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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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hassenswerten Gesichter ihres Freundeskreises erschien auf dem Sandsack und wurde von ihm zerschmettert.
    Schließlich ließ er von seinem Trainingsobjekt ab. Er löste die Klettverschlüsse an den Handgelenken und zog sich die Trainingshandschuhe ab. Zeit für die Dusche. Das war fast das Beste am harten Training. Diese große Entspannung unter den weichen Wasserstrahlen.
    Herwig wechselte noch ein paar Sätze mit seinem Trainer, packte sein nasses Trainingszeug zusammen und ve rließ Butchers Sport- und Fitnesscenter.
    Herwig setzte sich ans Steuer seines schwarzen Golf GTI und legte eine Rolling Stones-Kassette ein. Das war, neben seiner Vorliebe für das Boxen, ein Relikt aus seiner Jugendzeit: Er fuhr auf den guten, alten, ehrlichen Londoner Beat ab.
    " It`s all over now...", dröhnten ihn die vier Lautsprecher im Inneren des Golfs an. Er ließ den Wagen an. Herwigs Laune stieg sprunghaft weiter an. Er hatte sich schon so oft ausgemalt, einfach mal zu Lin ins Westend zu düsen, ihrem blöden, erfolgreichen, langweiligen Mann ein paar 'runterzuhauen, Lin ins Auto zu packen und einfach mit ihr abzudröhnen.
    Die letzten Töne von " It`s all over now" verklangen. Und dann der nächste Song: "The Spider and the fly". Herwig begann wie ein hospitalisiertes Kind am Steuer vor und zurück zu wippen. Diese Musik war typisch für die Rolling Stones, bevor sie so richtig berühmt geworden waren.
    Herwig zog nichts nach Hause. Er hörte diese Musik, ein simpler Song aus der "Rhythm and Blues" Ära, der von Maloche, Langeweile, Trinken, Rauchen und Anmache erzählte, aber doch neben diesen Banalitäten den gewissen Mick Jagger-Kick hatte: "Don`t say Hi, like the spider to the fly, jump right ahead and you`re dead." (Sag nicht wie die Spinne zur Fliege: Hi! Immer `rein mit dir, und schon bist du tot.)
    Irgendwie turnte Herwig diese Vorstellung von Spinne, Fliege und Tod an. Und als er das riesige Spinnennetz dann leuchtend am Himmel sah, hielt er den Golf sofort am Straßenrand an. Es war wie ein Zeichen. Herwig war keineswegs abergläubisch und glaubte schon gar nicht an dieses komplexe System von Fügungen des Karmas wegen, mit dem seine Frau ihm immer wieder auf die Nerven ging. Verdammt, murmelte er vor sich hin, die Welt ist voller Netze. Dann lachte er laut: "Okay, sagte die riesige Fliege, her mit der Spinne."
    Immer noch lachend stellte er den Motor ab, stieg aus und ging zum SPIDERWEB hinüber.
     
    ******
     
    Daniel trug sich mit dem Verdacht, dass die Nächte immer dunkler wurden. Dies war die zweite Nacht, in der er vor seinem eigenen Haus auf der Lauer lag. Für diesen ungewöhnlichen Zweck hatte sich Daniel mit einem Leihwagen, einem kleine n Honda Civic versorgt. Er wartete seit drei Stunden.
    Dan iel sah auf. Da tat sich was. Die Außenbeleuchtung seines Hauses sprang an und stieß schlagartig ihre weißen Lichtfinger in die Schwärze der Nacht.
    Daniel sah Lin zur Garage hinübergehen. Sie trug einen schwarzen Lederrock und eine noch schwärzere Samtjacke. Lins Gesicht leuchtete unnatürlich hell durch die Dunkelheit herüber. Ihre rot gemalten Lippen wirkten wie ein Blutfleck.
    Sie sah sich nervös um und bestieg den weißen Saab. Lin setzte zurück , und ein unangenehmes Knirschen schmerzte in Daniels Ohren. Offenbar hatte Lin den Mauerpfosten an der Garagenausfahrt gestreift.
    Daniel ließ ihr hundert Meter Vorsprung, dann startete er den Honda. Sie fuhr schnell. Die Lichter der Großstadt rasten an Daniel vorbei. Die Bilder begannen ineinander zu verschwimmen wie ein zu schnell laufende r Film. "Millionen Menschen wohnen hier", dachte er, "und keiner weiß, dass ich meine Frau vor etwas zu beschützen versuche, das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Versuche ich sie wirklich zu beschützen", grübelte Daniel, "oder treibe ich sie diesem ETWAS in die Arme?"
    Der Saab fuhr in Richtung Innenstadt, durchquerte sie und bewegte sich auf den Hafen zu. Lin näherte sich einem Viertel, das vor allem von Lagern der Verpackungsindustrie und aufgemotzten, aber diskreten Schuppen geprägt war, die ungewöhnliche Bars und Absteigen beherbergten.
    Daniel registrierte in seinem Honda, dass ihm die Gegend sehr bekannt vorkam. Er sah Lin h alten und aussteigen. Daniel fuhr den Honda auf den Bordsteinrand. Die vier Erker des Hauses drohten mit ihren Spitzen in den Himmel. Das Neonspinnennetz bestätigte Daniel klar, wo er war: Das SPIDERWEB war angesagt.
    Aber wie zum Teufel konnte Lin wissen, wie zum Teufel konnte

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