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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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widerstehen kann. Womöglich ist Swerjanja noch sicher. Das liegt sehr weit weg von der Hauptstadt …«
    Er schwieg, und seine Hände schlossen sich beunruhigend fest um Swetjas Arme.
    »Ich glaube, du hattest recht«, murmelte er. »Der Mond des Styx … zu spät … zu spät.«
    Swetja schaute ihn erschrocken an.
    Plötzlich sprang Juvan auf. »Lauf!«, rief er. »Lauf los! Ich halte sie auf, solange ich kann.«
    Er sprang an einem Baum hoch, packte den untersten dünnen Ast und brach ihn ab. Dann hob er ihn wie eine Keule in die Höhe und wandte Swetja den Rücken zu.
    »Lauf«, sagte er. »Und leb wohl, mein Kind.«
    Gestalten liefen durch den mondlichttrunkenen Wald auf sie zu.
    »Die Königin!«, rief eine Stimme. »Er hat die Königin geschlagen!«
    Unwillkürlich wanderte Swetjas Blick zu der fremden Frau am Boden. Aber dort sah sie nicht die Fremde mit dem larvenhaften Gesicht, dem strähnigen schwarzen Haar und dem nebelgrauen Kleid. Die Haare, die sich um den Kopf der Gestürzten ausbreiteten, waren weiß, und sie lag in einem Meer von Silber, das im Sternenlicht funkelte – die Falten eines ausladenden Ballkleides.
    Das Kleid der Königin.
    Swetja biss in ihre Faust, um einen Schrei zu unterdrücken. Sie lief wieder los, wandte sich ab von diesem Ort des Wahnsinns und dachte an nichts anderes mehr als an Flucht. Halb blind vor Tränen ließ sie den lichten Wald hinter sich und rannte einen sanften Abhang hinab. Ein Weg durchschnitt hier das Palastgelände, und als sie über die Schulter zurückblickte, rannte Swetja gegen ein Hindernis.
    Es war weich und warm, und Swetja sah im Licht der schimmernden Zoraia rote und blaue Farben. Die Farben einer Uniform!
    Jetzt hörte sie auch das Schnauben von Pferden, das Klirren von Metall … Es war ein Trupp Kavallerie, der auf der Straße stand, als hätte er auf sie gewartet.
    Swetja schrie auf. Sie wich zurück und schlug blind um sich. Aber zwei kräftige Arme schlossen sich um ihren Oberkörper, und der Soldat, in den sie hineingelaufen war, zog sie dicht an sich und erstickte so ihren Widerstand.
    »Ho, meine Gute«, redet er beruhigend auf sie ein, als wäre sie eins seiner Pferde. »Nun mal ruhig. Und wenn Ihr wieder bei Sinnen seid, müssen wir schauen, dass wir Euch von hier wegbekommen.«

12.
    Die Umrisse eines riesigen Skorpions zeichneten sich vor Mart im Wüstengrund ab, und im nächsten Augenblick brach das Tier auch schon aus dem Boden hervor. Der Skorpion maß fast drei Mannslängen, der hoch erhobene Schwanz überragte Gontas. Das Tier war genauso hellgrau wie das Steinland selbst.
    Mart fluchte und sprang zur Seite. Sein Dromedar zerrte in die andere Richtung. Fast hätte es ihn zu Boden gerissen. Toris Packtier brüllte, es riss sich los und lief davon.
    »Meckes!«, rief sie. »Bleibst du wohl!«
    In wilden Sprüngen galoppierte das Tier über den trockenen Boden. Dabei verlor es ein Stück Gepäck nach dem anderen.
    Gontas griff mit beiden Händen nach der Führleine. Er zog den Kopf seines Packtiers nach unten und verhinderte so, dass es durchging. Aber es drehte sich wild auf der Stelle und zerrte den Buschläufer mit sich.
    Der Skorpion schnappte mit den Scheren nach Mart.
    »Die Leine«, rief Gontas. »Wirf mir die Leine zu.«
    Tori war hinter ihrem Dromedar hergelaufen. Sie sah sich um, bemerkte, wie Mart gegen den Skorpion kämpfte, und kam wieder zurück.
    Mart warf Gontas die Führleine zu, und Gontas fing sie aus der Luft. Dann lief er auf den Skorpion zu und wedelte mit den Armen. »Hier, hier, du Schnapper!«, rief er. Er warf sich zu Boden, gleich vor den klappernden Kiefern, und rollte unter einer der Scheren hindurch. Der Schwanz des grauen Skorpions peitschte nach vorn und zerriss Mart den Burnus. Der Söldner sprang wieder auf und hatte sein Schwert gezückt.
    Die Schere schnappte nach ihm. Mart schlug sie mit dem Schwert zur Seite. Es klang so, als würde er einen Stein treffen, und die Klinge hinterließ nicht einmal eine Kerbe in dem Panzer.
    Gontas hielt beide Dromedare fest. Die Tiere wollten davonrennen, aber Gontas zog ihre Köpfe mit den Leinen zueinander, sodass sie nur im Kreis laufen konnten. Langsam, wie in einem Tanz, drehten sie sich von dem Ungeheuer fort; Gontas war gefangen zwischen ihnen und drohte, unter die breiten Hufe zu geraten.
    Er packte die Dromedare am Kopf und drückte sie nach unten. »Ho, sitzt!«, befahl er. »Ruhig, meine Kleinen.«
    Er brachte sie tatsächlich zur Ruhe.
    Tori näherte sich dem

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