wenn du dir den Rest auch noch anhören willst, brauchst du vorher noch einen Wein.« Er nahm ihr Glas. Phoebe lehnte sich gegen das Geländer und wartete, bis er mit den vollen Gläsern wieder zurückkam.
    »Wo war ich stehen geblieben?«
    »Bei Jakes Küche und der Limonade.«
    »Und dann bekam ich eine richtige Standpauke. Von meinen Lehrern einmal abgesehen, die ich damals überhaupt nicht ernst nahm, hielt mir zum ersten Mal jemand eine Standpauke. In dem Moment begriff ich, dass ich wegen meines schlechten Rufs in der Nachbarschaft ständig eine reingewürgt bekam. Aber wozu das Ganze? Meine Mutter verlor sowieso kein Wort darüber, wenn ich blutend nach Hause kam. Und so gab ich meinen Titel freiwillig her.«
    »Und wie alt warst du damals – so um die fünfzehn?«
    »So ungefähr.«
    »Noch etwas jung für eine göttliche Vision, aber ich kenne mich aus mit göttlichen Visionen.«
    Er drehte sich um und sah ihr in die Augen. »Das dachte ich mir.«
    »Da haben wir ja schon mal etwas gemeinsam. Ich bin nach meiner Vision ins MacNamara-Haus gezogen, aber das ist eine andere Geschichte. Was hast du getan, nachdem du nicht mehr der Bösewicht warst?«
    »Ich habe mir einen Job gesucht und dachte, ich könnte ihr damit eine Freude machen – meiner Mutter, meine ich. Und ich hoffte, das wäre weniger schmerzhaft als aufgeplatzte Knöchel.«
    »Eine weise Entscheidung.« Aber er hatte ihr nie eine Freude gemacht, dachte Phoebe, das hörte sie an seiner Stimme. »Was für einen Job?«
    »Ich hab Tische abgeräumt und ihr die Hälfte des Geldes gegeben, das ich jede Woche verdiente. Das war okay. Das änderte zwar nichts zwischen uns, war aber trotzdem okay. Ich dachte, so ist das nun mal bei Leuten wie uns. Mit einer alleinerziehenden Mutter, die zusehen muss, wie sie über die Runden kommt. Sie hatte einfach keine Zeit, sich mehr um mich zu kümmern.«
    Er schwieg eine Weile, als in der Dämmerung eine Nachtschwalbe ihr Abendlied anstimmte. »Aber als alleinerziehende Mutter weißt du natürlich, dass das nicht zwingend so sein muss.«
    »Zumindest sollte es das nicht.«
    »Als ich achtzehn war, sagte sie mir, ich müsse mir eine eigene Bleibe suchen, was ich dann auch tat. Die Jahre vergingen, und eines Tages hatte ich einen Fahrgast, dessen Geldbeutel leer war. Eines führte zum anderen, und ich lernte seine Familie kennen. Einen Vater gab es nicht – der starb, als Phin noch ein Kind war, aber das Resultat war dasselbe. Es gab zwar keinen Vater, aber die Mutter kümmerte sich wirklich um alles und passte auf wie ein Schießhund.«
    Phoebe dachte an Ma Bee – an ihre großen Hände, ihren ruhigen Blick. »Auch wenn du dir manchmal gewünscht hast, sie würde es nicht tun.«
    »Genau. Sie hatte einen ganzen Stall voller Kinder, behielt aber jedes im Auge, mich eingeschlossen.«
    Duncan schaute in Richtung Haus. Ein Auto fuhr vor.
    »Das wird die Pizza sein.« Er rannte den Weg entlang. »Ich bin gleich wieder da. Wenn es Teto ist, dauert es etwas länger, denn er macht gern ein Schwätzchen.«
    »Okay.«
    Sie nippte an ihrem Wein und betrachtete den Garten, während die ersten Sterne sichtbar wurden. Er hatte geglaubt, seine Mutter mit dem Haus, dem Garten, dieser überwältigenden Pracht, endlich auf sich aufmerksam machen zu können. Aber es hatte nicht funktioniert.
    Aber warum blieb er dann hier?, fragte sie sich. Tat das nicht weh?
    Er kam mit dem Pizzakarton zurück, auf dem er zwei Teller und Servietten balancierte.
    »Ich richte alles her. Erzählst du mir, wie es weiterging?«
    »Ich glaube, die Ereignisse bis zum Lottogewinn können wir getrost überspringen.«
    Er zündete Kerzen an, während sie Teller und Servietten auf einen Korbtisch stellte.
    »Ein Junge von hier macht sein Glück und feiert wie verrückt. Ich glaube, ich war zwei Tage lang sturzbetrunken. Als ich wieder nüchtern war, ging ich zuerst zu Ma Bee. Ich kaufte diesen komischen kleinen Kupferkessel, so was wie Aladins Wunderlampe. Ich befahl ihr, daran zu reiben und mir drei Wünsche zu nennen. Ich würde ihr alle drei erfüllen.«
    »Bist du süß!«, sagte Phoebe leise und setzte sich an den Tisch.
    »Ich fand mich unheimlich clever. Sie

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