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Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Titel: Im Licht von Apfelbäumen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Coplin
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normalerweise?
    Was?
    Ich habe gefragt: Was rauchst du normalerweise?
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Lucky Strikes.
    Als er die Rechnung bezahlte, kaufte er drei Schachteln Lucky Strikes und zwei Streichholzheftchen und gab sie ihr. Sie hielt sie einen Moment in der Hand, als prüfte sie ihr Gewicht, bevor sie sie einsteckte.
    Danke, sagte sie mit gerunzelter Stirn.
    Sie brauchten lange für den Weg zum See, weil seine Beine noch immer zittrig waren. Sie sagte nichts dazu; bot ihm keine Hilfe an. In Abständen wartete sie auf ihn, rauchend. Wallach hielt sich respektvoll im Hintergrund. Unten angelangt, schlenderten sie am Ufer entlang, bis sie zu den Schwellen kamen, wo Talmadge und Angelene ihr Eis gegessen hatten. Erleichtert über die Gelegenheit, ein wenig auszuruhen, setzte er sich dorthin. Della ging ans plätschernde Wasser. Ihre Haare wehten im Wind – sie hatte den Hut abgenommen und schlug sich damit auf den Oberschenkel. Schließlich setzte sie sich zu ihm.
    Sie blickten aufs Wasser.
    Hübsch, nicht, sagte sie.
    Er sah sie an. Sie zog eine Zigarettenschachtel aus der Tasche.
    Es war jene Tageszeit, in der das Licht auf dem Wasser blinkt und funkelt. Im Flachen spielten wieder ein paar Kinder. Als sie so schauten, tauchte in der Ferne der große Dampfer auf, ein weißer Fleck, der nach und nach Gestalt annahm. Die Schiffshupe dröhnte, während er schwerfällig durchs Wasser pflügte.
    Er brauchte lange bis zum Lagerhaus. Langsam steuerte er in das Gebäude hinein.
    Ich möchte etwas wiedergutmachen, sagte er. Willst du mir nicht erlauben, dir zu helfen?
    Sie steckte die Zigarettenschachtel ein und blickte über das Wasser. Antwortete ihm nicht.
    Nach einer Weile sagte er: Er liegt im Sterben, weißt du. Er stirbt, auch ohne dass du ihm dabei hilfst.
    Sie zog die Stirn in Falten.
    Manche Leute können gar nicht schnell genug sterben, sagte sie.
    Talmadge beugte sich vor und spuckte aus. Aber er ist ja schon dabei. Du solltest ihn in Ruhe lassen.
    Als sie sich ihm zuwandte, erkannte er in ihrem plötzlich offenen Gesicht ein wenig von der alten Della, ihrer alten Bosheit und Unschuld.
    Du weißt nichts darüber, sagte sie. Du solltest dich da raushalten.
    Er hätte sie am liebsten am Hemdkragen gepackt.
    War ich nicht nah dran, den Kerl selbst umzubringen? Ihm auf meinem eigenen Grund und Boden ein Messer in den Leib zu rammen?
    Na ja. Nicht so nah, dass ihm irgendwas passiert wäre.
    Eine Brise kam vom Wasser, sie roch kalt. Talmadge stand plötzlich auf.
    Nimm meine Jacke.
    Sie wollte zuerst nicht. Doch er ließ nicht locker, und so legte sie sich die Jacke schließlich um. Sie hing ihr schwer von den Schultern.
    Mir ist nicht kalt, murmelte sie, zog noch eine Zigarette aus der Schachtel und versuchte, sie anzuzünden. Aber der Wind war zu stark. Sie versuchte es einige Minuten lang, bevor sie aufgab.
    Er wandte sich um und schaute zur Plattform hinauf. Er war nicht sicher, meinte aber, in einer Gruppe von Leuten, die über das Wasser blickten, Clee auszumachen. Ein großer Mann mit einem schwarzen Hut. Und dann hob der Mann – Clee – den Arm. Er war es.
    Talmadge hob ebenfalls den Arm.
    Was machst du da?
    Nichts, sagte er und ließ den Arm wieder sinken. Hör zu. Er trat näher an sie heran. Als er sie an den Schultern packte, erschrak sie und versuchte, sich zu befreien.
    He …
    Du bist ein junges Mädchen, während er das Ende seines Lebens erreicht hat. Er wird bald sterben, das steht fest. Wenn er so krank ist, wie der Amtsrichter sagt, gibt es keinen Zweifel. Warum kannst du ihn nicht in Ruhe lassen? Wenn du ihm was antust, schadest du dir damit nur selbst. Hörst du? Er stirbt sowieso. Aber wenn du wieder auf ihn losgehst, sperren sie dich für noch längere Zeit ein …
    Na und?
    Er schüttelte sie. Er schämte sich dafür, aber er tat es trotzdem. Das ist dir egal? Er sprach jetzt lauter, schrie sie beinahe an. Einem jungen Menschen wie dir? Glaubst du nicht, dass du an deine Familie denken solltest … an Angelene? Was wird aus ihr, wenn du noch länger im Gefängnis sitzt? Ich werde nicht ewig da sein, und du bist alles, was sie hat …
    Ich bin nicht für sie verantwortlich, ich hab nichts mit ihr zu tun …
    Aber ihre Stimme zitterte.
    Er schüttelte sie erneut. Blödsinn, sagte er mit wackeliger Stimme und ließ sie los.
    Von weit unten am See ertönte ein Schuss. Alle Leute am Strand, die Kinder im Wasser, die Eltern, die am Ufer entlangschlendernden Paare, drehten den

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