Im Mond des Raben
in seinen Worten.
»Das habe ich nicht bestritten.«
»Nicht, seit wir uns auf telepathischem Wege zu verständigen begannen.«
Seine Erinnerung daran, dass sie versucht hatte, ihre Bindung zu verleugnen, schmerzte, auch wenn es die reine Wahrheit war. Da ihre Kehle jedoch zu trocken zum Sprechen war, nickte sie nur stumm.
»Du hast vor, mich zu verlassen und zu deinem Volk zurückzukehren.«
Wieder konnte sie nur nicken.
»Du wirst mir meine Hoffnung nehmen, Kinder zu haben, meine einzige Chance auf eine Gefährtin und eine Familie.«
Sie konnte ihm nicht widersprechen. Solange sie lebten, würden weder sie noch er körperlich in der Lage sein, je wieder intime Beziehungen zu jemand anderem zu haben.
Ein Schmerz, wie Sabrine ihn seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr erlebt hatte, durchzuckte sie. »Es tut mir leid, Barr.«
»Du bist ein Feigling, Sabrine.«
Er hatte recht; sie kam sich auch schrecklich feige vor, doch es ging hier nicht um ihre Angst. »Ich habe mein Leben dem Schutz meines Volkes verschrieben.«
»Und ich habe dir angeboten, diese Last mit dir zu teilen.«
»Das kannst du nicht.«
»Weil du es nicht zulässt.«
»Bitte, Barr …«
»Bitte was? Du willst nicht, dass ich deine Pläne anspreche, dich und unsere Bindung zu verraten?«
»Ich kann nicht deine Gefährtin sein.«
»Das bist du schon.«
Außerstande, seinen Blick noch länger zu ertragen, wandte sie sich von ihm ab. »Ich kann nicht deine Frau sein.«
Ihre Erklärung traf auf Schweigen.
Nur ein winziger Luftzug warnte sie, bevor Barrs großer Körper gegen ihren prallte und sie zu Boden warf, als urplötzlich ein Pfeil durch die Luft sirrte, wo Sabrine gerade noch gestanden hatte. Noch während sie auf der grasbedeckten Erde landeten, verwandelte sich Barr bereits in seinen Wolf.
Ein weiterer Pfeil bohrte sich in die Erde neben ihnen, und Barr nutzte die Geschmeidigkeit seines Wolfskörpers, um sich blitzschnell mit Sabrine zur Seite zu rollen, bevor er aufsprang. Einen Augenblick bellte er sie an, als forderte er sie auf davonzulaufen, und dann rannte er selbst in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war.
Ein weiteres der tödlichen Geschosse verfehlte um Haaresbreite sein Herz, als er in die Luft sprang und dann weiterlief, so schnell er konnte.
Sabrine zog Arme und Beine an und rollte sich zur Seite, als ein dritter Pfeil sich in die Erde bohrte, wo sie gerade noch gelegen hatte. Dann erhob sie sich blitzschnell und rannte in geduckter Haltung und in einer Zickzacklinie auf den Waldrand zu. Da sie immer noch nicht fliegen konnte, würde eine Verwandlung ihr nichts bringen.
Das würde erst anders sein, wenn sie sich im Wald befand. Dort würde es leichter sein, den Körper ihres Raben zu verbergen als ihren menschlichen. Trotz des Schmerzes in ihrem verletzten Arm kletterte sie auf den nächsten Baum. Sowie sie sich zwischen Ästen und Blattwerk befand, nahm sie ihre Rabengestalt an, und ihre Kleider fielen herunter und blieben in den Ästen unter ihr hängen.
In Gestalt ihres Raben hüpfte sie von Ast zu Ast, bis sie hoch oben in der Baumkrone war, und erst dann hielt sie inne und suchte den Wald mit ihren scharfen Vogelaugen ab.
Sie konnte das helle Fell von Barrs Wolf zwischen den Bäumen aufblitzen sehen, doch nirgends eine Spur des Angreifers ausmachen.
Bist du in Sicherheit? , hörte sie Barrs Stimme in ihrem Kopf, nachdem er die von ihr errichteten Barrieren so mühelos beseitigt hatte, als bestünden sie aus nicht mehr als Nebel.
Ich bin hoch oben auf einem Baum und kann dich sehen.
Hast du auch unseren Angreifer entdeckt?
Nein.
Kannst du irgendetwas sehen?
Viel Wald, aber keinen Mann und auch keinen Wolf außer dem deinen.
Ich kann keine Witterung aufnehmen. Der Angreifer hat nichts hinterlassen, was ihn verraten könnte. Es müsste aber ein Geruch da sein. Barrs Frustration übertrug sich über ihre geistige Verbindung und bestürmte Sabrines ohnehin schon sehr bedrängtes Herz.
Du kannst deinen Faol-Geruch kaschieren.
Aye, aber Rowland hat seine Wölfe nicht so gut trainiert.
Offensichtlich schon. Oder zumindest einen von ihnen.
Ein gotteslästerlicher Fluch ertönte in ihrem Kopf, den sie jedoch keiner Antwort würdigte. Genau das, was hier geschah, war der Grund dafür, dass ihre Leute ihre Verstecke nicht verlassen konnten. Und warum Sabrine sie nicht im Stich lassen konnte.
Und selbst wenn sie es könnte, wäre sie im Clan der Donegals nicht sicher. Das war mehr als
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