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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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der Bogen sich in den Schlingen verfing so wie seine Klinge und sein Bein.
    Gontas stieß das Bein wieder in das Loch. Dann drückte er den Bogen in den aufgeschnittenen Stiefel, sodass er sein Bein langsam herausziehen konnte. Die tückischen Schlingen blieben zurück und umklammerten das leere und faltige Leder. Mit nur einem Stiefel und ganz ohne Waffen richtete Gontas sich auf. Er zerrte den Bogen aus seinem Hosenbein und spähte umher.
    Er war immer noch allein.
    Also legte er den Hornbogen weg und zog nun mühelos die Stabklinge zwischen den Schlingen hervor, die nun locker um die Lücke lagen, die sein Bein hinterlassen hatte. Er rückte die Hose zurecht und fasste die Waffe fester. Den aufgeschnittenen Stiefel musste er in dem Loch liegen lassen. Es gefiel ihm nicht, mit nur einem Schuh und einem bloßen Fuß durch diesen Wald zu laufen, ohne zu wissen, in was er als Nächstes treten mochte.
    Er richtete sich wieder auf.
    Zwei Augen funkelten ihm kalt entgegen, und Gontas’ Herz wurde zu Eis.
    Eine riesige Spinne saß auf der Lichtung, kaum vier Schritt von ihm entfernt. Sie musterte ihn aus ihren schwarzen Knopfaugen, jedes so groß wie Gontas’ Kopf.
    Gontas verharrte reglos, den Blick unverwandt auf den Gegner gerichtet. Seine Muskeln verkrampften sich augenblicklich, und das lag nicht allein an seiner Haltung. Er hatte gegen Männer gekämpft und gegen die Tiere des Buschlandes. Er konnte sich sogar vorstellen, gegen den Raubtiermann anzutreten, den er auf dem Weg gesehen hatte.
    Aber diese Spinne schien nach seiner Seele selbst zu greifen, und Gontas spürte die Angst tief in seinen Eingeweiden. Es musste Hexerei sein, denn kein Wesen hatte ihm bisher ein so namenloses Grauen eingeflößt.
    Die Spinne bewegte sich nicht. Die beiden behaarten und verkümmerten Beinchen vor ihrem Kiefer zucken nervös. Ihr Leib war so lang wie zwei Männer und von dunklem Braun mit einem leichten Tigermuster.
    Dann setzte sie eins ihrer Beine in seine Richtung vor. So langsam, als hätte die Zeit selbst den Atem angehalten. Und ebenso langsam, wie die Riesenspinne sich auf ihn zubewegte, veränderte Gontas seine Haltung.
    Die Spinne war schnell, aber Gontas wartete ihren Angriff nicht ab.
    Er täuschte mit der Stabklinge in die eine Richtung und sprang selbst in die andere. Die Spinne tat einen Satz, dorthin, wo Gontas eben noch gestanden hatte, so flink, dass der Buschläufer nur ein wirbelndes Muster zu seiner Rechten sah.
    Dann hielt das Tier inne. Gontas spürte ein haariges Bein an der Seite und fuhr herum. Seine Klinge sauste auf ein Gelenk nieder. Gontas hielt den Schaft am äußersten Ende und legte alle Kraft in den Schlag. Ein berstendes Geräusch, seine Handgelenke schmerzten, als hätte er sich selbst die Hände abgetrennt. Doch was zu Boden fiel, war ein Bein seines Gegners, und ein wenig trübes Spinnenblut tropfte herunter …
    Die Spinne würde sich nun langsamer drehen können, behindert durch das fehlende Glied. Gontas lief am gepanzerten Vorderleib vorbei zum weichen behaarten Hinterkörper. Ein dünnes Zwischenglied verband die beiden Teile, womöglich die einzige Schwachstelle, wo er dem Tier einen tödlichen Streich versetzen konnte.
    Doch Gontas widerstand der Versuchung. Ein solcher Sieg mochte sich als trügerisch erweisen. Gontas hatte im Buschland viele große Kriechtiere gesehen und wusste, wie zäh sie waren. Selbst mit abgetrenntem Hinterleib konnte das Wesen lang genug überleben, um ihn in Stücke zu reißen, und in diesen letzten Augenblicken würde es sich umso rascher bewegen. Gontas musste seinen Feind erst wehrlos machen, indem er die schwächer gepanzerten Beine angriff.
    Die Spinne fuhr zu ihm herum.
    Gontas schaffte es nicht auf die andere Seite. Auf Höhe des Hinterteils strauchelte er. Die klackernden Kiefer des Spinnenwesens schossen auf ihn zu – da spürte Gontas, wie er an den Füßen gepackt wurde und eine gewaltige Kraft ihn von den Giftklauen fortriss.
    Die Spinne sprang wild umher und versuchte, an ihren Gegner heranzukommen. Doch bei jedem Angriff wurde auch Gontas durch die Luft gewirbelt, so schnell und so brutal, dass er nicht wusste, wie ihm geschah. Er verlor seine Klinge. Die Spinne bekam ihn nicht zu fassen, aber Gontas wurde gegen einen Baum geschleudert und dann so heftig auf den Boden, dass ihm der Atem aus der Brust gedrückt wurde.
    Gontas ruderte mit den Armen, zappelte, dann erkannte er, dass er wieder mit den Füßen festhing, diesmal in dem

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