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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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hin und her gezerrt. Er hob die Axt, schlug auf ein Verbindungsstück, und mit zwei harten Hieben hatte er ein Stück des Schwanzes abgetrennt. Der Skorpion war frei. Er wirbelte herum und sprühte schleimiges gelbes Blut aus der Schwanzspitze. Dorn und Giftdrüse und der Schwanzrest, der abgetrennt unter dem Schild und unter Gontas’ Knie lag, zuckten noch.
    Gontas sprang auf und zog mit der Linken die zweite Axt aus seinem Gürtel. Schon stand der Skorpion vor ihm, und die Scheren schnappten zu. Gontas bückte sich, er tauchte zwischen den Scheren hindurch und stand mit einem Schritt vor den Kiefern.
    Der Ansatz der Scheren war mit einem Pelz feiner Sinneshärchen bewachsen. Gontas holte aus und stieß das stumpfe Ende der Beile mit aller Kraft gegen diese Tastorgane.
    Das Tier zuckte. Die Scheren klackerten gegeneinander. Gontas duckte sich, er tat einen Schritt zur Seite und schlug mit den Beilen gegen ein Beingelenk. Der Skorpion drehte sich weg. Schleim troff aus seiner Beinwunde.
    Klappernd huschte er davon.
    Gontas blieb schwer atmend stehen. »Das … war groß.«
    Mart humpelte heran. Er hob seinen Stiefel auf und versuchte, ihn über den Fuß zu streifen. Er verzog das Gesicht. »Die Kleinen leben hier«, sagte er. »Es heißt, an der Küste gibt es welche, die sind so lang wie zwölf Männer. Denen will ich wirklich nicht über ’n Weg laufen.«
    »Manchmal verirren sich welche ins Buschland«, sagte Gontas. »Aber die sind nur so.« Er zeigte die Größe zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Hm, bist aber fertig geworden mit ihm. Hast es mit den Achtbeinern, wa?« Tori trat zu ihnen. »Soll’n wir hinterher?«
    »Aye«, sagte Mart, »und zwar hinter deinem Dromedar, du Reisnomadin. Wir haben ein Drittel der Ausrüstung verloren, weil du nicht richtig zupacken kannst.«
    »Aye«, sagte Tori. »Und der Skorpion hat uns mit nichts als ’m Fetzen Stoff am Oberkörper erwischt, weil jemand gesagt hat, hier in der Gegend sehn wir jeden Angreifer lang vorher. Beim nächsten Mal fragen wir besser wen, der was vom Sehen versteht!«
    Sie deutete mit der Hand über dem Auge eine Klappe an.
    »Mart hat recht«, sagte Gontas. »Wir sollten versuchen, das Tier zu finden.«
    Er ging zu den beiden Dromedaren, die ihnen geblieben waren, und prüfte das Gepäck. Dann befestigte er seinen Schild wieder. Mart humpelte missmutig in seinem kaputten Stiefel herum, versuchte, den Schnitt zusammenzudrücken, und wickelte schließlich ein Seilende darum.
    »He!« Tori wies auf seinen blutigen Arm. »Den kannst du auch gleich zubinden, bevor der letzte Saft aus dir rausläuft.«
    »Sind nur ’n paar Kratzer«, sagte Mart. »Ich bin so weit.«
    Gontas machte die Tiere los, und sie brachen auf. Mart hinkte immer noch.
    Am Anfang war es leicht, der Spur des Dromedars zu folgen, wegen der Gepäckstücke, die es abgeworfen hatte. Das Wasserfass sahen sie schon vom Kampfplatz aus. Es war geborsten, und nur ein paar nasse Bretter lagen auf dem allzeit durstigen Boden des Steinlandes. Sie fanden Toris Lederwams, das sie sich lose über die Schulter warf, und schließlich sogar ihren Haken. Das schien alles zu sein, was nachlässig befestigt gewesen war, denn sie fanden nichts mehr. Der Boden war so hart gebrannt wie die Lehmziegel von Apis, und nur selten hatte der Fuß des Dromedars einen Abdruck hinterlassen.
    »Wie weit ist das Vieh bloß gerannt?« Mart stöhnte und beschirmte die Augen. Die Sonne stand vor ihnen am westlichen Horizont, und außer ihrem Gleißen sahen sie nichts.
    »Meckes!«, rief Tori. »Komm, zurück, Meckes!«
    »Hör bloß auf mit dem Scheißnamen, Frau!«, fuhr Mart sie an.
    Sie hatten schon lange keine Fährte mehr, und Gontas ging vor ihnen her und suchte den Boden ab. Endlich blieb er stehen und schaute nachdenklich nach unten.
    »Was ist?«, fragte Tori. »Eine neue Spur?«
    Gontas schüttelte den Kopf und ging weiter. Als Tori an die Stelle kam, wo er innegehalten hatte, sah sie einen gelblichen Fleck am Boden.
    »Na, das ist doch mal ’ne Spur.« Mart beschirmte wieder die Augen und spähte zum Horizont. »Wenn auch keine gute.«
    Bald sahen sie in der Ferne die Geier kreisen und gingen schneller. Sie fanden das Dromedar am Boden liegend. Alles verbliebene Gepäck lag ringsum verstreut. Die Flanke des Tiers war aufgerissen, ein Hinterbein war aufgebläht und blauschwarz verfärbt.
    »Oh Kikil!«, rief Mart. »Hat dieser verfluchte Skorpion das Dromedar vor uns erwischt?«
    Tori lief auf den Kadaver zu.

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