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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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stellte den Korb ab, und ihr gesenkter Blick huschte zwischen ihrem Laird und ihrer Herrin hin und her.
    »Wenn der Junge an seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag noch immer keine Führungsqualitäten hat, werde ich die Verantwortung für ihn und seinen vom Aberglauben heimgesuchten Clan abgeben.«
    Statt gekränkt zu sein von diesem Seitenhieb gegen ihren Clan, nickte Verica sogar erfreut. »Habe ich Euer Wort darauf?«
    »Das habt Ihr.«
    Verica öffnete den Korb und nahm ein Päckchen Kräuter heraus, das sie dem Mädchen übergab. »Gib zwei Prisen davon in das Wasser und rühr gut um!«
    Das Mädchen tat wie geheißen, und dann goss Verica etwas von dem Wasser in eine kleinere Schüssel und vermischte es mit verschiedenen anderen Ingredienzen. Nachdem sie in der großen Schüssel ein Tuch befeuchtet hatte, begann sie, sehr gründlich die Wunde an Sabrines Arm zu reinigen. Als das erledigt war, bereiteten sie und das junge Mädchen Breiumschläge vor, die sie dann an beiden Seiten der Wunde auflegten. »Das müsste alles Gift herausziehen«, sagte Verica.
    Mit sauberen Leintüchern verband sie nun Sabrines Oberarm, bevor sie auch jeden Kratzer gründlich reinigte und eine Salbe darauf auftrug. Barr beobachtete alles sehr genau. Verica nahm jedoch nicht mehr Rücksicht auf Sabrines Schamgefühl als er. Kein Wunder, schließlich sind beide Chrechten, dachte Sabrine. In den Highlands waren schon die Menschen nicht gerade zimperlich, und die Chrechten gingen sogar noch unbefangener mit Nacktheit um. Seltsamerweise hatte Sabrine bei sich jedoch ein Schamgefühl entdeckt, von dem sie bis heute nichts gewusst hatte.
    In Barrs Gegenwart war sie scheu wie eine menschliche Jungfrau.
    Barr schlug einen menschlichen jungen Krieger nieder, der mit der Kehrseite auf dem Boden landete und beim Aufprall eine große Staubwolke aufwirbelte.
    Barr hatte Verica gebeten, bei Sabrine zu bleiben, und ihr befohlen, niemand anderen in sein Schlafzimmer zu lassen. Es gab Dinge, von denen er sicher war, dass Sabrine sie noch verschwieg, und da er sie zuerst erfahren wollte, nahm er ihre Verwundung zum Anlass, sie von anderen fernzuhalten. Und wenn es seinen Wolf glücklicher machte, als es sein dürfte, sie in seinem Bett zu haben und von den anderen Männern des Clans fernzuhalten, so war und blieb das sein Geheimnis. Sein neuer Clan war allerdings sehr neugierig auf sie. Schon fünf Leute hatten sich bei Barr nach der nackten Frau erkundigt, die er im Wald gefunden hatte, und der Klatsch verbreitete sich schneller als ein Krug vergossenes Bier.
    Barr war jedoch zu sehr mit der Ausbildung von Soldaten beschäftigt, um ihre Neugier zu befriedigen, und überließ es Muin, den anderen zu erzählen, was er wusste. Was noch weniger war, als Barr ihnen hätte sagen können, und auch das war fast so gut wie nichts.
    Trotzdem schaffte es der junge Chrechte, sehr viel Wirbel darum zu machen.
    »Wenn dein Gegner größer ist als du, benutze seine Größe gegen ihn! Nutze deine eigene Geschwindigkeit und Beweglichkeit, um außerhalb seiner Reichweite zu bleiben!«, instruierte Barr den jungen Mann, den er beim Training niedergeschlagen hatte.
    Der aufmerksame Gesichtsausdruck des Soldaten wäre ein willkommener Anblick bei einigen der Chrechten gewesen, mit denen Barr und Earc gearbeitet hatten.
    Diese menschlichen Krieger wollten lernen.
    »Ich versuche es, Herr, doch Ihr seid schneller als ich, trotz Eurer Größe.«
    »Dann versuch es weiter!« Ausreden würden den Clan nicht schützen.
    Der Soldat nickte und nahm wieder eine kämpferische Haltung ein.
    »Muin! Hör auf zu schwatzen und sieh zu, dass du hierherkommst!«, rief Barr dem jungen Mann zu, der mit einer Chrechte-Frau flirtete.
    »Rowland hat uns nicht erlaubt, mit den Elitesoldaten zu trainieren«, murrte einer der anderen Donegals, der mit einer kleinen Gruppe menschlicher Männer zusammenstand, die darauf warteten, sich ein Gefecht mit ihrem neuen Herrn zu liefern.
    Da diese Bemerkung noch ungläubigeres Erstaunen in Barr hervorrief als jeder Versuch dieser Soldaten, einen Treffer zu landen, hielt er inne und drehte sich zu ihnen um. »Er hat euch getrennt trainieren lassen?«
    »Aye.«
    Welcher Narr bereitete seinen Clan nicht darauf vor, andere Chrechten zu bekämpfen? Sich zu ihrem Schutz ausschließlich auf die Wölfe zu verlassen war eine schwache Strategie, die zu viele im Clan angreifbar und wehrlos machte. Kein Wunder, dass ihr König von Rowland verlangt hatte, von seinem

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