Im Mittelpunkt Yvonne
Korridor und holte Wanda Warren ins Büro. Sie sah erst Bertha Cool, dann Sellers, dann mich an und sagte: »Oh, wir sind, scheint’s, eine beschlußfähige Versammlung hier, wie?«
»Das sind wir!« sagte Sellers nicht gerade freundlich. »Was haben Sie uns zu sagen«?
»Lassen Sie mich mal die Glanzpunkte beleuchten«, mischte ich mich ein.
»Bleiben Sie mir mit Ihren Glanzlichtern vom Leibe! Ich wünsche eine Darstellung Von ihr«, wies Sellers mich schroff zurück.
»Das möchten Sie wohl, was, Frank?« sagte ich. »Aber wir arbeiten auf einer Vierundzwanzigstunden-Basis. Wenn wir diesen Fall nicht binnen vierundzwanzig Stunden klären, verlieren wir zweitausend Piepen. Also hören Sie erst mal mich an, und dann beginnen Sie mit Ihren Fragen.«
Ich wartete nicht ab, ob er mir das Wort ließ oder nicht, sondern redete weiter, indem ich die wesentlichen Vorgänge kurz schilderte, angefangen mit Cornings erstem und abschließend mit dessen zweitem Besuch in unserer Agentur, worauf ich Sellers das von Corning Unterzeichnete Schriftstück zeigte. Unerwähnt ließ ich nur meine Reise nach Sacramento und mein Sonderabkommen mit Lucille Patton.
Sellers hörte mir bis zum Schluß zu, ohne mich zu unterbrechen, dann begann er, seine Zigarre total zu zerbeißen. Er stand noch so breitbeinig da, den Hut auf dem Hinterkopf, die Schultern gereckt.
Ruckartig wandte er sich an Miss Warren, die sich in den
Sessel gesetzt hatte, aus dem Corning kurz vorher aufgestanden war.
»Was treiben Sie beruflich?« fragte er sie.
»Ich bin Fotomodell, Schauspielerin, übernehme alle möglichen Aufträge.«
»Zum Beispiel?«
Ich antwortete für sie: »Während der Legislaturperiode arbeitet sie in Sacramento für gewisse Interessentengruppen. Nur wenn’s dort nichts zu tun gibt, kommt sie hierher.«
»Verstehe, verstehe schon«, sagte Sellers und musterte sie jetzt genau von oben bis unten.
Sie spendete ihm ein verführerisches Lächeln, setzte sich anders hin und schlug die Beine wieder übereinander.
»Hier geht’s um Verbrechen«, sagte Sellers. »Reden Sie bei mir nicht mit Ihren Beinen, sondern mit dem Mund.«
»Was möchten Sie denn wissen?«
»Diese ganze Geschichte kommt ja nicht von ungefähr«, antwortete Sellers. »Sie kannten doch diesen Wells schon früher, wie?«
»Nein, das stimmt nicht, das dürfen Sie mir glauben, Leutnant«, sagte sie, »auf mein Wort. Für mich war das nur ein Auftrag wie viele andere. Er rief unsere Agentur an und..«
»Ich müßte Ihnen eins auf Ihren verlogenen Schnabel geben«, sagte Sellers. »Wells hat doch nicht bloß auf blauen Dunst gerade Sie für so ein Manöver ausgesucht. Er kannte Sie schon vorher.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Lügen Sie mich nicht an!« rief Sellers zornig. Dann erklärte er ruhiger, aber streng: »Von den Herrschaften hier können Sie erfahren, daß ich zu meinem Wort stehe, nach der einen oder der anderen Seite. Wenn Sie mir klaren Wein einschenken, werde ich sehen, daß Sie noch gut davonkommen. Belügen Sie mich, dann werde ich, wahrhaftig, dafür sorgen, daß Sie in dieser Stadt keine Beschäftigung mehr finden. Vielleicht kann ich Sie sogar im ganzen Lande unmöglich machen. Nun reden Sie!«
Miss Warren holte tief Luft. »Ja«, sagte sie, »ich kannte ihn schon.«
»So ist’s besser. Auf welche Weise lernten Sie ihn kennen?«
»Er ist an dem Unternehmen beteiligt.«
»Soll das heißen, daß Sie direkt für ihn arbeiten?«
»Eigentlich ja. Geschäftsführer ist Norwalk Lykens, aber Wells hat spezielle Interessen an dem Geschäft. Wie weit die reichen, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nur, daß er von Zeit zu Zeit besondere Anordnungen trifft...«
»…von Zeit zu Zeit Sie engagiert, wie?«
Sie hielt seinen scharfen Blick aus. »Ja.«
»Klingt mir schon bedeutend besser«, sagte Sellers. »Zunächst wollen wir mal von der Zeit da draußen in Banning reden. Was hat er da inszeniert?«
»Er gab Lykens telefonisch den Auftrag, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Ich sollte ihn dann sofort direkt anrufen.«
»Und das taten Sie?«
»Ja.«
»Und was ergab sich?«
»Er beauftragte mich, schnell nach dem Hause da in Banning zu fahren.«
»Was sonst noch?«
»Er erklärte mir, was ich da tun sollte.«
Sellers ging zum Fenster, sah in den Lichtschacht hinunter, zerrte den Rest seiner zermanschten Zigarre aus den Zähnen und schleuderte sie auf den Hof. Dann drehte er sich zu mir um und sagte: »Jetzt habe ich Ihnen ein paar Fragen
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