Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
Vom Netzwerk:
befreien.
    »Ich glaube allerdings nicht, dass die anderen Frauen ihre nackten Beine zeigen werden, um sich zu verteidigen.«
    »Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, was eine Frau alles tun würde, wenn ihr Kind in Gefahr ist.« Sabrines eigene Mutter hatte sie zum Zufluchtsort ihrer Leute zurückgeschickt, während sie, eine ausgebildete Heilerin, aber keine Kriegerin, zu ihrem Mann geeilt war, um gemeinsam mit ihm die Faol, die sie verfolgten, zu bekämpfen.
    Barr nickte. Seine Augen verrieten Verständnis, doch Sabrine glaubte, es sich nur einzubilden.
    »Sie hat den Laird angegriffen«, flüsterte jemand.
    Enttäuschung stieg in Sabrine auf, und sie runzelte ärgerlich die Stirn. Diese Frauen mussten begreifen, dass sie auch in der Lage sein mussten, sich gegen ihren Laird zu wehren, sollte es nötig sein. Die Frauen dieses Clans waren völlig anders als die weiblichen Éan, und dennoch fühlte sich Sabrine ihnen immer mehr zugehörig.
    Was ein weiterer Grund zur Sorge für sie war.
    »Ich habe nur versucht, euch zu zeigen, dass das bisher Gelernte nicht ohne Verwendungsmöglichkeiten ist.«
    »Es war kein echter Angriff«, wandte Barr ein und zuckte ein wenig abschätzig mit den Schultern.
    Verärgert öffnete Sabrine schon den Mund zu einer scharfen Antwort, wurde aber von Earc aufgehalten, der ebenso unbemerkt auf der Lichtung aufgetaucht war wie vorher Barr. »Aye«, sagte er schnell, »wenn sie vorgehabt hätte, ihn zu verletzen, würde unser Laird jetzt bluten.« Die beiden Wölfe hatten ihren Duft übertüncht und sich so lautlos angeschlichen, dass Sabrine ihr Nahen nicht bemerkt hatte, bis Barr seinen Arm um ihre Taille gelegt hatte. Nicht zum ersten Mal war sie froh, dass die Faol, die noch immer Éan jagten, nicht das Geschick ihres Gefährten besaßen. »Unsere geheimnisvolle Frau aus dem Wald wollte nur etwas beweisen.«
    Sabrine hatte den Eindruck, dass Earc sehr genau wusste, dass dieser Beweis mehr für Barr als für die Frauen bestimmt gewesen war.
    Barrs zustimmendes Nicken trug viel dazu bei, ihren Ärger zu besänftigen, und seine Hand, die sanft über ihren Kopf und Nacken glitt, beseitigte ihn ganz. Ihr Rabe plusterte sich unter der heiß ersehnten Aufmerksamkeit auf, und Sabrine musste sich sehr zusammennehmen, um sich nichts davon anmerken zu lassen. Von Anfang an schien Barr ebenso instinktiv gewusst zu haben, was ihr Rabe brauchte, wie er auch jedes ihrer menschlichen Bedürfnisse erkannt und erfüllt hatte.
    Die anderen Frauen auf der Lichtung starrten sie noch immer in entsetztem Schweigen an (ob der Ungezwungenheit ihres Lairds oder Sabrines Angriffs wegen, darüber ließ sich streiten), als Verica die Männer fragte: »Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
    »Nein.« Barr sah nacheinander die Frauen an und schaute jeder auf bezwingende Weise ins Gesicht. Sein Blick war der eines Alphatiers. »Wir dachten nur, wir könnten euch heute ein bisschen beim Trainieren helfen.«
    »Ihr wollt uns … trainieren?« Vericas Augen rundeten sich vor Überraschung.
    »Nein. Ich werde Sabrine helfen .«
    »Ich auch«, sagte Earc.
    »Wir können nicht mit Männern trainieren«, protestierte eine der menschlichen Frauen empört.
    »Wie könnt ihr wissen, dass ihr in der Lage seid, euch gegen Männer zu verteidigen, wenn ihr nicht mit ihnen übt?«, versetzte Sabrine, wieder einmal verärgert über das übertriebene Schicklichkeitsgefühl der Clan-Frauen.
    »Das gehört sich nicht«, ließ sich eine andere vernehmen, deren Duft im Nu ganz sauer wurde vor Missbilligung.
    »Was seid ihr? Engländerinnen?«, fragte Barr mit einem deutlichen Anflug von Abscheu in der tiefen Stimme. »Wir gehören zu den Highland-Clans. Wir unterwerfen uns dem König aus freiem Willen, aber wir leben nicht nach den Sitten und Gebräuchen der Sassenach .«
    Die anderen Frauen strafften sich und warfen den beiden Sprecherinnen unfreundliche Blicke zu. So, wie die Dinge lagen, hatten ohnehin nur etwa zehn der Clan-Frauen lernen wollen, sich zu verteidigen. Nicht einmal alle Chrechte-Frauen waren bereit dazu gewesen, doch zumindest Sorcha, ihre Tochter Brigit und Verica waren dabei. Auch Aodhs Frau, Barrs neue Haushälterin, hatte die Kunst der Selbstverteidigung lernen wollen.
    »Wollt ihr in der Lage sein, euch und eure Kinder zu beschützen, oder nicht?«, fragte Earc.
    »Es ist nicht unsere Sache, uns zu beschützen. Das ist die Aufgabe der Krieger unseres Clans.« Das kam wieder von der Frau, die als Erste das Wort

Weitere Kostenlose Bücher