Im Licht von Apfelbäumen | Roman
Namen, dem letzten Ort, wo sie gesehen worden war, ihrem Alter, besonderen Merkmalen, nach allem, was ihm nützlich sein konnte. Talmadge beantwortete seine Fragen so gut wie möglich.
Ich werde sehen, was ich tun kann, sagte der Richter. Er machte sich Notizen auf seinem Schreibblock, und eine Zeit lang hörte man nur den Füller über das Papier kratzen. Talmadge blickte aus dem Fenster, auf den Pflaumenbaum, das Licht im Hof.
Dann sah der Richter von seinen Notizen auf und fragte: Hat das etwas mit dem Testament zu tun? Ich meine, wenn Sie sie finden, ändert das etwas?
Talmadge zögerte – die Idee, Della in seinem Testament zu bedenken, war ihm auch schon gekommen –, doch er sagte, es ändere nichts.
Der Richter nickte. Natürlich. Ich werde sehen, was ich tun kann, wiederholte er. Er schob den Block von sich weg. Und wenn Sie es sich doch noch anders überlegen, fügte er hinzu, können Sie Ihr Testament jederzeit ändern …
Es wird so bleiben, sagte Talmadge.
Caroline Middey hielt zwar über die Jahre an ihrer Überzeugung fest, dass Talmadge nicht nach Della suchen sollte, doch die Auswirkungen, die ihr Rat auf Talmadge hatte, sah sie gar nicht gern.
Wer weiß, ob es schlimmer gewesen wäre, wenn er sich auf die Suche nach ihr begeben hätte? Niemand kann sagen, was passiert wäre, wenn er sie gefunden und überredet hätte, zur Plantage zurückzukehren; oder wenn Talmadges Neugier im Fall ihrer Weigerung befriedigt gewesen und er mit einer anderen Sichtweise nach Hause gekommen wäre. Er machte sich nicht auf die Suche, doch in den Monaten nach seinem Sturz – obwohl seine körperlichen Verletzungen mehr oder weniger gut verheilten und nur ein leichtes Humpeln blieb – umgab ihn eine Art Leere, ein Schweigen, das wie ein schwerer Mantel auf seinen Schultern lag.
Bin ich dafür verantwortlich? Habe ich das getan?, fragte Caroline Middey sich manchmal. Doch letztlich kehrte sie immer zu derselben Antwort zurück: Das Leben hatte das getan, nicht sie. Aber war sie nicht ein Teil des Lebens? Hätte sie es besser wissen müssen? Es gab keine Antworten auf diese Fragen.
Wenn Della auf der Plantage gewesen wäre, hätte sie gesehen, was im Jahr zuvor auf dem Markt in Malaga Angelenes Aufmerksamkeit erregt hatte, was ihr ins Auge gefallen war. Mit jedem Mal wurde der Pflanzenmarkt spannender für sie. Wenn sie nach einer Pflanze für ihren eigenen Garten suchte – was würde zum Beispiel am besten zwischen dem Spargel und dem Salat ins Beet passen? –, spitzte sich ihr Interesse zu und bekam beinahe etwas Zwanghaftes. Was war das für ein herrliches Gefühl, mit ihrer eigenen Tasche am Arm, von ihrem eigenen Vorhaben angetrieben, über den Markt zu laufen! Hier sind meine Kürbisse, hätte Angelene zu Della gesagt, wenn sie im Herbst vorbeigekommen wäre. Und sie hätte mindestens einen Kürbis, einen besonders großen und schönen, an der Ranke gelassen, wenn sie gewusst hätte, dass Della ihn sehen würde.
Oder im Sommer: Hier sind die Erdbeeren – sie würde die weichen Blätter mit der Hand beiseiteschieben, damit man die kleinen roten Früchte darunter sah –, natürlich darfst du eine probieren, und Della würde sich vorbeugen und hineingreifen, eine Erdbeere vom Stiel pflücken, sie in den Mund stecken. Bitte lass sie nicht sauer schmecken, lass sie genug Zeit in der Sonne gehabt haben, um süß auf ihrer Zunge zu sein. Hier sind die Feigen – noch nicht ganz reif, aber die Form der Frucht kann man schon erkennen, ziemlich komisch, findest du nicht? – und die Äpfel – daran arbeite ich gerade – und die Kirschen; ja, komm, lass uns jetzt ein paar pflücken, dann backe ich einen Kuchen für dich, für uns alle, zum Abendessen. Wir haben noch Sahne in der Speisekammer, die wollte ich eigentlich zu Butter schlagen, aber jetzt nehmen wir sie für das Obst, sie kommt auf die heißen Früchte und die Milchbrötchen …
Obwohl Angelene sich damals einredete, dass Della ihr gleichgültig sei, verlor sie sich erstaunlich oft in solchen Fantasien, solchen Tagträumen, in denen Della zurückkam, Angelene allein auf der Plantage antraf und ihrer lässigen, aber großzügigen Gastfreundschaft verfiel.
Sie glaubte, dass sie außer den tatsächlichen Früchten ihrer Arbeit auch jene Stunden mit ihr teilen – sie ihr schenken – würde, die sie allein in dem stillen, strahlenden Licht ihres zurückgelegenen Teils der Plantage verbrachte, zwischen halb ausgegrabenen Pflanzen
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