Im Licht von Apfelbäumen | Roman
gegen den Rumpf; an Orondo und Entiat vorbei, deren Obstplantagen entlang den Uferböschungen aus der Dämmerung auftauchten. Die Chelan-Fälle, als der Tag anbrach. Die auf dem Wasser glitzernde Sonne. Er ging auf die andere Seite des Schiffes und blickte übers Land. Östlich davon war die Gegend, wo er im Herbst jagte: lange, flache Felder und weitläufige Steinbrüche, mattes, gespenstisches Sonnenlicht. Die Tiere, die sich plötzlich in dieser Landschaft regten – starke, schöne, unerwartete Formen.
Am späten Nachmittag kam er in Okanogan an. Er ging in ein Lokal, um etwas zu essen, und fand dann ein Gasthaus, in dem er, obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war, augenblicklich einschlief.
Am nächsten Morgen erkundigte er sich im Gemischtwarenladen, wo er James Michaelson finden könne. Die Miene des Ladenbesitzers, eines älteren Mannes, mit dem Talmadge gerade ein nettes Gespräch über das Wetter und die Jahreszeit geführt hatte, versteinerte. Er sah an Talmadge vorbei aus dem Fenster. Nach einer Weile sagte er steif: Wir haben mit all dem nichts zu schaffen. Als Talmadge ihn fragte, was er damit meine, drehte der Mann den Kopf noch weiter weg und sagte, er kenne keinen James Michaelson. Ob’s das gewesen sei, setzte er dann hinzu, oder ob er sonst noch was für Talmadge tun könne?
Im Futtermittel- und Haushaltswarenladen bekam Talmadge ungefähr die gleiche Antwort. Dann fragte er einen Eisenhändler, der am Ende der Straße in einer offenen Werkstatt arbeitete. Der musterte ihn kurz, bevor er ihm sagte, das Michaelson’sche Gehöft sei nördlich von hier, am Salmon Creek kurz hinter Ruby City. Wenn Sie in Conconully sind, sagte der Mann, sind Sie zu weit gefahren. Er bedachte Talmadge mit einem langen, mitleidlosen Blick und beugte sich wieder über seine Arbeit.
Talmadge brach auf einem Maultier in Okanogan auf – Sind Sie sicher, dass Sie kein Pferd wollen? Sie wollen doch ein Pferd, oder?, fragte der Mann im Stall ungläubig. Nein, ein Maultier ist mir ganz recht, sagte Talmadge und ritt in das heiße, öde Okanogan-Hochland. Die Satteltaschen mit belegten Broten und Wasser bepackt, das Gewehr über dem Rücken.
Nach einer Stunde kam er in einen Ort, dessen Gebäude geduckt und marode aussahen, so als hätten sie tausend Stürme abgewehrt, würden den nächsten aber nicht mehr überstehen. War das Ruby City? Oder war er versehentlich daran vorbeigeritten und zu weit nördlich gelandet, in Conconully? Er glaubte nicht, dass er dafür schon weit genug geritten war. Ein Hund stromerte an der Ecke eines Gebäudes herum und verharrte, als er Talmadge und das Maultier kommen sah, wich dann ein kleines Stück zurück und begann zu knurren. Talmadge zügelte das Maultier, beugte sich vor und berührte es am Hals. Ein Kind tauchte bei dem Hund auf, hockte sich neben ihn und legte ihm die Arme um den Hals. Der Hund wand sich und jaulte, als das Kind ihm ins Ohr sprach. Er gab einen langen quietschenden Heulton von sich und hielt dann still, während das Kind aufstand und Talmadge ansah. Es war ein magerer Junge, mit braunen Augen, die für seinen Kopf zu groß wirkten.
Morgen, sagte Talmadge. Er richtete sich im Sattel auf. Das Maultier machte einen Schritt zur Seite, mahlte mit dem Kiefer, stampfte auf. Talmadge sagte: Ich suche das Haus von Michaelson.
Der Junge starrte ihn an. Es schien, als würde er überhaupt nicht reagieren, doch dann drehte er sich leicht zur Seite, hob den Arm und zeigte auf eine Reihe immergrüner Bäume in der Ferne.
Talmadge spähte in die Richtung, in die der Junge zeigte. Er dankte ihm und wollte wieder losreiten, als er merkte, dass der Junge ihn immer noch anstarrte, als hätte er ihm etwas zu sagen.
Talmadge wartete.
Der Junge kam näher. Der Hund schaukelte auf seinem Steißbein und kratzte sich wie wild hinter dem Ohr. Der Junge blieb bei dem Maultier stehen und sah zu Talmadge hoch, bis Talmadge sagte: Was?
Meistens krieg ich was dafür, sagte der Junge.
Talmadge schaute ihn eine Weile an und griff dann in seine Tasche, holte einen Penny heraus, lehnte sich vor und legte ihn dem Jungen in die ausgestreckte Hand. Der Junge warf einen Blick auf den Penny, wandte sich ab und ging zu der Häuserecke zurück, hinter der er eben aufgetaucht war. Der Hund folgte ihm.
Talmadge sah dem Jungen nach, bis er verschwunden war, und wartete eine Weile. In dem Ort war sonst nichts zu hören, nichts regte sich. Er schaute auf die Bäume, die Immergrünen, auf die
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