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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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waren wie die Federn des zweiten Tieres, in das er sich verwandeln konnte. Es kam äußerst selten vor, dass ein Gestaltwandler mit der Fähigkeit geboren wurde, die Gestalt beider Elternteile anzunehmen. Sabrine hatte in ihrem ganzen Leben nur von dreien gehört, und einer war schon lange tot.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, was die seltsame – und höchst seltene – Haarfarbe dieser zierlichen Frau erzeugt haben könnte, bis Verica näher trat und Sabrine klar und deutlich ihren Duft wahrnahm.
    Es war der eines Wolfes.
    Kein anderer Gestaltwandler hatte das tiefschwarze Haar des Raben, außer dem Raben selbst … was nur bedeuten konnte, dass diese Frau die Fähigkeit besaß, sich sowohl in einen Wolf als auch in einen Raben zu verwandeln. Was wiederum nur möglich war, wenn ihre Eltern das eine und das andere gewesen waren.
    Entsetzt über die Bedeutung dieser Erkenntnis, konnte Sabrine die andere Frau nur sprachlos anstarren.
    Verica hingegen funkelte Barr wütend an. »Ihr habt nach mir gerufen?«, fragte sie kühl.
    »Diese Frau braucht eine Heilerin.«
    »Was habt Ihr mit ihr gemacht?«
    »Was fällt euch ein, so etwas zu fragen?!«
    »Wieso denn nicht? Soll ich etwa so tun, als suchte Circin nicht jede Nacht meine Hilfe für Verletzungen, die Ihr ihm beim Training zugefügt habt?«
    »Da Euer Bruder eines Tages der Laird sein wird, muss er ein starker Krieger werden.«
    »Er ist doch noch ein Kind.« Die zierliche Frau schien kein bisschen eingeschüchtert von ihrem hünenhaften Laird zu sein.
    Entweder war sie völlig furchtlos, dumm oder erstaunlich gut darin, den Duft ihrer Emotionen zu kaschieren, was eine Fähigkeit war, die die Faol nicht im gleichen Maß besaßen wie die Éan.
    Sabrine wusste schon jetzt, dass ihr diese Frau sympathisch sein würde.
    »Er würde es Euch nicht danken, dass Ihr ihn als Kind bezeichnet. Ein Chrechte, der sechzehn Sommer hinter sich hat, ohne je ein Schwert geführt zu haben, und wenn auch nur in einem Scheinkampf, ist eine Schande.«
    »Circin ist keine Schande!«
    »Nein, aber seine Ausbilder sind es.«
    Irgendetwas, ein Anflug von Unbehagen vielleicht, regte sich bei der Erwähnung der Ausbilder im Gesicht der Frau. »Als Circin noch jünger war, hatte ich ihm davon abgeraten, mit den älteren Chrechten des Clans zu trainieren.«
    »Ihr werdet mir Eure Gründe dafür erklären müssen, sobald Ihr Euch um diese junge Frau gekümmert habt.«
    »Diese junge Frau nennt sich Sabrine, wie Ihr sehr wohl wisst, Laird«, sagte Sabrine stirnrunzelnd zu Barr.
    Er antwortete mit einem Lächeln. »Ich fragte mich schon, ob Ihr neben der Erinnerung vielleicht auch noch die Sprache verloren hättet.«
    »Ihr habt Eure Erinnerung verloren?« Vericas Stimme klang scharf, als sie sich wieder an Barr wandte. »Warum habt Ihr nichts gesagt? Eine Schädigung des Gehirns kann sehr gefährlich sein. Sabrine könnte ganz normal erscheinen und dann einfach einschlafen und nicht wieder erwachen.«
    Barr stieß ein tiefes, Furcht einflößenden Knurren aus, das beide Frauen erschrocken zusammenfahren ließ. »Sie wird nicht sterben.«
    Verica nickte, als müsste es so sein, nur weil der Laird es sagte. »Jemand muss nachts bei ihr wachen.«
    »Das tue ich.«
    »Ihr? Aber Ihr seid der Laird!« Zum ersten Mal wirkte die Wolf-Raben-Frau verunsichert. Die Nacktheit ihres Clan-Führers schien ihr nichts ausgemacht zu haben, was allerdings auch nicht überraschend war angesichts der Tatsache, dass die Männer in den Highlands noch sehr häufig nackt kämpften oder jagten. »Sie ist nicht Eure Gefährtin, oder?«
    »Ich bin keines Wolfes Gefährtin«, erklärte Sabrine mit größerer Bestimmtheit, als sie tatsächlich empfand. Egal, wie sie auf den hünenhaften Kerl reagierte – eine solche Verbindung würde sie nie eingehen können.
    Nicht nur der Sicherheit ihrer Leute, sondern auch ihrer eigenen wegen. Die Éan würden eine Verbindung zwischen einer der ihren und dem Feind nie akzeptieren.
    Sie könnte wegen Verrats getötet werden, zumindest jedoch müsste sie mit der Verbannung rechnen. Und ihre Leute konnten es sich nicht leisten, sie zu verlieren.
    Beide Donegals musterten sie mit unterschiedlich abwägenden Blicken. Barrs war selbstbewusst und schon fast zuversichtlich, während Vericas von Erstaunen geprägt war. Dennoch stellte sie die Frage nicht, die buchstäblich zwischen ihnen in der Luft hing, sondern zeigte auf ein Zimmer auf der anderen Seite des Gangs. »Lasst uns dafür sorgen,

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