Im Licht von Apfelbäumen | Roman
spielerisches Kämpfen.
Komm schon, Süße, das kannst du doch besser! Was machst du, wenn er versucht …
Und erneut schreiendes Gelächter.
Della hatte ein paar Mal kurz in das Gesicht der älteren Frau geschaut und große graue Augen, feine Härchen auf der Oberlippe gesehen. Einen großen fleischfarbenen Leberfleck auf der Wange, aus dem ein makelloses braunes Haar wuchs.
So wird es höchstwahrscheinlich sein, sagte Caroline Middey jetzt zu dem Mann, auf der Veranda. Jane und Della lagen im Schatten seitlich der Hütte. Caroline Middey hatte ihnen ein kleines schwarzes Kätzchen mitgebracht, das nun auf Dellas Brust hockte, während sie ihm mit den Fingern über das Rückgrat strich. Das Kätzchen blickte sie aus kobaltblauen Augen an.
Pssst, machte Jane, dabei war Della gar nicht bewusst, dass sie irgendein Geräusch von sich gegeben hatte. Jane versuchte zu hören, was dort auf der Veranda geredet wurde. Della interessierte die Unterhaltung nur am Rande. Was sie viel mehr beschäftigte, war das winzige Geschöpf auf ihrer Brust, das sie so eindringlich anschaute. Es hatte zwei weiße Vorderpfoten. War das nicht erstaunlich? Als wäre es in Milch getappt. Wie war – Pssst! machte Jane, schärfer jetzt, und Della hörte plötzlich ihre eigene Stimme, die eben noch das Kätzchen liebkost hatte, abbrechen.
Es raschelte in den Weiten der Plantage, der Wind strich durch die feuchten Blätter, kämmte das lange Gras. Der Mond wurde vom Laub über ihnen mal enthüllt, mal verdeckt. Innerhalb des sanften Rauschens wehten einzelne Wörter von der Veranda zu ihnen herüber, von Caroline Middey gesprochen. Der Mann murmelte etwas, das sie nicht verstanden. Er redete eine ganze Weile, erstaunlich lange für seine Verhältnisse. Am Ende räusperte er sich, was sie deutlich hörten. Caroline Middey sagte kurz etwas, dann war es still. Der Wind war abgeflaut.
So würde ich es jedenfalls machen, sagte Caroline Middey.
Della wusste, dass sie über sie und Jane sprachen. Natürlich war das der Grund, warum die Frau zur Plantage herausgekommen war. Um ihnen das Kätzchen zu schenken, na gut, aber auch, um sich mit dem Mann zu beraten. Zu Beginn der Woche war er drei Tage lang fort gewesen. Er hatte ihnen für die Zeit seiner Abwesenheit Essen in die Speisekammer gestellt, gut verpackt. Von seinem Rasen aus hatte er ihnen zugerufen, dass er eine kleine Reise unternehme und etwas für sie gekocht habe, das dürften sie gern essen und auch sonst alles, was sie wollten. Er sei in ein paar Tagen zurück.
Der Wind frischte wieder auf, und Jane rutschte neben ihr herum. Das Kätzchen zuckte zusammen, worauf Della es hochnahm und an ihren Hals drückte. Es wand sich einen Moment lang und begann dann, zu schnauben und zu schnurren.
Hör auf, sagte Jane, die sie beobachtete. Du tust ihm weh. Es kriegt keine Luft.
Die Erwachsenen redeten noch immer. Della verfiel in einen entspannten Halbschlaf. Die Katze war fort, geflüchtet. Jane neben ihr war zwar müde, hielt sich aber wach und lauschte. Della dachte daran, wie das Kätzchen mit großen Sätzen davongehüpft war, ein komisches Bild, und schrak von ihrem eigenen lauten Lachen hoch. Die beiden Stimmen auf der Veranda verstummten abrupt, und Jane hielt Della den Mund zu und beugte sich, in ihr Ohr atmend, über sie. Erst als die Stimmen wieder einsetzten, lehnte Jane sich zurück und legte sich wieder ins Gras.
Ein paar Minuten später wurde Della erneut wach. Die Katze, sagte sie. Ohne zu verstehen, warum, hatte sie angefangen zu weinen.
Wir holen sie uns morgen, sagte Jane. Schschsch. Schlaf jetzt.
Della weinte weiter, bis sie merkte, dass sich die Stimmen auf der Veranda durch die Bäume hindurch mit dem Mond und den Sternen verschworen und mit dem Wind, der das alles überdeckte, und diese Kräfte wussten, wo das Kätzchen hingelaufen war, und würden es ihr gleich morgen früh mitteilen, wenn sie jetzt einfach einschlief. Sie brauchte nur einzuschlafen, mehr war nicht von ihr gefordert. Also tat sie das. Auf der Stelle, von einer Sekunde auf die andere, so als stürzte sie sich von einer Klippe.
Jane war diejenige, die intuitiv spürte, wenn die Elemente – menschliche oder andere – sich veränderten und ihrer Gegenwart nicht mehr zuträglich waren; die entschied, ob sie bleiben oder fliehen sollten. Sie hatte Della schon Monate vorher angekündigt, dass sie von Michaelsons Hof fliehen würden. Und wie?, hatte Della gefragt, doch Jane hatte nur den Kopf
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