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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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Menschen angeschlossen hatten, änderte nichts an ihrem Ziel, die Éan auszurotten. »Die Faol haben nie aufgehört, meine Leute zu ermorden.«
    »Aber wir wissen doch nicht mal, dass ihr existiert.«
    »Dein Rudel weiß es vielleicht nicht«, räumte sie ein, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, wie das möglich sein sollte. »Andere jedoch schon.«
    »Dann hätte ich davon gehört.«
    Sabrine schüttelte den Kopf. Barrs Arroganz, die sich sehr von Rowlands Dünkel unterschied, war ein solch fester Bestandteil von ihm, dass seine Behauptung sie nicht einmal überraschte. Seine absolute Sicherheit, dass er alles wusste, was es über die Chrechten zu wissen gab, ärgerte und amüsierte sie zugleich.
    »Was immer auch für alte Feindschaften existierten, sie bestehen nicht mehr, so wie auch die Wolfsrudel keinen Krieg mehr gegeneinander führen.«
    »Du hast ja keine Ahnung!«, begehrte sie auf.
    »Sabrine.« Nur dieses eine Wort sagte er. Ihren Namen, der jedoch eine Fülle von Bedeutungen enthielt.
    Er war erstaunt über ihre unverhohlene Missachtung seiner Worte, aber sie hatte ja auch ihr Leben lang unter Chrechten gelebt statt unter Menschen. Die Éan waren ein matrilineares Volk, in der Erbfolge der mütterlichen Linie folgend, wie sie es seit undenklichen Zeiten gewesen waren – so wie früher auch die Faol, bevor sie den menschlichen Clans beigetreten waren, und vor MacAlpins niederträchtigem Verrat an seinen königlichen Verwandten.
    Während jedem Respekt erwiesen wurde, der eine Machtposition bei den Éan bekleidete, nahmen die Männer allein ihres Geschlechts wegen keine überlegene Stellung innerhalb des Stammes ein. Hätte Rowland unter den alten Chrechten gelebt, wären nicht so viele Jahre ins Land gegangen, bis er dem Tod ins Auge sah.
    »Willst du ernsthaft behaupten, dass die Rudel nie Krieg miteinander führen?«
    »Nur wenn die Clans darin verwickelt sind.«
    »Und die Highland-Clans sind fast so unberechenbar wie die Chrechten, die sich ihnen angeschlossen haben.«
    Barr zuckte mit den Schultern. »Was aber nicht bedeutet, dass die Wölfe noch immer ihren alten Groll gegen die Raben hegen.«
    »Die Éan sind mehr als nur Raben, obwohl wir die größte noch vorhandene Gruppe sind.«
    »Und die Wölfe des Sinclair- oder Balmoral-Rudels wären hocherfreut darüber, von ihrer Existenz zu erfahren.«
    »Mir fällt auf, dass du die Donegals unerwähnt lässt.«
    »Rowlands Vorurteile sind klar. Und ich würde nicht davon ausgehen, dass er keinen Einfluss auf andere in seinem Clan hatte; er hat ihn immerhin über ein Jahrzehnt geführt.«
    »Dieses Vorurteil gegen die Éan ist mehr als unerfreulich. Es ist tödlich.«
    »Darin bist du meiner Meinung nach im Irrtum«, sagte Barr, was nur bewies, dass er zu viel Ehre besaß, um Männer zu verstehen, die keine kannten.
    »Meine Eltern sind von der Hand der Faol gestorben. Und sie jagen uns auch heute noch in den Wäldern.«
    Barrs graue Augen weiteten sich ungläubig, bevor sie schmal wurden. »Das ist unmöglich.«
    »Ach ja? Und wie ist das hier passiert?«, fragte sie, erbost über seine anhaltende Arroganz, und zeigte auf die Wunde an ihrem Arm. Wie konnte er es wagen, ihre Worte anzuzweifeln? »Einer deiner Faol-Jäger hat mich angeschossen.«
    »Nein.«
    »Oh doch!« Sie hätte ihm gern noch sehr viel mehr gesagt, aber dies war nicht der richtige Ort dafür. Mit Chrechten in der Nähe, die über ein hervorragendes Gehör verfügten, könnten sie zu leicht belauscht werden.
    »Laird?«, fragte Verica in diesem Moment von der Tür her.
    Er warf ihr einen Blick zu. »Aye?«
    Ihr scharfer Blick glitt von Barr zu Sabrine und wieder zurück zu Barr, und ihre Neugier bezüglich dessen, worüber sie gesprochen hatten, durchzog wie ein würziger Geruch die Luft um sie herum. »Rowland wird eher versuchen, Earc zu töten, statt sich ihm in einem fairen Kampf zu stellen.«
    »Aye, da kann ich dir nur zustimmen. Dieser Mann besitzt sogar noch weniger Ehre als die Engländer.« Barr löste sich von der Mauer und ging zu Sabrine, um ihr in einer ebenso besitzergreifenden wie beruhigenden Geste die Hand um den Nacken zu legen. »Wir werden später weiterreden.«
    Sabrine widersprach ihm nicht. Barr musste seinen Freund beschützen, oder dieser bösartige alte Faol würde ihn töten. Und sie hatte Earc schon ins Herz geschlossen, nachdem sie erfahren hatte, wie entschieden er nicht nur Verica verteidigt hatte, sondern auch den unerfahrenen jungen Circin davor

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