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Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Titel: Im Licht von Apfelbäumen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Coplin
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Stuhl vor seinem Schreibtisch, und nach kurzem Zögern nahm Talmadge Platz.
    Es ist wirklich nicht zu entschuldigen, sagte der Amtsrichter und setzte sich ebenfalls. Sie hatte … einen Anfall, und was für einen.
    Talmadge fühlte leise Panik in sich aufsteigen.
    Einen Anfall?, fragte er.
    Der Amtsrichter machte ein misslauniges Gesicht. Das war vor zwei Tagen, nach dem Ausschalten der Lichter. Sie hatte einen Tobsuchtsanfall. Der Oberaufseher hielt es für notwendig, sie in Einzelhaft zu stecken, zu ihrer eigenen Sicherheit …
    Zu ihrer eigenen Sicherheit?, sagte Talmadge verwirrt. Was meinen Sie damit?
    Der Amtsrichter schürzte die Lippen; er mied Talmadges Blick. Es war ein richtiger, ausgewachsener, schlimmer Tobsuchtsanfall. Die Wände der Einzelhaftzelle sind gepolstert, da kann sie sich nicht so leicht selbst verletzen …
    Talmadge war sprachlos. Er stellte sie sich vor, in einem Käfig. Er packte die Armlehnen seines Stuhls.
    Der Amtsrichter wirkte jetzt betreten. Sie hat sich inzwischen beruhigt, sagte er. Sie ist … unter Kontrolle.
    Unter Kontrolle?, sagte Talmadge. Das heißt, sie ist immer noch da drin?
    Ja, sagte der Amtsrichter. Aber der Moment seiner Verlegenheit ging vorüber, und seine Miene wurde wieder hart. Wie gesagt, es ist zu ihrem eigenen Besten. Sie scheint auch gar nicht herauszuwollen …
    Talmadge knurrte ungehalten, und der Amtsrichter sah ihn scharf an.
    Sie schwiegen.
    Nun, irgendetwas muss ja vorgefallen sein, sagte Talmadge. Niemand hat aus heiterem Himmel einen Wutanfall. Was ist passiert?
    Der Amtsrichter runzelte die Stirn.
    Irgendjemand muss etwas zu ihr gesagt haben, setzte Talmadge nach. Der Mann, den sie vor einer Weile angegriffen hat, vielleicht. Wo war er denn zu der Zeit?
    Der Amtsrichter blickte wie versteinert, abwesend, in eine Ecke des Zimmers. Als sei er ganz darauf konzentriert, diesem neuen Gedankengang zu folgen.
    Dieser Mann, sagte Talmadge, wie heißt er noch?
    De Quincey.
    De Quincey. Wo war er, als sie den Anfall hatte?
    In seiner Zelle natürlich.
    Könnte er … ihr etwas zugerufen haben?
    Der Amtsrichter überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. Das hätte jemand gehört. Und es gemeldet, wenn De Quincey sie beleidigt hätte. Der Amtsrichter sah Talmadge unsicher an. Was immer Della betreffend bisher passiert ist … wir haben den Laden hier fest im Griff und halten uns auf unsere menschliche Behandlung der Häftlinge viel zugute …
    Talmadge schwieg.
    Und außerdem, sagte der Amtsrichter, ist dieser Mann, De Quincey, krank.
    Krank?
    Der Amtsrichter nickte und blickte wieder in die Ecke des Zimmers. Er hat Magenkrebs. Er kann kaum in den Hof gehen, geschweige denn, laut über den Flur rufen. Er ist ziemlich geschwächt.
    Wer ist dieser Mann?, fragte Talmadge nach einer Weile. Er dachte: Es muss noch etwas anderes dahinterstecken. Della würde nie einfach nur so jemanden belästigen oder verletzen. Da war noch irgendetwas, das keiner von ihnen erkannte.
    Der Amtsrichter sah ihn ärgerlich an. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt, Robert De Quincey …
    Nein, sagte Talmadge und räusperte sich. Ich meine … was ist er für ein Mensch? Wie sieht er aus? Was ist er von Beruf?
    Der Amtsrichter lehnte sich zurück.
    Großer Kerl. Krank, wie gesagt. Er hielt inne. Wurde übrigens um die gleiche Zeit verhaftet wie Della. Wieder hielt er inne. Wir haben ihn im Hochland geschnappt, er wurde gesucht, weil er da oben eine Brennerei hatte, aber da liefen auch Glücksspiele und was weiß ich noch alles. Merkwürdiger Mann. Der Amtsrichter zuckte die Schultern, als wollte er sagen, ob merkwürdig oder nicht, sei im Grunde auch egal. Schweigsam, fuhr er fort. Ernst. Und dann: Die Leute aus der Gegend von Ruby City sagen, er hätte mit allem Möglichen zu tun gehabt … Glücksspiel, Mädchen, Waffenhandel …
    Talmadge rutschte auf seinem Stuhl nach vorne.
    Wie war sein Name, sagen Sie?
    Der Amtsrichter sah ihn verständnislos an, überrascht, dass Talmadge die Frage erneut stellte.
    De Quincey, sagte er. Er musterte Talmadge scharf, voller Neugier. Warum? Kennen Sie ihn?
    Doch Talmadge antwortete nicht. Wenn es stimmte, was er dachte – dass es sich bei dem Mann um Michaelson handelte –, dann gab es auf dieser Welt keine Gnade.
    Was ist los?, fragte der Amtsrichter. Kennen die beiden sich?
    Warum hatte Della ihm nichts gesagt, als er bei ihr war?, dachte Talmadge. Wusste sie nicht, dass er ihr helfen konnte, wenn sie es ihm erzählte?
    Er stand

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