Im Mittelpunkt Yvonne
Umständen«, sagte Corning, »ist es am sichersten, gar nichts mehr zu sagen und vor allem, Mrs. Raleigh, nichts zu unterschreiben. Mrs. Wells ist also wieder fortgefahren, nicht wahr?«
»Davon habe ich aber auch nicht die leiseste Ahnung! Ich mische mich doch nicht in die Angelegenheiten fremder Leute. Habe gerade genug zu tun, als daß ich fortwährend am Fenster sitzen könnte, um neugierig zu beobachten, was nebenan vor sich geht.«
»Ja, ja, ja«, meinte Corning. »Ich hab’s Mr. Lam schon gesagt, daß ich es für verkehrt hielt, die Kriminalpolizei zu benachrichtigen.«
»Passen Sie mal auf, Mrs. Raleigh«, sagte ich. »Als Mrs. Wells nach Hause kam, wie kam sie da an? Hat jemand sie im Auto hergebracht? Ist sie mit dem Bus gekommen, oder..?«
»Nun, das habe ich zufällig gesehen, als sie zurückkehrte. Sie ging zu Fuß und muß wohl vom Bus gekommen sein.«
»Trug sie einen Handkoffer?«
»Nein, eine Reisetasche, keinen Koffer, bloß eine Handtasche, so von mittlerer Größe. Sie kam mir nicht sehr schwer vor.«
»Hatte sie denn dieselbe Tasche bei sich, als sie fortging?«
»Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, Mr. Lam, denn ich sah sie nicht fortgehen. Habe mich nicht im geringsten um sie gekümmert. Es war reiner Zufall, daß ich sie draußen im Garten wie gewöhnlich arbeiten sah. Ich rief ihr >Guten Tag< zu, und das war alles!«
»Haben Sie sie gefragt, ob sie verreist war?«
»Na, es ist möglich, daß ich erwähnt habe, ich hätte sie schon vermißt oder so ähnlich. Aber sie hatte ja ihre Arbeit und ich die meine. Viel haben wir nicht gesprochen.«
Ich drehte mich zu Corning um. »Sie haben gewiß noch verschiedenes zu erledigen«, sagte ich, »und ich möchte noch eine Weile bei Mrs. Raleigh bleiben. Wenn Sie also schon fahren wollen, nehme ich mir für den Rückweg ein Taxi.«
Er feixte. »Ich werde schön hierbleiben, Lam. Habe durchaus keine Eile und möchte gern hören, was Mrs. Raleigh noch zu sagen hat. Schließlich bin ich doch auch an dieser Geschichte interessiert.«
Nun, da war nichts zu machen. Ich wandte mich wieder an Mrs. Raleigh: »Sie erinnern sich doch an Leutnant Sellers, den Kriminalbeamten, der hier war? Also gewiß auch daran, daß der Leutnant und ich Mrs. Wells besuchten, kurz bevor wir zu Ihnen herüberkamen?«
»Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden«, antwortete sie.
»Heißt das, daß Sie uns da drüben überhaupt nicht bemerkt haben?«
»Doch, ich sah Sie beide dort, aber ich weiß nicht, ob Sie mit ihr gesprochen haben oder nicht. Ich erkläre ein für allemal, Mr. Lam, daß ich zuviel in meinem Haushalt zu tun habe, um dauernd meine Nachbarn beobachten zu können.«
»Das ist die richtige Einstellung!« sagte Corning. »Und im übrigen, Mrs. Raleigh, wenn Sie einen Rat von einem Mann annehmen wollen, der viel herumgekommen ist: Da Sie eine beeidigte Aussage unterschrieben, diese einem Rechtsanwalt übergeben und selbst keine Kopie davon bekommen haben, würde ich mich an Ihrer Stelle sehr vorsehen, irgend jemandem jetzt auch nur das mindeste zu sagen. Sie könnten sich, ohne es zu merken, in Widersprüche verwickeln.«
»Ich verwickle mich nicht in Widersprüche, aber ich wünschte, ich hätte wenigstens eine Kopie von dem, was ich unterschrieben habe. Und ich glaube, Mr. Corning hat recht. Nach allem, was ich gesagt habe, nun kein Wort mehr.«
»Prominente gebrauchen, wenn sie interviewt werden, einen ganz bestimmten Ausdruck, wenn sie nicht reden wollen«, dozierte Mr. Corning. »Die sagen bloß: >Kein Kommentar.< Daran ist nichts mißzuverstehen, nichts zu verdrehen oder zu entstellen.«
Mit ihren scharfen Augen musterte sie sein breit lächelndes Gesicht und sagte: »Das ist wirklich eine gute Idee. Ich hatte bloß noch erklären wollen...«
»Erklärungen kann man verdrehen«, meinte Corning.
»Ja, das kann man wohl.«
»Ich versuche nur, eine klare Linie in die Sache zu bringen, Mrs. Raleigh«, mischte ich mich wieder ein. »Sie wissen doch noch, daß Sie mir sagten, nach Ihrer Überzeugung habe Wells seine Frau ermordet?«
»Kein Kommentar.«
»Nun, und was haben Sie dem Leutnant Sellers über den Streit da drüben gesagt?«
»Kein Kommentar.«
Corning grinste sich eins. »Sie haben’s erfaßt, Mrs. Raleigh. Ich möchte ja dem Mr. Donald Lam hier in keiner Weise das Leben schwer machen, aber Sie könnten bei dieser Sache in eine schöne Zwickmühle geraten. Der Rechtsanwalt sammelt Beweismaterial für einen Prozeß, nicht
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