Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
»Meckes!«, rief sie. »Oh, nein, du verfluchtes Rabenaas! Wie kannst du mir das antun?«
    Sie kniete bei dem Tier nieder, hob den Kopf an und ließ ihn fallen. Eine Träne glitzerte in ihrem Auge.
    Sie prüften das Gepäck und fanden jede Tasche, jede Kiste aufgebrochen, den Inhalt verstreut. Es schien nichts zu fehlen, außer einigen Nahrungsmitteln, und der Rest der Vorräte war unbrauchbar. Auch von der sonstigen Ausrüstung war einiges beschädigt.
    Mart fluchte. »Wenn das der Skorpion war … Das Vieh hasst uns! Warum sollte ein Skorpion das Gepäck durchwühlen?«
    »Vielleicht waren noch andere Raubtiere hier?« Gontas sah sich um, aber außer den Geiern über ihren Köpfen regte sich nichts. »Wir sollten hier nicht zu lange bleiben.«
    »Aber was tun wir dann?«, fragte Mart. »Wir haben ein Drittel von unseren Sachen verloren.«
    »Was wir brauchen können, laden wir auf die beiden anderen Tiere«, sagte Gontas. »Es reicht auch so. Ich habe genug Vorräte mitgenommen, damit wir das ganze Steinland durchqueren können. Aber unser Ziel erreichen wir schon nach der halben Strecke.«
    »Genug Wasser fürs ganze Steinland?«, fragte Tori.
    »Genug zu essen«, sagte Gontas. »Wasser müssen wir unterwegs auffüllen.«
    »Ah ja, klar«, brummte Mart. »’s Steinland ist bekannt für seine reichen Quellen.«
    Gontas holte die Karte aus der Tasche und schwenkte sie. »Du hast mir selbst diesen Riesensee in der Mitte gezeigt, genau da, wo wir hinwollen. Selbst wenn wir sonst kein Wasser finden, darauf habe ich mich verlassen.«
    » Wenn dieser Fleck auf der Karte ein See ist«, sagte Mart. »Hab ich ja nur vermutet.«
    »Was soll’s sonst sein, Holzkopf?«, fauchte Tori ihn an. »Tarukan hat ’ne halbe Armee hier draußen. Die leben bestimmt nicht nur vom Sonnenschein.«
    Sie luden Teile des Gepäcks um. Tori zog ihre leichte Lederrüstung wieder an und streifte den Burnus darüber. Sie schnallte sich auch den Haken wieder an den Armstumpf und steckte die Messer ein, die sie noch bei ihrem Gepäck fand.
    Mart traf keine Anstalten, seine schwerere Rüstung anzulegen. Die meiste Zeit stand er nur zwischen den Dromedaren, starrte müde ins Leere und beugte sich ab und zu vor und stützte die Hände auf die Oberschenkel, als müsse er zu Atem kommen.
    »Alles klar, du?«, fragte Tori. »Sollt’n uns doch deine Schnitte mal ansehen, glaub ich.«
    »Nur Kratzer«, sagte Mart abweisend. Er nahm seinen Wasserschlauch zur Hand, aus dem er unterwegs schon öfter getrunken hatte, und ließ sich einen Teil des Inhalts über den Arm rinnen. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht. Gontas kam zu dem Schluss, dass die klare Flüssigkeit aus diesem Schlauch kein Wasser war.
    »Was glotzt ihr so?«, fuhr Mart seine Begleiter an. »Ich kann ’nen Kratzer von ’nem richtigen Schnitt unterscheiden. Bin länger im Gewerbe als ihr zwei Setzlinge.«
    Am Abend schlugen sie ihr Lager auf einem flachen Felsen auf. Mart stöhnte und rieb sich den aufgescheuerten Fuß. Dann zog er Lederlappen, Ahle und Nadel aus seinem Packen und machte sich daran, den Stiefel richtig zu flicken. Gontas machte ein Feuer aus mitgebrachtem Brennholz und aus den Resten uralter vertrockneter Bäume, die sie unterwegs gefunden hatten. Das weiße Holz fühlte sich an wie Stein und brannte wie Kohle.
    Tori hatte ihren Burnus ausgezogen und trug nur noch ihre leichte Lederrüstung. Sie trat gegen jeden Kiesel im Umkreis und stellte sicher, dass sich nichts anderes darunter verbarg. Als sie zum Feuer zurückkam, saß Mart vor den Flammen. Er stand auf und fasste sie am Arm.
    »He, Gontas«, rief er. Er zog Tori mit sich und löste die Schnallen, die ihren Haken am Stumpf festhielten. »Wir müssen dir dankbar sein. Zum zweiten Mal. Wird Zeit, dass ich mich erkenntlich zeige – du kannst meine Frau heut Nacht haben.«
    »Was?« Tori funkelte ihn an. Sie riss sich los, und das Geschirr mit dem Haken blieb in Marts Händen zurück. Er warf es neben das Feuer und packte Tori wieder.
    »Hör zu, Weib«, sagte er. »Bist frech geworden in letzter Zeit, aber du gehörst immer noch mir, vergiss das nicht. Und ich sage dir, du wärmst heut Nacht mein Briske das Lager!«
    »Du bist wohl besoffen, du Schwein«, fuhr Tori ihn an.
    Er stieß sie in Gontas’ Richtung. »Gehorch mir endlich, verdammtes Gossenstück!«
    Tori taumelte vom Feuer weg. Gontas hockte auf den Fersen, drei Schritt entfernt. Er hatte den Wortwechsel mit einem Stirnrunzeln verfolgt. Jetzt fragte er

Weitere Kostenlose Bücher