Im Mond des Raben
Verständigung mit Sabrine nicht besser zu verbergen wusste, als ein Kind es könnte.
Sorcha war zu sehr von ihren eigenen Sorgen in Anspruch genommen, um es zu bemerken, doch Brigit warf ihrer Lehrmeisterin in der Heilkunde einen merkwürdigen Blick zu.
Sabrine strich das Plaid auf dem Bett glatt, als gelte ihre Aufmerksamkeit niemand anderem im Raum. Wir werden die Burg erst verlassen, wenn die Männer da sind.
Sabrine bezweifelte allerdings, dass Rowland im Moment eine Gefahr für Sorcha darstellte. Er würde viel zu sehr damit beschäftigt sein, einen Weg zu finden, Earc noch vor dem Duell zu beseitigen – und Barr wahrscheinlich auch.
Aber das würde Sabrine nicht zulassen. Sie konnte vielleicht nicht für immer bei den Donegals bleiben, doch sie würde den Mann, dem sie ihren Körper und einen Teil ihrer Seele geschenkt hatte, ganz bestimmt nicht sterben lassen. Nicht, solange sie ihn beschützen konnte.
Wir können uns in dem Alkoven zwischen meinem Zimmer und Circins verstecken. Von dort aus können wir die Schlafzimmertür des Lairds beobachten.
Sabrine ging zu der völlig verängstigen menschlichen Frau und blieb vor ihr stehen. »Hör zu, Sorcha! Verica und ich müssen euch jetzt allein lassen. Aber ihr werdet hier sicher sein, da jeden Moment Wachen kommen werden, um euch zu beschützen. Sagt ihnen nur bitte nicht, dass wir nicht hier sind, ja?«
»Was habt Ihr vor?«, fragte Brigit statt ihrer noch immer wie betäubten Mutter.
»Wir werden den Laird und seinen Stellvertreter retten.«
Sorcha erschrak, was bewies, dass sie trotz ihrer Benommenheit zugehört hatte. »Aber Ihr seid Frauen.«
Sabrine würdigte diese dumme Bemerkung keiner Antwort. »Ihr werdet dafür sorgen, dass die Wachen nichts von unserer Abwesenheit bemerken, ja?«
Sorcha nickte.
Brigit grinste. »Ihr seid tatsächlich eine Kriegerin, nicht wahr?«
»Ich stamme von der königlichen Linie unseres Volkes ab. Ich habe schon Männer im Kampf besiegt und werde es auch wieder tun.« Es machte Sabrine nichts aus, ein wenig zu prahlen, wenn sie das Kind damit beruhigen konnte.
Sorcha starrte Sabrine an, als redete sie dummes Zeug daher, doch Brigits Grinsen wurde noch breiter, bis sie von einem Ohr zum anderen strahlte. »Und Ihr werdet uns beibringen, wie man kämpft?«
»Ja, aber jetzt muss ich erst mal gehen.«
Brigit nickte, während ihre Mutter in offensichtlichem Entsetzen zuschaute, jedoch nichts unternahm, um sie aufzuhalten. Hoffentlich erzählt sie den jeden Moment zu erwartenden Soldaten nichts von unserem Verschwinden!, dachte Sabrine besorgt.
Ihr waren die ungewohnten langen Röcke ausgesprochen lästig, als sie mit Verica auf den Alkoven zueilte. »Hast du vielleicht ein Plaid von Circin aus der Zeit, als er ein Junge war?«
»Er ist nach wie vor ein Junge«, brummte Verica.
In seinem Clan vielleicht. Unter Sabrines Leuten wäre ein Sechzehnjähriger jedoch schon auf dem besten Wege, zum Krieger ausgebildet zu werden, und erst recht einer, der irgendwann einmal sein Volk regieren sollte. Sabrine war fünfzehn Jahre alt gewesen, als sie ihr erstes echtes Schwert geschwungen hatte, doch damals war sie auch schon Jahre im Training gewesen und hatte unter anderen Kriegern gelebt. »Sein Plaid würde mir wahrscheinlich mehr oder weniger passen«, sinnierte sie.
Verica verhielt abrupt den Schritt. »Du willst das Plaid meines Bruders tragen?«
»Du erwartest doch wohl nicht von mir, in diesem langen Rock zu kämpfen.«
»Wir werden kämpfen?« Vericas Furcht war deutlich spürbar, obwohl sie sich redlich bemühte, sie zu verbergen. Ihre Entschlossenheit geriet jedoch keinen Augenblick ins Wanken.
» Ich werde kämpfen. Du wirst in die Luft aufsteigen und mir als Augen dienen«, sagte Sabrine, da ihr verletzter Flügel es ihr unmöglich machte, selbst aus der Vogelperspektive die Gegend abzusuchen. »Du musst sehr vorsichtig sein, aber einen zwischen den Bäumen verborgenen Mörder wirst du sicherlich erspähen können.«
»Du glaubst, dass Rowland Earc von einem Komplizen ermorden lassen will?«, fragte Verica, doch es klang nicht so, als bräuchte sie sehr viel Fantasie, um sich so etwas vorzustellen.
»Ich weiß, dass er ein elender Feigling ist. Als solcher wird er einen Verbündeten mit Pfeil und Bogen irgendwo zwischen den Bäumen versteckt haben. Dieser Komplize wird versuchen, Earc aus einiger Entfernung zu erschießen, und hoffen, in der darauf entstehenden Verwirrung zu entwischen.«
»Ich glaube
Weitere Kostenlose Bücher