Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Sicherheitsfaden, den die Spinne hinter sich herzog. Sie selbst war es, die mit ihrer eigenen Kraft den Menschen zur anderen Seite fortschleuderte, immer wenn sie sich zu ihm umdrehte. Sie ließ ihn gegen Bäume prallen und zog ihn durch stachelige Sträucher. Gontas rollte über seinen Köcher. Er spürte Holz brechen.
    Allmählich erlahmte die Wucht, mit der er über den Boden geschleift wurde. Die Spinne ermüdete rasch und ließ mit jeder Bewegung mehr Faden hinter sich. Der Griff um Gontas’ Knöchel lockerte sich.
    Gontas fühlte sich wie geprügelt von hundert Fäusten, doch die Furcht vertrieb die Schmerzen. Er griff an seine Füße und streifte die Reste des Fadens ab, bevor die Spinne wieder Kraft sammeln konnte. Mit einem Schwung vergrößerte er die Schlaufe aus Spinnenseide und breitete sie auf dem Boden aus. Dann lief er los. Den Faden ließ er dabei durch seine Hand gleiten.
    Als das Tier hinter ihm hersprang, bereute er, dass er den Angriff auf die schlanke Körpermitte nicht gewagt hatte.
    Er warf sich zur Seite und rollte sich hinter einen Baum, immer noch mit dem Faden in der Faust. Dann zog er daran, so kräftig er konnte. Die Schlinge schloss sich, umschlang zwei Beine der Spinne und band sie aneinander. Das Tier strauchelte und fiel platt auf die Kiefer. Gontas rannte um den Baum herum, fing ein weiteres Bein in einer Schlaufe und wickelte den verbliebenen Faden um einen dicken Ast.
    Die Spinne kämpfte gegen die Fessel an und versuchte gleichzeitig, nach ihrer Beute zu schnappen. Aber das Seil lief um den Stamm herum, und der Urwaldriese fing die Kraft der Riesenspinne ab. Sie kam nicht heran an ihren Gegner.
    Gontas wich ein Stück zurück und überschaute die Lage. Die Spinne war mit ihrem eigenen Faden an den Baum gebunden. Die Fessel war so dünn wie Seidengarn, aber sie wirkte vollkommen reißfest. Die Spinne wankte auf ihren vier freien Beinen umher, erreichte damit aber nur, was Gontas zuvor selbst hatte erfahren müssen: Mit jeder Bewegung verstrickte sie sich mehr.
    Er entspannte sich ein wenig. Sein ganzer Körper schmerzte von Prellungen. Er holte tief Luft und versuchte, seinen keuchenden Atem zu beruhigen. Am liebsten hätte er sich auf den Boden fallen lassen und sich ausgeruht, aber das Ungeheuer war noch immer gefährlich, und in der Umgebung mochten weitere Gefahren lauern. Gontas suchte im Unterholz nach seiner Stabklinge.
    Da fuhr ihm ein brennender Schmerz über den Rücken.
    Hatte die Spinne sich so schnell befreien können?
    Der Gedanke zuckte ihm durch den Kopf, während er dastand und auf die Schwärze wartete. Aber der Schmerz blieb, und er fühlte, wie sein Blut warm den Rücken hinabrann. Erst allmählich wurde ihm bewusst, dass es nicht die Spinne war, die ihn gebissen hatte.
    Gontas fluchte stumm und fuhr herum. Er hatte zu langsam reagiert, viel zu langsam.
    Der Urwald hinter lag still da, das dunkle Dickicht war undurchdringlich. Ein gutes Stück entfernt wand sich die Spinne noch immer in ihren Fesseln. Sie knackte mit den Gliedern und wirbelte Ranken und Blätter beiseite.
    Gontas kauerte sich zusammen, angespannt und bereit, loszuspringen.
    Eine neue Gefahr, und er war völlig unbewaffnet. Die Stabklinge war verschwunden, irgendwo zwischen Farnen und abgerissenen Ästen auf dem vom Kampf zerwühlten Boden. Sein Bogen lag bei dem Netz, in dem er sich ganz zu Anfang verfangen hatte. Die Pfeile in seinem Köcher waren abgeknickt, nutzlos.
    Er lauschte, spähte.
    Aus den Augenwinkeln sah er die Bewegung.
    Er sprang nach rechts und wandte sich mit einer Vierteldrehung dem Angreifer zu. Wieder zu langsam. Erneut brannte der Schmerz, zuckte diesmal flammengleich über Gontas’ Oberarm. Seine Hand fuhr durch die Luft, ohne auf einen Widerstand zu stoßen.
    Der Angreifer war bereits zwei Schritte weit fort. Er huschte zwischen dem Menschen und der gefesselten Spinne hindurch bis zum Saum eines Gestrüpps.
    Es war das zweibeinige Raubtierwesen, das Gontas auf dem Pfad gesehen hatte.
    Das katzenhafte Geschöpf hatte seine Waffe nicht gezogen. Stattdessen leckte es genüsslich Blut von seinen Fingern und starrte Gontas an. Erst jetzt bemerkte der, dass die Hände der Kreatur in langen Krallen ausliefen, genauso gefährlich wie die Reißzähne und das Messer am Gürtel. Drei blutige parallele Schnitte liefen über Gontas’ Arm.
    Das unnatürliche Geschöpf war hochgewachsen, Muskeln spielten unter seinem Fell. Sein Körper selbst war eine Waffe. Es bewegte sich lautlos

Weitere Kostenlose Bücher