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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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der Erfüllung meiner Pflichten abhalten zu lassen.« Außerdem verheilte ihre Wunde so gut, dass sie hoffte, schon bald wieder fliegen zu können. »Ich habe ohnehin kaum noch Schmerzen.«
    »Erzähl mir mehr über dein Volk!«
    Es war nicht das erste Mal, dass er darum bat, obwohl er normalerweise wartete, bis sie müde und entspannt von ihren leidenschaftlichen Umarmungen war. Trotzdem war es ihr stets gelungen, den Fragen auszuweichen und nur Kleinigkeiten preiszugeben, die ihren Leuten nicht schaden konnten.
    Sabrine öffnete den Mund, um auch dieses Mal eine vage Antwort zu geben, doch Barr hob die Hand, und seine Augen verdunkelten sich von irgendeinem unbestimmbaren Gefühl.
    »Tu das nicht!«
    »Was?« Aber sie wusste natürlich, was er meinte.
    Und er wusste, dass sie es wusste. »Beantworte meine Frage mit der Wahrheit!«
    »Ich beantworte deine Fragen immer mit der Wahrheit.« Selbst wenn es eine war, die er nicht hören wollte.
    »Mit klitzekleinen Wahrheiten. Erzähl mir von den Éan!«
    »Das kann ich nicht.«
    »Natürlich kannst du es.«
    Sie schüttelte den Kopf. Er war ihr Seelengefährte, aber er war auch ein Faol. Sie durfte das Versprechen, ihre Geheimnisse zu wahren, nicht brechen. Sie war dazu verpflichtet.
    Barrs gut aussehendes Gesicht verfinsterte sich. »Du vertraust mir immer noch nicht.«
    »Es steht mir nicht zu, dir im Namen meines Volkes zu vertrauen.«
    »Wenn nicht du, wer dann? Diese Rassentrennung muss ein Ende nehmen.«
    Der Schock über seine Worte raubte ihr den Atem. Er dachte, die Éan könnten sich den Faol anschließen? Und innerhalb der Clans leben? Das war ausgeschlossen. »Die Trennung begann mit den Faol.«
    »Und wir, die Faol, werden sie beenden.«
    »Du bist verrückt geworden. Das kann nie geschehen.«
    »Nur weil du mir nicht vertrauen willst. Unseren Legenden nach lebten einst alle Chrechten als ein Volk.«
    Das war nichts Neues für Sabrine. »Und wir befinden uns im Krieg miteinander, seit die Faol sich den Clans anschlossen.«
    »Genau. Und es wird höchste Zeit, dass dieser Krieg beendet wird.«
    »Ein einzelner Mann kann das nicht erreichen.«
    »Mit deiner Hilfe kann ich es.«
    Was er anstrebte, war nicht nur unmöglich, sondern auch ungemein gefährlich. »Hat Earc dir Vericas Geschichte erzählt?«
    »Verica hat mir selbst von ihrer Vergangenheit erzählt. Aber ich bin nicht wie ihr Vater. Er hat den falschen Chrechten vertraut.«
    »Da hast du recht. Er hat auf sich selbst vertraut, um seine Familie zu beschützen, doch all seine Kraft war nicht genug gegen die Heimtücke jener, die auf die Vernichtung der Éan aus waren. Selbst heute noch wollen sie unser Volk von innen heraus zerstören.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Um ein Haar hätte sie verraten, was sie über den heiligen Stein und die Notwendigkeit der Éan wusste, ihn zu besitzen! Als ihr das bewusst wurde, presste sie die Lippen zusammen und schloss Barrs Gedanken mit ihrer ganzen Chrechte-Disziplin aus ihrem Bewusstsein aus.
    »Verdammt noch mal, Sabrine, du musst mir dein Vertrauen schenken!«
    »Wenn es nur um mich ginge, würde ich es vielleicht tun, aber ich darf meine Leute nicht gefährden.«
    »Ich werde ihnen nichts zuleide tun.«
    »Vielleicht nicht absichtlich.«
    »Doch du glaubst, dass ich es tun werde.«
    »Ja.« Das Wort war nur ein Flüstern, aber Barr hatte es mitbekommen.
    Sein Stirnrunzeln war schon beängstigend, noch schlimmer jedoch war sein gequälter Blick. »Du wirst meinen Wolf nie akzeptieren.«
    Sabrine konnte nichts darauf erwidern. Sie schüttelte den Kopf, nicht, um ihm zuzustimmen, sondern weil sie einfach nicht wusste, was sie sagen sollte.
    Sie merkte allerdings sofort, dass er sie missverstanden hatte, als sein ganzer Körper sich versteifte. Er strahlte nun eine stoische Gelassenheit aus, die auch den kleinsten Anflug von Gefühl verbarg. Eine viel undurchdringlichere Barriere als jede andere, die sie hätte errichten können, erhob sich zwischen ihnen.
    Sabrine streckte die Hand aus, um ihn zu berühren. »Barr …«
    Er fuhr zurück, und zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, schaute er sie mit dem Abscheu an, den sie schon immer gefürchtet hatte. Nur wusste sie jetzt, dass er sie nicht verachtete, weil sie ein Rabe war; sie hatte diesen Widerwillen ausschließlich ihrer eigenen Feigheit zu verdanken.
    »Du bist meine wahre Seelengefährtin.« Er hatte diese Forderung nie mit etwas anderem als Freude und Zufriedenheit erhoben, doch jetzt lag nichts davon

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