Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Gebiet eine Festung darstellte, eine Festung, deren Wall mehr noch aus dem Wald bestand als aus der Mauer darum herum. Selbst Sarjats Wachen bewegten sich dort nur auf den befestigten Wegen, und namenlose Schrecken lauerten im finsteren Dickicht abseits davon. Tarukans Urwald war kein Park, es war eine tödliche Falle für jeden Eindringling … wenn man den Gerüchten glauben wollte.
    »Es sind Söldner«, bemerkte Mart. »Klar, dass sie in jedem Bau eine Festung sehen, wenn sie nichts weiter drüber wissen.«
    »Und Tarukan wär’s nur recht, wenn’s Volk draußen die Buxe vollhat«, fügte Tori hinzu. »So ’n paar schlimme Gerüchte über allerlei Schrecken im Gebüsch, das ist die billigste Befestigung, die man sich bauen kann.«
    Gontas zuckte die Achseln dabei. Er wollte die Gerüchte nicht so auf die leichte Schulter nehmen. Tarukan hatte Wachen auf seinem Anwesen, und womöglich einen Zauberer.
    Aber aufhalten, das schwor sich Gontas, würde ihn das nicht.

7.
    Gontas erstarrte. Stimmen!
    Zur Mitternacht hatten er und seine Kameraden eine harte Matte über die messerscharfe Mauer gelegt und waren hinübergeklettert. Gontas hatte sich erboten, durch den Wald zu gehen und die Wachen vom Pfad fortzulocken, damit seine Gefährten dort entlangschleichen konnten. Gontas war kein Bewohner des Waldes, aber er war den dichten Bewuchs des Buschlandes gewohnt, und so war es vernünftig erschienen, dass er durch das Dickicht schleichen sollte.
    Jetzt hockte er in den Büschen und beobachtete drei Gestalten, die den Waldweg entlangkamen: zwei Menschen – ein Mann und eine Frau, mit krummen Klingen am Gürtel und metallbeschlagenen Armbändern und geflochtener Lederweste als Schutz. Das dritte Wesen war ganz mit Fell bedeckt, und auf dem menschlichen Leib saß der Kopf eines Raubtiers. Das Geschöpf war größer als ein Mensch, doch es bewegte sich mit katzenhafter Geschmeidigkeit. Das fast schwarze Fell war unregelmäßig gefleckt und ließ die Umrisse der Kreatur vor dem dämmrigen Wald verschwimmen. In einem knappen, engen Lendenschurz steckte ein einziges breites Messer aus geschwärztem Stahl.
    Was war das für eine Bestie? Gontas drückte sich tiefer ins Unterholz. Er kauerte hinter einem Riesenfarn und hielt den Atem an. Die Menschen plauderten sorglos miteinander. Gontas war überzeugt, dass er an den gewöhnlichen Söldnern mühelos vorbeischleichen konnte. Aber das Katzenwesen verhielt den Schritt. Es blickte in seine Richtung, witterte …
    Da schlug der Krieger neben der Kreatur der Länge nach hin. Die Frau legte die Hand an den Schwertgriff und sprang in die Deckung des Waldes, aber der Gestrauchelte stemmte sich hoch und fluchte.
    »Stinkende Fäulnis!«
    »Was ist passiert?«, fragte die Kriegerin wachsam.
    »Da!« Der Mann hockte sich auf die Fersen und fuhr mit der Hand durch das Blattwerk und die dürren Zweige, die den Trampelpfad bedeckten. »Da, schau dir das an!«
    Er hob etwas hoch, was Gontas aus der Ferne nicht erkennen konnte. Das Laub raschelte, als würde es von einem dünnen Seil an vielen Stellen bewegt. »Mitten auf dem Weg!«, schimpfte der Söldner. »Diese Drecksviecher! Was haben die auf dem Weg verloren? Der Weg soll sicher sein, heißt es!«
    Das Katzenwesen trat einen Schritt zurück und wandte sich zu seinen Gefährten hin. Er schnurrte leise und entblößte lange Reißzähne hinter den Lefzen. Es mochte die Nachahmung eines menschlichen Grinsens sein, aber es lag nichts Freundliches darin.
    Gontas nutzte die Ablenkung und wich tiefer in den Wald zurück. So behutsam und vorsichtig wie möglich schlich er weiter, aber er war keine Katze, nicht einmal ein Bewohner des Waldes. Der zweibeinige Panther könnte ihm womöglich folgen und über ihn herfallen, ohne dass Gontas ihn vorher noch einmal bemerkte. Der Buschläufer zuckte zusammen bei jedem Rascheln, das er selbst mit einer ungeschickten Bewegung verursachte.
    Als er seine Begleiter zurückgelassen hatte, war es ihm in Wahrheit vor allem darauf angekommen, dass er allein gehen konnte. Die beiden Städter hätten ihn mit ihrer schweren Ausrüstung beim Schleichen zwischen den Bäumen gewisslich verraten. Jetzt, wo er den Panthermann gesehen hatte, wollte Gontas den Geistern danken, wenn er selbst unentdeckt blieb.
    Er würde sich von dem Weg fernhalten, quer durch den Wald bis zur Mitte des Dschungels vorstoßen und einfach versuchen, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen. Wer wusste, was für Kreaturen der Zauberer

Weitere Kostenlose Bücher